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Textauswahl: Schwarze Pädagogik

Eine nützliche Sprachregelung

J. B. Basedow (1783)


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Man spielt gern mit Säuglingen. Aber man könnte diesen Scherz nützlicher machen, als er ist. Dieses zu lernen (denn lernen müssen es die meisten) ist nicht schwer, wenn es von einem Erfahrenen gezeigt und nicht bloß beschrieben wird. Gemeinglich wird viel dabei versehen. Z. B. der Liebling heißt den meisten Müttern bald Fränzchen, bald Püppchen, bald mein liebes Püppchen, bald o mein Herzchen. