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Wissen, wie's geht: Materialgestützte Erörterung

Überblick



  Eine materialgestützte Erörterung ist eine schulische Schreibform. Die Schreibaufgabe besteht darin, sich im Rahmen eines erörternden Texts, manche sagen auch argumentativer Text dazu, mit einem Thema auseinanderzusetzen, über das man sich mit einer Auswahl unterschiedlicher Materialien informieren kann.

Die Materialien bestehen aus einer Auswahl unterschiedlicher kontinuierlicher und diskontinuierlicher Texte, d. h. es finden sich darin

In der Regel ist eine bestimmte Themenstellung bzw. Problemstellung Teil der jeweiligen Schreibaufgabe.

  • So könnte sie z. B. als freiere Form der Erörterung, zu denen Materialien über die Bereitschaft, sich in unserer Gesellschaft ehrenamtlich zu engagieren, lauten:

    • Schreiben Sie einen Kommentar, der sich mit dem ehrenamtlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland auseinandersetzt.

  • Eine anderes Beispiel mit Materialien über Medien und die Mediengesellschaft könnte lauten:

    • Medien sind aus unserer Welt heute nicht mehr wegzudenken. Schreiben Sie eine Rede, mit der Sie auf einer Schulversammlung dafür eintreten, einen schulinternen, kostenlosen und für alle Endgeräte verfügbaren Hotspot für die mobile Internetnutzung einzurichten.

In beiden Beispielen ist neben der Themen- bzw. Problemstellung auch das Textmuster vorgegeben, dem beim Schreiben gefolgt werden soll (Kommentar bzw. Rede). Das ist, schon aus Zeitgründen,  insbesondere bei Klassenarbeiten und Klausuren, üblich.
Aber die Schreibaufgabe kann natürlich auch komplexer gestellt sein. Das ist z. B. dann der Fall, wenn man aus den vorgegebenen Materialien selbst eine Problemstellung erarbeiten muss, die im Anschluss daran erörtert werden soll. Das Erschließen einer solchen Problemstellung kostet natürlich in der Planungsphase deutlich mehr Zeit.
Noch komplexer kann die Schreibaufgabe werden, wenn die Materialien zu einem bestimmten Thema (mit oder ohne konkrete Fragestellung) selbst recherchiert und mit einer zahlenmäßigen Begrenzung ausgewählt werden müssen, um eine entsprechende Informationsgrundlage für das eigene Erörtern zu schaffen. Eine solche Schreibaufgabe wird z. B. als so genannte Kompendiumaufgabe in den Abschlussprüfungen für die Realschule in Baden-Württemberg, aber auch anderen Bundesländern, verwendet.

Expliziter und impliziter Textbezug

Die Materialien dienen im Allgemeinen als Informationsgrundlage zum Thema. Damit soll vermieden werden, dass Schülerinnen und Schüler quasi aus dem hohlen Bauch schreiben, ohne sich mit wesentlichen Informationen zum Thema und ggf. kontroversen Standpunkten dazu vertraut gemacht zu haben. Auch wenn man sich - sofern die Schreibaufgabe nicht anderes vorsieht - nicht explizit mit einem Text und seinen Aussagen auseinandersetzen muss, wie dies bei der Texterörterung der Fall ist, ist die inhaltliche Erfassung der Materialien ein Muss! Dennoch ist einem bei einteiligen Schreibaufgaben nach dem obigen Muster weitgehend selbst überlassen, was und wie viel davon in die eigentlichen Erörterung einfließt. Verlangt wird dabei aber keine ausdrückliche (explizite) Bezugnahme auf Inhalte und Aussagen der vorliegenden Materialien, aber irgendwie einfließen lassen, sollte man schon einiges davon (impliziter Textbezug). Nur Abschreiben geht natürlich gar nicht und auch das bloße Referieren und Paraphrasieren ist weder eine eigenständige gedankliche Leistung noch entspricht dies der geforderten eigenständigen sprachlichen Gestaltung mit deutlicher Distanz zu den Materialien der Auswahl.
Wo beim Erörtern auf die Materialien konkret Bezug genommen wird, muss das auch kenntlich gemacht werden. (Zitieren: Die wichtigsten Regeln)

Um die Schülerinnen und Schüler zu einem reflektierten Umgang mit den in den Materialien angebotenen Informationen und Standpunkten anzuhalten, wird dies mitunter auch in der Schreibaufgabe selbst formuliert und damit auch eingefordert. Ein Beispiel des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung München für die Abiturprüfung in Bayern kann dies verdeutlichen:

"Nehmen Sie Stellung zu der Notwendigkeit, den Möglichkeiten und den Grenzen der Sprachpflege in der heutigen Zeit! Beziehen Sie sich bei Ihren Ausführungen auch auf die beigefügten Bild- und Textmaterialien!"
(http://www.isb.bayern.de/download/10363/materialgestuetztes_eroertern.pdf, 12.2.2013)

Man sollte sich indessen nicht täuschen lassen:
Die Materialien haben immer ihren Sinn und ihre Inhalte müssen bei der Erörterung im Blick gehalten werden.  So heißt es denn an gleicher Stelle, dass die Problemstellung eigenständig und inhaltlich fundiert zu behandeln ist. Zugleich sollen aber auch "Kerngedanken aus den Materialien aufgegriffen und inhaltlich selbständig verarbeitet werden." (ebd., Hervorh. d. Verf.)
Und was vielleicht noch wichtiger ist:
"Das Material liefert Informationen für eine vertiefte Auseinandersetzung und erleichtert die Stoffsammlung, woraus sich ein gesteigerter inhaltlicher Anspruch ergibt."

Einteilige und mehrteilige Schreibaufgaben

Schreibaufgaben zum materialgestützten Erörtern können entweder einteilig oder mehrteilig sein.

  • Einteilig sind alle Schreibaufgaben, die aus einer kurzen Problemstellung und einem Schreibauftrag, meistens mit Vorgabe eines bestimmten Textmusters, bestehen. (vgl. Beispiele oben)

  • Mehrteilig sind Schreibaufgaben, die im Allgemeinen aus zwei oder drei einzelnen Schreibaufgaben bestehen, die als Textprodukt keinen gemeinsamen, einzelnen, in sich geschlossenen Text ergeben. Stattdessen werden unterschiedliche Schreibaufgaben gestellt, die sich zwar im vorgegebenen thematischen Zusammenhang bewegen, aber unterschiedliche Schreibformen darstellen. Meistens wird dabei eine Schreibaufgabe vorangestellt, welche die inhaltliche Erfassung der Materialien und/oder die Herausarbeitung des Gedankenganges mit seinen argumentativen Strukturen dokumentieren soll. Solche Schreibaufgaben zur Textwiedergabe sind, wie auch andere Schreibaufgaben, der eigentlichen Erörterungsaufgabe, die, meistens in freieren Formen, zu einem in sich geschlossenen (=kohärenten) Text führen, vorangestellt.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 29.09.2013

 
     
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