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[...] Der erste Schritt wird darin bestehen, dass die Waffenlager
und die gesamte Rüstungsindustrie vom Proletariat mit Beschlag belegt
werden. Dann müssen die industriellen und landwirtschaftlichen
Großbetriebe in den Besitz der Gesellschaft überführt werden. Es kann
kein Zweifel bestehen, dass sich diese sozialistische Umschaltung der
Produktion bei der hohen und stark zentralisierten Form dieser
Wirtschaftsgebilde in Deutschland verhältnismäßig leicht und schnell
vollziehen lässt. Wir besitzen ferner ein bereits hoch entwickeltes
Genossenschaftswesen, an dem vor allem auch der Mittelstand interessiert
ist.
Auch
dies ist ein geeignetes Mittel zu einer wirksamen Durchführung des
Sozialismus.
Wir sind uns völlig klar darüber, dass es sich bei dieser Sozialisierung
um einen langen und großen Prozess handelt. Wir verhehlen uns keineswegs
die Schwierigkeiten, die dieser Aufgabe entgegenstehen, zumal in der
gefährlichen Situation, in der sich unser Volk jetzt befindet. Aber
glaubt jemand allen Ernstes, dass sich die Menschen den geeigneten
Zeitpunkt für eine Revolution und für die Verwirklichung des Sozialismus
nach ihrem Gutdünken und Belieben auszusuchen vermögen? So ist der Gang
der Weltgeschichte wahrlich nicht! Jetzt geht es nicht an zu erklären:
Für heute und morgen passt uns die sozialistische Revolution nicht in
unseren sorgfältig ausgerechneten Plan; aber übermorgen, wenn wir besser
dazu vorbereitet sind, wenn wir wieder Brot und Rohstoffe haben und
unsere kapitalistische Produktionsweise sich wieder in vollem Gang
befindet, dann wollen wir über die Sozialisierung der Gesellschaft mit
uns reden lassen. Nein, das ist eine grundfalsche und lächerliche
Auffassung von dem Wesen der
geschichtlichen Entwicklung. […]
Der entscheidende Augenblick ist gekommen. […]
Die Verwirklichung des Sozialismus ist unvermeidlich; sie muss
kommen, gerade weil wir die Unordnung, über die man sich jetzt so
aufregt, endgültig überwinden müssen. Aber diese Unordnung ist
unüberwindlich, solange die Machthaber von gestern, die wirtschaftlichen
und politischen Gewalten des Kapitalismus, am Ruder bleiben; denn sie
haben dieses
Chaos verursacht. [...]
(aus: Karl Liebknecht, Was will der Spartakusbund?
Rede in den Unionsfestsälen in der Hasenheide in Berlin, 23. Dezember
1918, in: ders., Ausgewählte Reden und Aufsätze, Berlin (DDR) 1952,
S.505-520)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
07.12.2024