▪
Kooperatives Lernen
▪ Praxis der Lernberatung
(Scaffolding)
▪
Überblick
▪
Lernberatung bei der Planung
▪
Lernprozesse anregen ▪
Lernhandlungen ausführen
▪
Selbstbewertung unterstützen ▪
Selbstbeurteilung anregen
Fragebögen zur Gruppenprozessanalyse
▪
Fragenkatalog zur
Organisation des Lernprozesses bei kooperativem Lernen
Von den Aufgaben, die im Gruppenunterricht bewältigt werden sollen, hängt
eine Menge ab
Bei der Planung von
Gruppenunterricht
muss man bei der Gestaltung von Aufgaben, die bei ▪
kooperativem Lernen bestimmten Ansprüchen genügen müssen, besondere
Aufmerksamkeit widmen. Sie lassen sich mit dem Fragebogen zu
▪
Arbeitsziele, Arbeitsmaterialien, Strukturierung
genauer unter die Lupe nehmen.
Was für ▪
Schreibaufgaben aller Art gilt, trifft auch für jede Form von
Aufgaben zu, die Schülerinnen und Schüler im Gruppenunterricht
bewältigen müssen:
Sie muss den Einzelnen,
aber über ihn auch die Gruppe, für die Aufgabe motivieren, und auch
dafür sorgen, dass jedes Gruppenmitglied für sich mit möglichst hoher
Motivation für die Aufgabe und Bereitschaft zur Zusammenarbeit agieren
und bei auftretenden Störungen bei Motivation (motivationale Steuerungslage)
und bei der Bereitschaft zur Zusammenarbeit (volitionalen Steuerungslage)
so eingreifen kann, dass einer größeren Beeinträchtigung der
Gruppenarbeit entgegengewirkt werden kann. Ebenso wichtig ist es in
solchen Fällen, dass jedes Gruppenmitglied förderliche
Rückmeldepozesse ▪
Feedback)
anstoßen kann.
Gute Aufgaben zum
Gruppenunterricht müssen von Anfang an sichtbar werden lassen, dass sie
sich nur oder zumindest besser und effektiver in kooperativem und
kollaborativen Arbeiten eines Teams bewältigen lassen als in
Einzelarbeit. Sie sollten, insbesondere beim kooperativen Lernen im
▪ offenen Unterricht, außer dem Thema und ggf. der Problemstellung,
nur wenige wenige Vorgaben machen, und damit Planung, Durchführung und
Ergebnissicherung so weit als möglich in die Hände eigenverantwortlich
agierender Teams geben. Die Lehrperson kann und sollte den Schülerinnnen
und Schülern aber in der Praxis bei allen wichtigen Arbeitsprozessen
stets
beratend zur Seite stehen (Scaffolding).
Gute Aufgaben dürfen
sich dabei nicht allein an der Thematik und der Problemstellung
orientieren, sondern müssen, gerade unter dem Aspekt der für die
Gruppenarbeit und kooperatives Lernen erforderlichen Sozialkompetenzen,
stets auch im Blick haben, dass sich diese immer auch auf ▪
Menschenbilder beziehen und sich ▪
gruppendynamische Prozesse abspielen, die sich unabhängig vom Wollen
der einzelnen Gruppenmitglieder vollziehen.
Dabei sollte man aber
angesichts dieser von außen nur wenig steuerbaren Dynamik bei der
Auswahl der Gruppenarbeitsthemen nicht zu harmonieheischend sein.
Schließlich ist Gruppenunterricht oft dann am
erfolgreichsten, wenn sich ein Team sich nicht von vornherein in einer
Sache und Thematik und über die möglichen Wege zu einer Problemlösung
weitgehend einig ist. Und, wenn das kooperative Lernen in der Gruppe
"ans Eingemachte", nämlich die Einstellungen (Menschenbilder) der
Teammitglieder geht, entfaltet sie in der Peer-Group oft eine besondere
Kraft, um die hinter den Positionen zu kontroversen Themen stehenden
Einstellungen der Beteiligten zu verändern. (vgl.
