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Die
Fernsehnutzung
von Kindern ist in das
Medienhandeln
der Familien eingebunden. Was sie dort von ihren elterlichen
Vorbildern lernen, hat einen ganz maßgeblichen Einfluss auf ihre
Gewohnheiten in ihrem restlichen Leben. Schon bald nach ihrem Eintritt
ins Berufsleben und nach dem Zusammenziehen mit einem Partner pflegen
Jugendliche schon im Alter von etwa 20 Jahren "dieselben Vorlieben und
Gewohnheiten, die sie aus ihrer jeweiligen Familie her kennen." (Sander/Lange
2006,S.9)
Der Prozess der Mediatisierung hat die Familie längst erfasst.
Dabei hat dieser Prozess auch zur
Verunsicherung der Eltern bei ihrer
Medienerziehung beigetragen. Häufig bleibt diese widersprüchlich und
inkonsequent. Zu ihrer Begründung wird dann z. B. vorgetragen,
- dass Kinder überall mit problematischen Inhalten konfrontiert
würden, und man daher das Ganze sowieso nicht wirklich beeinflussen
könne
- dass es im Fernsehen einfach keine vernünftigen Alternativen
gebe und daher allenfalls ein generelles Fernsehverbot Abhilfe
schaffen könne {vgl.
Paus-Hasebrink 2010, 22f.}
Insbesondere sozial
benachteiligte Eltern sehen häufig zu, wenn ihre Kinder
Sendungen im Fernsehen ansehen, die die Erziehungsberechtigten selbst
"eigentlich" als für sie ungeeignet einschätzen. Darunter fallen vor
allem violente, d. h. gewaltbelastete Sendungen und die
Dauerberrieselung mit
Werbung.
(ebd., S.22)
Auffällig ist auch, dass der Einfluss der Medien auf die Kinder
insbesondere in kinderreichen
Familien als gering eingeschätzt wird. Das hat dann nicht selten
zur Folge, dass "auch eine spezielle Medienerziehung weder für sinnvoll
noch notwendig erachtet" wird, mit der Begründung: "Man könne sich ja
ohnehin nicht um jedes Kind einzeln wirklich kümmern. (ebd.,
S.22)
Fernsehen gehört wie das Computerspielen auch zu den gängigen
Coping-Strategien, mit denen Jugendliche in der
Adoleszenz
auf
Schwierigkeiten oder größere Probleme reagieren. (vgl.
Gensicke
2010, S.226) Ähnliches kann wohl auch für, zumindest ältere Kinder
angenommen werden.
"Schöne Fernseherlebnisse aus der Sicht der Kinder heißt, Zeit
miteinander zu verbringen." (Götz/Holler
2009, S.20, Hervorh. d.Verf.)
Im Prinzip möchten Kinder auch beim Fernsehen Medien am liebsten
gemeinsam rezipieren, weil sie einfach ausgesprochen gerne
-
gemeinsam Zeit verbringen
-
gemeinsame Interessen
teilen
-
gemeinsam Vergnügen
erleben
-
gemeinsam genießen (z.B.
Kuscheln, Nüssle essen etc.)
-
gemeinsam gestalten (z.B.
gemeinsame Programmauswahl)
(vgl.
Götz und Holler 19-21)
Götz
und Holler (2009, S.28) bringen aber auch Gründe dafür ins Spiel,
die Kinder bewegen, lieber allein, statt mit gemeinsam mit ihren Eltern,
zu fernsehen: "Zunächst gibt es ganz alltagspraktische Gründe. Der
7-jährige Luis berichtet: »Ja, weil mein Papa, der tut dann immer so mit
der Zeitung rascheln und dann ruft immer mal wieder jemand von der
Arbeit an und dann plappert der da immer ganz laut los, dann versteh ich
nichts!« Papa telefoniert immer so laut, der Bruder schreit einem ins
Ohr oder die »Mama redet immer dazwischen « – andere Mitseher bedeuten
für Kinder oftmals nervende Störfaktoren, die kaum auf sie Rücksicht
nehmen. Zudem erscheint die Programmauswahl der Eltern oftmals als
unattraktiv. Frederick (10 Jahre) begründet seine Aussage z. B. mit:
»Weil mein Vater schaut immer nur Nachrichten. Das finde ich so
langweilig. « Und Irina (7 Jahre) bringt es auf den Punkt: »Also, am
Alleine-Fernsehen finde ich schön, dass ich dann die Sachen angucken
darf, die ich angucken will«. Nicht immer ist es aus Sicht der Kinder
also ein Gewinn, gemeinsam mit der Familie fernzusehen. Dennoch gibt es
sie, die tollen Erlebnisse mit der Familie vor dem Fernseher." |
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