Die Vermittlung von »Kompetenzen
im kompetenzorientierten Unterricht, der über die
Vermittlung von Fachwissen (Faktenwissen,
deklarativem Wissen) hinaus z. B. auf den Erwerb von methodischen,
sozialen und ▪
metakognitiven Kompetenzen zielt, stellt auch die herkömmliche
Leistungsbeurteilung zwangsläufig in Frage.
Denn dabei "versagen
vielfach die bisherigen Strategien der Notenfindung oder bilden nur
einen bescheidenen Teilbereich dessen ab, was Gegenstand und Ziel
des Unterrichts war.
Ein neuer, erweiterter Lernbegriff impliziert
doch zwangsläufig auch einen neuen Leistungsbegriff, andere
Verfahren der Beobachtung, Interpretation, der Einstufung und der
Rückmeldung an die Schüler und Schülerinnen." (Vogelsberger
1995, S.7)
Die Leistungsbeurteilung und Leistungsbewertung, die im
herkömmlichen Unterricht in aller Regel vom Lehrer vorgenommen wird,
muss beim selbstregulierten, eigenverantwortlichen und kooperativen
Lernen in ▪
offenen
Unterrichtsformen, die von ▪
Gruppenunterricht geprägt sind, anders ausfallen.
Dabei geht es
nicht allein um die Formen dieser Beurteilung, sondern ins Zentrum
des Interesses rückt damit auch der jeweils zugrunde liegende
Lern- und Leistungsbegriff.
▪
Offene Unterrichtsformen folgen im
Vergleich mit herkömmlichen Unterrichtsformen auch einem anderen
Lern- und Leistungsbegriff. Wer als Lehrer offenen Unterricht als
Partner seiner Schüler gestaltet, folgt damit in der Regel auch
anderen Prämissen über das Lernen im Allgemeinen und Unterricht im
Besonderen. Diese Prämissen verlangen einen erweiterten Lern- und
Leistungsbegriff, der in der Schulleistung eine Gesamtheit von
zwangfreiem Lernen, schöpferischen Aktivitäten, Selbständigkeit und
Selbstverantwortlichkeit eigenem Handeln gegenüber sieht.
Der Lern- und Leistungsbegriff in herkömmlichen und
▪
offenen Unterrichtsformen unterscheidet sich in zahlreichen
Gesichtspunkten.
Eine Auswahl davon findet sich in der nachfolgenden
tabellarischen Gegenüberstellung:
Herkömmliche Unterrichtskonzepte |
Offene Unterrichtskonzepte |
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-
Kognitive und verhaltensorientierte
Bildung
-
Orientierung an den Fachdisziplinen
-
Leistungsnormierung: operationalisierte Lernziele
-
Was quantitativ messbar ist, ist
Leistung.
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rein kognitiver Lern- und
Leistungsbegriff |
erweiterter Lern- und Leistungsbegriff |
-
Fach- und Lehrplanbezogenheit
-
Verbalisierungsfähigkeit mit zahlreichen schriftlichen
Leistungsnachweisen
-
Verwissenschaftlichung des
Unterrichts
|
-
Prinzipielle, da vorgegebene Fach-
und Lehrplanbezogenheit
-
Handlungsorientierung
fachliches Lernen - methodisch-strategisches Lernen -
sozial-kommunikatives Lernen - selbstbeurteilendes Lernen
|
|
-
Partnerschaftliches Verhalten im
Lernprozess
-
Individuelle Bezugsnorm (Individualnorm
als individueller Leistungsfortschritt)
-
Bewertung der Leistungsvielfalt
-
fortwährende Beobachtung ohne Notendruck zum Zweck der
Leistungsdiagnose über festgelegte Zeiträume hinweg
-
Transparenz
gemeinsame Entwicklung eines Kriterienkatalogs mit
folgenden Bezugskategorien:
Sachbezogenheit,
Protokollierbarkeit, Überprüfbarkeit
|
(vgl.
Vogelsberger 1995,
Bendler 1995)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.04.2021