Das gilt in
allen Phasen
Vor, während und nach der Fantasiereise sollte stets darauf geachtet
werden, dass "
-
keine negative Übertragungsreaktion zur
Lehrkraft entsteht (sie entsteht insbesondere
dann, wenn die Lehrkraft eine eindeutige
Erklärung versuchen würde);
-
die Vergegenwärtigung der Gefühlslagen der
Einzelnen auch auf der Wahrnehmungsebene
stattfindet und anschließend bearbeitet wird
(z.B. durch Zeichnungen, Gestaltungen);
-
die Wahrnehmenden mit ihren Wahrnehmungen
konfrontiert werden, um zu einer inneren
Auseinandersetzung zu gelangen; hier kann
insbesondere der Gruppenprozess und gemeinsamer
Dialog vor innerer Regression bewahren;
-
eine Bearbeitung der Wahrnehmungen insbesondere
bei Erwartungen, Ängsten, Wünschen eine
Möglichkeit darstellt, sich freier gegenüber den
eigenen Bildern zu verhalten, wenn man sie als
eine Version von Wirklichkeitskonstruktion und
nicht als die "Falle des Lebens, in der man
ausweglos steckt", sehen kann". (vgl.
Reich, K. (Hg.): Methodenpool. In: url:
http://methodenpool.uni-koeln.de)
Voraussetzungen
Wie
Fantasiereisen
im einzelnen durchgeführt werden, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren
ab, welche die Fantasiereisenden selbst, die anleitende Lehrkraft und die
räumlichen, zeitlichen oder allgemein situativen Bedingungen betreffen.
-
Die Wahl eines günstigen Zeitpunkts und
eine von äußeren Störungen
freie Umgebung tragen in jedem Fall zur Entspannung und damit zur
Förderung von Fantasien bei.
-
Die Lehrkraft, die die Geschichte vorträgt, muss wirklich hinter dem
stehen, was sie tut, und selbst, zumindest für die Zeit der
Fantasiereise selbst, Stoffdruck und psychische Anspannung hinter sich
lassen, um beim Vortragen der Geschichte mit einer innerlich und
äußerlich ruhigen Stimme sprechen zu können. (vgl.
Teml
41994, S.28)
-
Besonders wichtig
ist die Bildhaftigkeit der verwendeten Sprache. Die sprachlichen
Bilder müssen so offen angelegt sein, dass sie Imaginationen evozieren
und
Zugänge zu den je individuell verschiedenen eigenen Vorstellungsbildern,
Assoziationen, Gefühlen und Stimmungen ermöglichen sowie Projektionen
eigener Wünsche anregen.
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Zugleich müssen die Bilder
und Inhalte der Geschichte auch so geartet sein, dass sie, aller
prinzipiellen Offenheit zum Trotz, zu einem in gewisser Weise
eingegrenzten Assoziationsfeld gehören, das mit dem Ziel der
Fantasiereise in Verbindung steht: So können eine neue Sicht auf ein bestimmtes
Problem möglich oder neuartige Lösungsansätze sichtbar werden. (vgl.
Reich, K. (Hg.): Methodenpool. In: url:
http://methodenpool.uni-koeln.de)

Die Nachbereitung der Fantasiereise
Im Anschluss an die Fantasiereise sollte, wenn es sich nicht um eine
einfache, lediglich der Entspannung dienende Form handelt, eine Auswertung stattfinden. Deren Ziel ist es, die auf der Reise gewonnenen
inneren Bilder auch in das Alltagsbewusstsein zu integrieren. Eine vertiefte
Aufbereitung der Erlebnisse im Sinne eines therapeutischen Eingreifens ist
damit allerdings nicht gemeint, und sollte, sofern dies dem Kind gegenüber
förderlich ist, nur von entsprechend geschulten Fachkräften durchgeführt
werden. Die Auswertung von Fantasiereisen kann auf verschiedene Art und Weise
erfolgen. Helga und Hubert
Teml
(41994,S.43)
schlagen dafür zwei Methoden vor, nämlich Erfahrungen darstellen und
Erfahrungen besprechen.
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Bei
der Darstellung von Erfahrungen
werden die Fantasiererlebnisse entweder in Ich-Form und im
Modus der Gegenwart (Präsens)
niedergeschrieben oder mit
verschiedenen Techniken der bildenden Kunst (Malen, Zeichnen,
Modellieren) ausgedrückt oder in mimisch-gestischer Form
körpersprachlich durch
Mimik,
Gesten,
Körperhaltungen,
verschiedene Aspekte der äußeren Erscheinung
etc. versinnbildlicht. Diese Darstellungen werden in der Gruppe der
Fantasiereisenden erläutert.
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Beim
Besprechen der
Erfahrungen werden die Fantasieerlebnisse, am besten in der
Kleingruppe, erzählt. Dabei ist das Prinzip
der Freiwilligkeit unverzichtbar: Wer nicht erzählen will, darf nicht dazu
gezwungen werden, Mitunter empfiehlt es sich, zuvor die Erlebnisse in
einer der oben beschriebenen Formen dargestellt zu haben, um die Zugänge
zu dem Erlebten und dessen sprachlicher Artikulation zu erleichtern. Den
gleichen Zweck können auch Auswertungsfragen haben, die
allerdings nicht "bohrend" in die Befragten dringen sollten. Diese
sollten aber nicht Anlass dafür sein, bestimmten Interpretationen der
Lehrkraft Nahrung zu geben. Ihre Aufgabe ist es zuzuhören.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
12.11.2018
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