Fantasiereisen
helfen beim Entspannen
Von den drei
Arten von Fantasiereisen sind Fantasiereisen, die zur Entspannung
durchgeführt werden, in der Schule wohl die populärsten.
Dies hat oftmals
auch mit einem verkürzten Verständnis von Fantasiereisen zu tun, die nicht
selten dafür instrumentalisiert werden, eine Klasse einfach nur zur Ruhe zu
bringen. Dabei ist Entspannung, so wie sie, durch Fantasiereisen gefördert
werden soll, nicht nur dazu da, äußere Ruhe zu bewirken. Sie umfasst auch
die innere Entspannung, in
deren Gefolge sich natürlich auch äußere Ruhe und Ausgeglichenheit
einstellen wird.
So ist denn auch Entspannung "nicht 'Spannungslosigkeit'"
sondern eine "harmonische Spannung", ein Zustand der
Eutonie (gr. eutonia = Kraft, Stärke). Wer sich in diese harmonische
Spannung bringen will, muss es lernen, sensibel in sich hineinzuhören und
hineinzufühlen. Zugleich muss man den Entspannungsübungen, ohne
vordergründige Instrumentalisierung, ihren Eigenwert zugestehen. (vgl.
Teml
41994,
S.56)
Bei der
szenischen
Interpretation
gehört die
Fantasiereise zu den grundlegenden "Verfahren, mit denen Texte, Figuren,
Szenen, Handlungssequenzen und Textstrategien szenisch dargestellt und
gedeutet werden können." (Scheller
(22008,, S.60)
Ein Mittel gegen Schulstress
Ebenso wie andere Stressphänomene ist heute auch der
Schulstress, dem sich viele Schülerinnen und
Schüler, aber selbstredend auch Lehrkräfte ausgesetzt sehen, Ursache für
zahlreiche physischen, psychischen und sozialen Probleme in der Schule.
Solchen Erscheinungen kann auf verschiedene Weise entgegengewirkt werden. In
erster Linie muss dafür gesorgt werden, dass in der Schule trotz der
Leistungsanforderungen eine entspanntes Klima herrscht. Diese Atmosphäre
muss dem einzelnen, selbst in angespannten Zeiten, die Gelegenheit geben, in
sich hineinzuhören und konzentriert zur Sache zu gehen. In einem Klima
entspannter sozialer Beziehungen sind auch die für Fantasiereisen so
wichtigen Begegnungen von Person zu Person möglich.
Unabhängig von der Notwendigkeit zur Gestaltung eines entspannten Schul- und
Lernklimas können natürlich auch bestimmte Entspannungstechniken zur
Verminderung von Stressreaktionen und Stressphänomenen beitragen.
Bewegen statt Sitzzwang
An erster Stelle steht dabei die Bewegung,
das Aufheben des Sitzzwanges beim schulischen Lernen, der insbesondere das
Bewegungsbedürfnis jüngerer Schülerinnen und Schüler hemmt. Kann dem im
schulischen Alltag nicht entsprochen werden, können
Bewegungsfantasien
helfen, angespannte Muskulatur zu entspannen und Herzschlag und Atmung zu
normalisieren.
Beispiel für
eine Bewegungsfantasie: Es gibt Tage, da ist das Aufwachen am Morgen ein besonders schönes
Erlebnis. Wir fühlen uns rundum ausgeschlafen und freuen uns auf den
Tag. Wir spüren Sonnenstrahlen auf unserer Haut, während wir die Augen
noch geschlossen halten... Und dann nehmen wir von unseren Armen und
Beinen ganz langsam Besitz... Wir spüren sie und wollen sie ganz
allmählich bewegen.... Es geht uns dann wie einem kleinen Kätzchen, das
sich aus seinem Schlaf räkelt, alle Viere von sich steckt, sich
dehnt.... Stellen Sie sich vor, sie sind dieses Kätzchen ... vielleicht
ist Ihnen danach zu gähnen ... vielleicht möchten Sie aber auch dem
neuen Tag einfach entgegenschnurren ... Spüren Sie einfach, wie schön es
ist, sich mit dem ganzen Körper, mit allen Sinnen der Morgensonne
entgegenzustrecken...
Entspannungsgeschichten
Mit Entspannungsgeschichten, die Begriffe und Wendungen
("Entspannungsworte") aus dem Bereich des in den 20er Jahren des
vorigen Jahrhunderts schon entwickelten »Autogenen Trainings einsetzen,
können Entspannungsübungen durchgeführt werden.
Nach Johannes Heinrich
Schultz (202003) umfasst das mentale Konzentrationskonzept
des Autogenen Trainings die Übungen: Ruhe, Schwere, Wärme, Atmung, Herz,
Sonnengeflecht und Stirnkühle.
Entspannungsworte und Entspannungsbilder, die den einzelnen ansprechen und
längere Zeit bei Entspannungsübungen verwendet und trainiert worden sind,
können nach einer Weile quasi automatisch Entspannung hervorrufen.
Werden
bestimmte "Entspannungsworte" immer
wieder verwendet, entwickeln sie eine entsprechende Signalwirkung, die
physiologisch messbare Entspannungsreaktionen bewirken.
Und den gleichen
Effekt, wenn nicht noch stärker in seiner Wirkung, haben auch
Vorstellungsbilder von entspannten Situationen, die zu körperlicher und
geistiger Entspannung führen können.
-
Besonders gut eignen sich dafür Bilder
aus der Natur, die Ruhe, Stille, Harmonie vermitteln.
-
Zu solchen Motiven,
die offenbar eine Vielzahl von Menschen ansprechen, gehören, Vorstellungen,
die sich mit dem Ausruhen nach einer Wanderung oder mit Erinnerungen an besonders beliebte Orte
verbinden.
-
Sie können sich aber
auch an anderen
bevorzugten Motiven, wie z. B. sich wie ein Kätzchen ausruhen,
orientieren.
-
Eine ähnliche Wirkung geht von
Metaphern aus, die
Gefühle von Leichtigkeit oder Vorstellungen, über allem zu schweben, vermitteln.
Individuelle
"Ruhebilder" können dabei nach einiger Übung als Anker für eine
Entspannungsphase dienen. (vgl.
Teml
41994,
S.54f.)
Atemfantasien, die "die natürliche Tendenz des Organismus zum Atemholen"
anregen" und zugleich zur "Verschnaufpause" einladen, stellen eine wichtige
Hilfe zur physischen und psychischen Entspannung dar. Vorgestellt wird dabei
eine Situation, "die unsere natürliche Atemfunktion anregt, eine vertiefte
Bauchatmung bewirkt, und besonders das Ausatmen betont. Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, Sie müssten die Glut
eines Kaminfeuers mit ihrem Atem anfachen. Zunächst sind Sie dabei sehr
vorsichtig ..., die Glut soll auch nicht ausgehen ... Sie spitzen Ihre
Lippen ... blasen hinein ..., lassen dann den Atem von selbst kommen und
blasen nochmals in die Glut ..." (Teml
41994,
S.56)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.12.2023
|
|