Gage
/ Berliner 1986, S. 494)
Aufgaben zum
kooperativen Lernen im Gruppenunterricht können auf verschiedene Art und
Weise unterschieden und klassifiziert werden.
Aufgabentypen -
Lerninstruktionen - Sozialformen
Bei der Planung von ▪
Gruppenunterricht
kann man sich zunächst einmal an drei Aspekten orientieren
Aufgabentypen |
- Handelt es sich bei den von einer
Gruppe erwarteten Leistungen um die relativ offene Lösung eines
Problems oder um die klar umrissene Lösung einer Aufgabe?
|
Lerninstruktionen |
Welche der
folgenden Arbeitsaufträge / Lerninstruktionen finden Verwendung?
|
Sozialformen |
|
(nach:
Gudjons,1993)
Gruppenunterricht
ist nicht per se motivieren und aufgrund seiner Voraussetzungen durchaus
für Störungen anfällig. Auch aus diesem Grund haben die Aufgabentypen und
eventuell genauere Arbeitsaufträge, die so genannten
Lerninstruktionen,
richten, große Bedeutung.

Meyer (1992, S.13)
betont, dass für alle Lerninstruktionen, "die eine Konstruktion oder
eine Analyse (oft auch beides) erfordern […] die Kleingruppenarbeit eine
geeignete Lernform" ist. Lerninstruktionen für Kleingruppen müssten
aber - abgesehen von reinen Trainingsaufgaben - Aufgaben und Probleme
enthalten.
"Bei Aufgaben sind Lösungsmethoden bekannt. Sie erfordern im
wesentlichen reproduktives Denken. Probleme enthalten eine Barriere.
Barrieren
verhindern zunächst die Transformation eines Anfangszustandes in einen
erwünschten Endzustand. Sie müssen überwunden werden und lösen bei den
Lernenden oft produktive und kreative Denkakte aus, da Lösungsmethoden
nicht bekannt sind." (Meyer
1992, S.14)
Barrieren überwinden
Den Barrieren kommt nach Meyer eine zentrale Rolle bei der Planung der
Kleingruppenarbeit zu. Denn neben der Art des Realitätsbereiches, dem das
jeweilige Problem zuzuordnen sei, müsse das Augenmerk auf die verschiedenen
Formen der Überwindung bestimmter Barrieren gerichtet werden (vgl.
Meyer
(1992, S.14). Meyer unterscheidet:
-
Kombinationsbarrieren
-
Synthesebarrieren
-
dialektische Barrieren
Bei der Kombinationsbarriere sind der Ausgangs- und der Zielpunkt
bekannt. Das Problem, kann durch die richtige Kombination oder Folgerung aus
einer Reihe vorgegebener Fakten gelöst werden.
Bei der Synthesebarriere sind ebenfalls Ausgangs- und Zielpunkt
bekannt. Unbekannt dagegen sind die besondere Kombination von Handlungen und
wichtige Einzeloperationen zur Problemlösung. Daher muss man zur
Problemlösung erst einmal die richtigen Operationen finden.
"Unerlässlich ist die Synthese eines brauchbaren Inventars von
Operationen. Probleme mit solchen Synthesebarrieren sind demnach Probleme,
bei denen das Operatorinventar offen ist. Man weiß, dass die
Lösungsmethoden, die zunächst in Betracht gezogen werden, vermutlich nicht
ausreichen, und dass es erforderlich ist, das Operatorinventar zu ergänzen.“
(Meyer (1992, S.15)
Eine dialektische Barriere ist ein Problem, für das sich
bestimmte Kriterien für einen Zielzustand kaum formulieren lassen. In
diesem Fall weiß man also nur, dass eine bestimmte, vorgegebene Situation
überprüft werden soll, man hat aber dafür als Instrumentarium nur ein
paar wenige, sehr allgemein gehaltene Kriterien zur Hand.
