Die Leistungsbeurteilung und
Leistungsbewertung,
die im herkömmlichen Unterricht in aller Regel vom Lehrer vorgenommen wird,
muss in ▪ offenen Unterrichtsformen, die von
▪
Gruppenunterricht
geprägt sind, anders ausfallen.
Dabei geht es nicht allein um die Formen
dieser Beurteilung, sondern ins Zentrum des Interesses rückt damit auch der
jeweils zugrunde liegende Lern- und Leistungsbegriff.
Auf die
Notwendigkeit, das bis in die neunziger Jahre dominierende
Leistungsverständnis in der Schule zu ändern, hat schon
Wolfgang
Klafki (1992b, S.10) hingewiesen, der sich für eine Erweiterung und
Relativierung des bis dahin kaum hinterfragten ergebnis- und
produktorientierten Leistungsbegriffs in der Schule ausgesprochen
hat und forderte, dass man "Leistungen in einem dynamischen Sinne"
unter "Berücksichtigung von geistigen Prozessen" betrachten müsse.
Dass dies neue Methoden der
▪
Leistungsbeurteilung
nach sich ziehen musste, ist für
Klafki
selbstverständlich.

Offene Unterrichtsformen folgen im
Vergleich
mit herkömmlichen Unterrichtsformen auch einem anderen Lern- und
Leistungsbegriff.
Wer als Lehrer offenen Unterricht als Partner seiner
Schüler gestaltet, folgt damit in der Regel auch anderen Prämissen über das
Lernen im Allgemeinen und Unterricht im Besonderen.
Diese Prämissen
verlangen einen erweiterten Lern- und Leistungsbegriff, der in der Schulleistung
eine Gesamtheit von zwangfreiem Lernen, schöpferischen Aktivitäten,
Selbständigkeit und Selbstverantwortlichkeit eigenem Handeln gegenüber
sieht.
Die Einführung von ▪
Bildungsstandards und die Vermittlung von »Kompetenzen
(▪ Kompetenzorientierter
Unterricht ▪
Kompetenzorientierter
Deutschunterricht), die über die
Vermittlung von Fachwissen (Faktenwissen,
deklarativem
Wissen) hinaus auf den Erwerb von methodischen, sozialen und
metakognitiven
Kompetenzen zielen, stellen auch die herkömmliche Leistungsbeurteilung
zwangsläufig in Frage.
Denn dabei "versagen vielfach die
bisherigen Strategien der Notenfindung oder bilden nur einen bescheidenen
Teilbereich dessen ab, was Gegenstand und Ziel des Unterrichts war. Ein
neuer, erweiterter Lernbegriff impliziert doch zwangsläufig auch einen
neuen Leistungsbegriff, andere Verfahren der Beobachtung, Interpretation,
der Einstufung und der Rückmeldung an die Schüler und Schülerinnen."
(Vogelsberger 1995,
S.7)
Der
Lern- und
Leistungsbegriff in herkömmlichen und
offenen Unterrichtsformen
unterscheidet sich in zahlreichen Gesichtspunkten.
Eine Auswahl davon
findet sich in der nachfolgenden tabellarischen Gegenüberstellung:
Herkömmliche
Unterrichtskonzepte |
Offene
Unterrichtskonzepte |
|
|
|
|
-
Kognitive und
verhaltensorientierte Bildung
-
Orientierung an den
Fachdisziplinen
-
Leistungsnormierung:
operationalisierte Lernziele
-
Was quantitativ messbar ist, ist
Leistung.
|
|
rein
kognitiver Lern- und Leistungsbegriff |
erweiterter
Lern- und Leistungsbegriff |
-
Fach- und Lehrplanbezogenheit
-
Verbalisierungsfähigkeit mit
zahlreichen schriftlichen Leistungsnachweisen
-
Verwissenschaftlichung des
Unterrichts
|
-
Prinzipielle, da vorgegebene Fach-
und Lehrplanbezogenheit
-
Handlungsorientierung
fachliches Lernen - methodisch-strategisches
Lernen - sozial-kommunikatives
Lernen - selbstbeurteilendes
Lernen
|
|
-
Partnerschaftliches Verhalten im
Lernprozess
-
Individuelle Bezugsnorm (Individualnorm
als individueller Leistungsfortschritt)
-
Bewertung der Leistungsvielfalt
-
fortwährende Beobachtung ohne
Notendruck zum Zweck der Leistungsdiagnose über festgelegte
Zeiträume hinweg
-
Transparenz
gemeinsame Entwicklung eines Kriterienkatalogs mit
folgenden Bezugskategorien:
Sachbezogenheit, Protokollierbarkeit, Überprüfbarkeit
|
(vgl.
Vogelsberger
1995,
Bendler 1995)
▪
Kompetenzorientierter Unterricht
▪
Überblick
▪
Begriff
Kompetenz
▪ Unterrichtliche
Lernmodelle
▪ Aufgabenkultur
▪ Aspekte der Lehrerrolle
▪ Praxis der Lernberatung
(Scaffolding)
▪ Überblick
▪
Lernberatung bei der Planung
▪ Lernprozesse anregen
▪
Lernhandlungen ausführen
▪ Selbstbewertung unterstützen
▪
Selbstbeurteilung anregen
▪ Kooperatives Lernen
▪
Gruppenunterricht (kooperatives Lernen)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
12.03.2023