|
Die auf Skinners Stimulus-Response-Modell (SR-Modell)
zurückgehende
Wirkungsforschung hat mit
zahlreichen quantitativen (Inhalts-)Analysen und experimentellen
"Laborversuchen" die Wirkungen von Gewaltdarstellungen auf die
Medienrezipienten untersucht.
Ihr
Forschungsansatz unterscheidet sich dabei deutlich von der
qualitativen
Medienforschung, auch wenn sie einseitige monokausale Überlegungen zur
Medienwirkung heutzutage überwunden hat. Dennoch muss man wohl nüchtern zur
Kenntnis nehmen, dass die weit über 5.000 verschiedenen Forschungsprojekte
dieser Art nur zu widersprüchlichen Ergebnissen gelangt sind. (vgl.
Schorb 1997, S.229) Allerdings ist es auf der anderen Seite bis heute
auch nicht gelungen, die Ergebnisse solcher Untersuchungen endgültig zu
beweisen oder zu widerlegen. Der Kritik an Menschenbild und
methodischem Ansatz der Wirkungsforschung hat dies indessen keinen Abbruch
getan. Die bekanntesten Ansätze der Wirkungsforschung gipfeln in vier sich
widersprechenden, von ihren modernen Verfechtern aber nicht monokausal
vertretenen Thesen:
-
Stimulationstheorie:
Gewaltdarstellungen in den
Medien fördern Aggression und Gewaltbereitschaft.
-
Inhibitionstheorie:
Gewaltdarstellungen erzeugen
Angst und senken damit die Bereitschaft zum Ausleben von Aggressionen.
-
Habitualisierungstheorie:
Gewaltdarstellungen entwickeln
einen Gewöhnungseffekt und wirken damit abstumpfend gegen Gewalt.
-
Katharsistheorie:
Gewaltdarstellungen bauen
Spannungen und Aggressionen ab und wirken damit auch die
Gewaltbereitschaft.
Weitere Ansätze
Neben der
Katharsis-,
der
Inhibitions-, der
Habitualisierungs- und der
Stimulationshypothese lassen sich weitere Ansätze unterscheiden (vgl.
Sacher 2007, S. 406ff.)
Die Arousal-
bzw. Erregungshypothese geht davon aus, dass man durch das Ansehen
von Gewaltdarstellungen in einen allgemeinen Erregungszustand versetzt
werden kann, der sich auch im Nachhinein noch auswirkt und das Ausleben von
Aggressionen leichter macht.
Bei
der Modelllern-Hypothese wird
angenommen, dass das Betrachten von Gewaltdarstellungen sich nicht unbedingt
in sofortigen aggressiven Neigungen und Handlungen zeigen muss. Vielmehr
kann dies auch nach längerer Zeit erst sichtbar werden und dies sogar, wenn
ein unmittelbarer Zusammenhang damit gar nicht mehr unbedingt
augenscheinlich bzw. evident erscheint. Zudem müssen sich solche
Gewaltdarstellungen auch nicht unbedingt in Gewalthandlungen niederschlagen,
sondern wirken vor allem auch dadurch, dass sie die Einstellungen,
insbesondere von Kindern und Jugendlichen, nachhaltig beeinflussen. "Kinder
und Jugendliche übernehmen häufig Wertvorstellungen und
Rechtfertigungsmuster für Gewalthandlungen von den Medienmodellen, z. B.
Gewalt 'im Auftrag', zur vermeintlichen Selbstverteidigung, zur Wahrung der
Ehre, als Rache oder zur Sühne (Faustrecht!) sei legitim. Sie beziehen
vielfach von den Medienmodellen auch ihre Einschätzung der Chancen, nicht
erwischt und nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ebenso lernen sie
daran, wie hart oder vergleichsweise harmlos die Konsequenzen sind, die dem
Gewalttäter drohen." (Sacher
2007, S. 407)
Die Annahme, dass Kinder und Jugendliche beim Aufbau eines
bestimmten Weltbildes durch Gewaltdarstellungen erheblich beeinflusst werden
können, macht sich die
Kutlivierungshypothese bzw. der
Agenda-Setting-Approach zu eigen.
Sie besagt, dass Welt von den Kindern und Jugendlichen so als etwas
prinzipiell Bedrohliches und Gefährliches gesehen und erlebt wird und man
sich darin nur mit Aggressionsbereitschaft und - willen, darunter auch
Gewalt als Mittel, behaupten kann.
Die Angsthypothese weist
darauf hin, dass Gewaltdarstellungen bei Kindern und Jugendlichen, aber auch
Senioren, auch Ängste hervorrufen kann, und dies je stärker, je eindeutiger
die Opferperspektive in der Darstellung eingenommen wird.
Insgesamt gesehen, so urteilt Sacher (2007,
S. 407) abschließend, "(erhöht) der Konsum von gewalthaltigen
Mediendarstellungen (...) in jedem Falle das Risiko aggressiven Verhaltens,
auch wenn es nicht zwingend zu einem solchen kommen muss." (im Orig. kursiv)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.09.2013
|
|