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Wer
zählt die Tränen, die wegen der Bemerkung "Thema verfehlt!"
unter dem Aufsatz schon vergossen worden sind! Wen nimmt es also Wunder,
dass genau diese Frage zur
Problemerörterung
Schülerinnen und Schüler am meisten beschäftigt. Da wird mit scharfer
Munition geschossen:
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"Dem hat doch bloß meine Meinung nicht gepasst!"
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"Wie wollen Sie eigentlich wissen, was zum Thema gehört oder
nicht. Für mich gehört es einfach dazu!"
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"Da habe ich über 6 Seiten geschrieben und dann werde ich
einfach in der Luft zerrissen!"
Die
Themaverfehlung ist wirklich ein
heißes Eisen. Eines ist aber wohl sicher: Eine Todsünde - wie noch vor
einigen Jahren und Jahrzehnten - ist sie nicht mehr. Und der nackte
Angstschweiß sollte deshalb niemandem mehr auf der Stirn stehen.
Der Wandel hat vielfältige
Gründe:
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Die Einstellungen von Lehrerinnen und Lehrern haben sich geändert: Es
zählt nicht mehr nur, was ein Lehrer über ein Thema denkt, d.h. die
Horizontverschmelzung zwischen Schüler und Lehrer ist kein Ziel des
"Besinnungsaufsatzes" mehr, wie man die Problemerörterung
früher nannte. Der inhaltliche Gestaltungsspielraum ist also gewachsen.
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Lerntheorie und Kognitionspsychologie haben vielfach herausgestellt,
dass die Strukturen unseres Denkens sehr unterschiedlich sind.
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Junge Leute verfügen heutzutage über ein hohes Maß assoziativer
Verknüpfungen, während die systematisch-analytische Sicht der Dinge
bei vielen weniger geschult oder vorhanden ist. ...
Schön und gut, aber was hilft's?
O. K., man kann heute immer noch das Thema verfehlen, das ist klar. Und
nicht alle Lehrerinnen und Lehrer lassen von "geliebten
Gewohnheiten". (»Das
Problem der Themaverfehlung)
Gänzlich verfehlt ist ein Thema dann,
- wenn die gemachten Äußerungen keinen oder nur noch einen
geringfügigen Bezug zum Thema haben
- wenn die Ausführungen in keiner Weise mehr als Antworten auf die
entwickelte
Themafrage gelten
können.
Wenn's passiert ist ... Wem bescheinigt wird, dass bei der Problemerörterung das Thema
verfehlt worden ist, sollte sich auf jeden Fall mit seinem Lehrer bzw.
seiner Lehrerin beraten. Denn eigentlich kommt es nur selten vor, dass
ein Thema vollständig verfehlt wird. Ein gründliche
Ursachenanalyse sollte auf jeden Fall gemacht werden!
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Meistens liegt es daran, dass die
Betrachtung
und Erschließung des Themas unzureichend erfolgt ist und keine
präzise
Themafrage erarbeitet
worden ist. Fehlt eine Themafrage oder ist sie ungenau, gerät das Ziel
der Erörterung leicht aus den Augen.
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Mitunter reißt einen auch bei der
Niederschrift
der Problemerörterung ein neuer Gedanke, die Idee schlechthin, einfach
mit sich. Und schon ist man auf Abwegen! In solchen Fällen ist es
besonders ratsam, vor dem Weiterschreiben die Themafrage noch einmal ins
Visier zu nehmen. Ist der neue Gedanke wirklich eine Antwort darauf,
kann man getrost neue Gedanken einbauen.
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Eine besondere Gefahrenquelle können auch Gefühle sein, die einem
das Gefühl von Fachkompetenz suggerieren oder die einen auf einen
bestimmten Standpunkt so festlegen, dass man alle anderen außer Acht
lässt. Dies sollte man schon bei der Themenauswahl beachten.
Die
präzise Themafrage bringt ins Ziel!
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.09.2013
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