Pflicht-
und Wahlkreis beschreiben damit einen Doppelzirkel. Üblicherweise wird der Wahlkreis
nicht nach dem Pflichtkreis "abgearbeitet", sondern es bestehen stets
Übergänge vom Pflicht- in den Wahlkreis, die allerdings von den Schülern
selbst gewählt werden müssen. Im Extremfall könnte, wenn die Bearbeitung der
Pflichtaufgaben dabei nicht zu kurz kommt, natürlich auch der Wahlkreis in
der Reihenfolge seiner Stationen vor, während oder nach der Bearbeitung der
Pflichtaufgaben bearbeitet werden.

Grundsätzlich sind bei einem Doppelzirkel viele Varianten, was die
Reihenfolge der Stationen betrifft, denkbar. Keinesfalls darf die
Unterscheidung zwischen Pflicht- und Wahlkreis mit Vorstellungen von Pflicht
und Kür
konnotiert werden, wie man sie von verschiedenen Sportarten her
kennt.
Das Additum muss also keineswegs aus Stationen bestehen, die nur auf
die leistungsfähigeren Schülerinnen und Schüler zielen. Im Wahlkreis können
ebenso gut auch Aufgaben stehen, die bestimmte
Grundlagenkenntnisse erneut wiederholen und üben lassen.
Insofern erscheint
die Unterscheidung in Fundamentum ("Basiswissen, das alle Schüler/innen so
lange üben, bis jede(r) es gut beherrscht") und Additum ("Spezialwissen, das
sich an den Interessen der einzelnen Schüler/innen orientiert und von
Schüler/in zu Schüler/in sehr unterschiedlich sein kann" (Potthoff), doch
etwas verkürzt. Vielleicht sollte man besser auf die beiden Begriffe
Fundamentum und Additum verzichten.
Als Beispiel für einen unterteilten Lernzirkel m Literaturunterricht der Sekundarstufe I und II
könnte folgender Doppelzirkel zum Drama "Maria
Stuart" von
Friedrich Schiller (1759-1805) konzipiert werden. Der Pflichtkreis
hat dabei unmittelbar mit der Aufarbeitung des Dramas zu tun, einzelne
Wahlstationen befassen sich aber mit speziellen
Strukturen dramatischer Texte wie z. B. der
Exposition
oder bieten besondere
Übungen zum Zitieren und zur
Zitatverwendung an.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
15.11.2018