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Medien und Familie stehen in einem
engmaschigen, vielfältig vernetzten und komplexen Beziehungsgefüge, das
im Schnittpunkt zahlreicher Wandlungsprozesse der Gesellschaft steht.
Ihr Verhältnis zueinander ist unter diesen Bedingungen grundsätzlich
dynamisch, Veränderungen der einen Instanz unseres Sozialsystems ziehen
auch immer Veränderungen der anderen Instanz nach sich. Als "ein
zentraler Bezugsrahmen für Medianeignung" (Theunert/Lange
2012, S.10) bleibt die Familie, selbst wenn man einräumt, dass ihre
Bedeutung "als Leitinstanz für den Mediengebrauch im Prozess des
Heranwachsens zurückgeht" (ebd.),
im alltäglichen "Doing Family" (Sander/Lange
2006, S.9) "ein Ort gemeinsamen Mediengebrauchs und
Medienerlebens und gleichermaßen ein Ort medienbezogener
Auseinandersetzung und Konflikte." (Theunert/Lange
2012, S.10)
Was Kinder und Jugendliche in der Familie über Medien und ihren Umgang mit
ihnen lernen, kann, abhängig von einzelnen Vorbildern in der Familie und
dem gesamten Medienhandeln in einer Familie, positive oder negative
Auswirkungen auf den Mediengebrauch von Kindern und Jugendlichen haben.
Und ebenso wie grundlegende gesellschaftliche Entwicklungen vor
Lebensformen im Allgemeinen und der Familie im Besonderen nicht
haltmachen, gilt dies auch für medienbasierte Aktivitäten. Der Prozess
der Mediatisierung hat die Familie längst erfasst.
Dabei hat dieser Prozess auch zur Verunsicherung der Eltern bei ihrer
Medienerziehung beigetragen. Häufig bleibt diese widersprüchlich und
inkonsequent. Zu ihrer Begründung wird dann z. B. vorgetragen,
- dass Kinder überall mit problematischen Inhalten konfrontiert
würden, und man daher das Ganze sowieso nicht wirklich beeinflussen
könne
- dass es im Fernsehen einfach keine vernünftigen Alternativen
gebe und daher allenfalls ein generelles Fernsehverbot Abhilfe
schaffen könne {vgl.
Paus-Hasebrink 2010, 22f.}
Medienpädagogische Konzepte sind aber auf die Mitwirkung von Eltern und
Familien angewiesen. Sollen sie von Erfolg gekrönt sein, müssen sie "auf
der jeweils aktuellen Beschaffenheit des Verhältnisses von Familie und
Medien aufsetzen" (Theunert/Lange
2012, S.10)
und dabei die "Verschränkungen familialer und medialer Dynamiken"
entfalten. (ebd.,
S.20) Dies erscheint heute angesichts der Tatsache, dass auch die
Familienforschung einen "Richtungswechsel" (Lange
2010, S. 14) vollzogen habe. Während sich deren Interesse längere
Zeit auf die Ausdifferenzierung verschiedener Lebensformen gerichtet
habe, konzentriere man sich heute darauf, "wie Familie heute angesichts
rasanter übergreifender Veränderungsprozesse 'hergestellt' wird."
(ebd.) Damit
rückt das, was sämtliche Familienmitglieder aktiv einbringen, um Familie
in diesem Handeln als soziales Gefüge "herzustellen", das bedeutet der
Begriff "Doing Family" (vgl.
Jurczyk u. a. 2009), in den Mittelpunkt des Interesse und gibt damit
auch den Blick auf das frei, was dabei wirklich geschieht, dass nämlich
"Familie als gemeinschaftliches Ganzes permanent neu konstruiert wird."
(Theunert/Lange
2012, S.12)
Familie
als soziales Konstrukt mit Arbeitscharakter für alle seine
Mitglieder, das "körperliche, mentale und emotionale Energien
bindet" (ebd.),
konstituiert sich heute unter Bedingungen, die schon längst nicht mehr
dem althergebrachten normativen Familienbild entspricht, in der Männer
und Frauen, Vater, Mutter und Kind einem mehr oder weniger
selbstverständlich, fast natürlich erscheinenden Lebensplan folgen
können.
Die familialen Medienwelten,
die im "Spannungsfeld von persönlicher und familialer Biografie,
soziokulturellen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen und den damit
damit verbundenen gesellschaftlichen Wandel" (Lange
2010, S. 14) entstehen, zählen zu dem vielgestaltigen und fragilen
Sozial- und Handlungsraum (vgl.
Theunert/Lange 2012, S.11), der im Schnittpunkt von
gesellschaftlichen, sozialen und technologischen Wandlungsprozessen
steht.
Dabei ist der
Strukturwandel der Familie und anderer Lebensformen von drei in
wechselseitiger Beziehung zueinander stehenden Elementen geprägt (vgl.
ebd.). Dies sind:
Diese drei "Verschränkungsdimensionen
des Sozialsystems Familie" (Theunert/Lange
2012, S.13) wirken sich auf alle Beteiligten, ihr Handeln im
Allgemeinen und ihr Medienhandeln aus.
Wandlungsprozesse im Bereich der Medien, die sich auf die
Familie auswirken lassen sich, so
Theunert/Lange (2010, S.13f.) mit zwei Dimensionen erfassen:
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.09.2013
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