Ein komplexes Thema in Teilaspekte zerlegt und aufbereitet
Lernzirkel
bzw.
Lernen an Stationen ist ein didaktisches Konzept, bei dem ein komplexes
Thema bzw. ein komplexer Lerngegenstand didaktisch aufgearbeitet und dabei
in einzelne Aspekte aufgeteilt wird. Diesen Teilen werden im Anschluss daran von einer Lehrperson bestimmte
Arbeitsmaterialien zugeordnet, die an bestimmten Stationen mit
spezifischen, einheitlichen oder differenzierten, Aufgabenstellungen
"abgearbeitet" werden sollen.
Die didaktische Konzeption des Lernzirkels weist dabei bei Schülern und
Lehrern spezifische Aspekte auf:

Nicht alle Gegenstände eignen sich für Lernzirkel
Besonders wichtig für die Didaktik des Lernzirkels ist natürlich die Frage,
ob sich ein bestimmter Lerngegenstand überhaupt für die Arbeit mit der
Methode eignet. Generell lässt sich hier wohl sagen, dass komplexe
Lerngegenstände im ehesten in Frage kommen. Außerdem sollte auch klar sein, dass offene
Unterrichtsformen wie das Lernen an Stationen nicht per se einen besseren
und effektiveren Unterricht garantieren.
Wie effektiv ist die Stationenarbeit?
Über die Effektivität der Stationenarbeit lassen sich auf der Grundlage
empirischer Forschung nur z. T. widersprüchliche Aussagen machen. (vgl.
Hegele 1999/42008, S. 63ff.)
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Vergleichsweise unstrittig scheint die Tatsache zu sein,
dass
▪ offene Unterrichtsformen ganz allgemein die Selbstständigkeit
fördern und helfen, ein positives Selbstkonzept aufzubauen und Kreativität
zu entwickeln. Darüber hinaus fördern sie im Vergleich zu den
herkömmlichen Unterrichtsformen auch eine positive Grundeinstellung zur
Schule und schulischem Lernen. (▪
Herkömmliche
und offene Unterrichtskonzepte im Vergleich)
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Es ist nicht wirklich belegt, ob
individuellere, interessengeleitete Formen des Lernens in einem offenen
Unterricht wirklich zu besseren Lernergebnissen führen als das in einem
gelenkten Unterricht der Fall ist. Insbesondere können, so zeigen einige
Studien auf, leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler mit der
eigenverantwortlichen Strukturierung ihres Lernprozesses bald
überfordert zu sein.
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Empirisch ebenfalls noch nicht hinreichend bewiesen ist,
dass offenes Lernen tatsächlich auch problemorientiertes und kreatives
Lernen fördert. Allerdings, so scheint es, wird offener Unterricht in
der Praxis auch häufig auf einem vergleichsweise niedrigen kognitiven
Niveau durchgeführt und die Lernaufgaben stellen oft nicht gerade eine
Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler dar. Stattdessen
dominieren Übungs- und Wiederholungsaufgaben oder es werden nur
rezeptive Aufgaben gestellt.
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Besonders wichtig allerdings scheint zu sein, dass die
Schülerinnen und Schüler während des Lernzirkels individuelle Beratung
durch den Lehrer erhalten.
Anforderungen an die Unterrichtsvorbereitung
Wer als Lehrkraft Lernzirkel oder andere offene
Unterrichtsformen praktizieren will, sollte insbesondere darauf achten, dass
dessen Vorzüge gegenüber herkömmlichem, gut gemachtem Unterricht erst dann
wirksam werden können, wenn er selbst bestimmte
Qualitätsanforderungen
genügt.
Dazu zählen (vgl.
ebd., S.66)
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eine ins Detail
gehende, flexible Unterrichtsplanung
-
angemessene,
aber anspruchsvolle Lernziele
-
eine möglichst
genaue individuelle Lernstands- und Leistungsfähigkeitsanalyse
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verständlich
formulierte Aufgabenstellungen, die Schülerinnen und Schüler zur Lösung
motivieren und herausfordern
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die Beherrschung
der zur Bearbeitung der Lernaufgaben nötigen Arbeitstechniken durch die
Schülerinnen und Schüler
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vielfältige,
ansprechend gestaltete und gut strukturierte Arbeitsmaterialien
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individuelle
Beratung und Unterstützung der Schülerinnen und Schüler durch die
Lehrkraft
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Wissens- und
Prozessaufgaben, die das selbständige Denken der Schülerinnen und
Schüler voranbringen
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Maßnahmen und
Prozesse, die die
metakognitive Selbstbeurteilung der Schülerinnen und Schüler fördern
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
12.11.2018
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