"Es fällt schon schwer, bei solchen Problemen Komparativkriterien zu
finden. Sie enthalten eine dialektische Barriere, die dadurch überwunden
werden muss, dass in einem dialektischen Entscheidungsprozeß Vorschläge
und Entwürfe für einen Zielzustand auf Widerspruch überprüft und
entsprechend verändert werden.“ (Meyer
(1992, S.16)
Teilbare und nicht teilbare Aufgaben
Man kann Aufgabentypen für den Gruppenunterricht nach dem binären
Merkmal teilbar / nicht teilbar unterschieden.
Steiner (1972)

(vgl.
Steiner
(1972), nach
Brunner/Huber
1989, S.96, Probleme z. T. ergänzt und erweitert)
Neben dieser
Binäropposition können die Aufgabenstellungen aber auch nach weiteren
Merkmalen differenziert werden.
So kann es, neben
anderen Aspekten, zur Differenzierung von Belang sein
-
ob die Aufgabe ergebnis-
und produktorientiert ausgerichtet ist, also z. B. am Ende von der
Gruppe ein gemeinsames Ergebnis hergestellt werden kann, z.B. ein Werkstück,
ein Bericht, eine Darbietung usw.;
-
ob die Aufgabe wirklich
Interaktionen in der Gruppe fördert bzw. erforderlich macht, z. B. bei
der Planung, dem gegenseitige Austausch von Ideen und oder der
Durchführung bestimmter Arbeiten, um Aufgaben zu bewältigen
-
ob die Aufgaben
kooperativ (von allen gemeinsam) oder in Eigenverantwortung der
einzelnen Gruppenmitglieder (kollaborativ) bewältigt werden können
-
ob die Aufgabenaufteilung
auch dafür sorgt, dass über das arbeitsteilige Vorgehen hinausgehend,
auch eine Wissenswachs entsteht und weitere Fähigkeiten, Kompetenzen
erworben und gesichert werden
(vgl. u. a.
ebd.) Unter dem Aspekt der
Teilbarkeit der Aufgaben lassen sich Aufgabentypen wie folgt ordnen:
Aufgaben-
typen |
Merkmale
- Beispiele - Probleme |
teilbare
Aufgaben |
|
unteilbare
Aufgaben |
-
Alle müssen die gleichen
Anforderungen erfüllen.
-
Vorteile der Gruppenarbeit hängen
vom Ziel, der Art des geforderten Produktes und der möglichen
Bearbeitung ab.
|
Additive
Aufgaben
Gruppenprodukt ist Summe der individuellen Beiträge
-
Beispiel:
Aufgaben werden zwischen den Schülern aufgeteilt; Lösungen
ausgetauscht
-
Probleme:
Häufig Koordinationsschwierigkeiten; einzelne Mitglieder
reduzieren ihre individuellen Anstrengungen, was zu
Leistungsabstrichen führen kann
|
Disjunktive
Aufgaben
Gruppenziel ist erreicht, wenn ein Gruppenmitglied
Problemlösung findet oder Gruppenprodukt herstellt
-
Beispiel:
Aufgaben vom Typ des "Suchens und Findens" (Hofstätter
1957); eine einzige sehr schwierige Aufgabe muss gelöst werden;
eine einzige Sache gefunden werden
-
Probleme:
Schwächere oder leistungsunwilligere Gruppenmitglieder
"klinken sich aus"; quasi individualisierte
Gruppenarbeit
|
Konjunktive
Aufgaben
Jedes Gruppenmitglied muss ans Ziel kommen, wenn das
Gruppenziel erreicht werden soll.
-
Beispiel:
In einer Prüfungsvorbereitungsgruppe ist Ziel nur dann erreicht,
wenn alle die Prüfung bestehen.
-
Probleme:
Unterschiedliches Leistungsvermögen schafft mitunter
Koordinationsprobleme
|
(vgl.
Steiner
(1972), nach
Brunner/Huber
1989, S.96, Probleme z. T. ergänzt und erweitert)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
03.08.2020
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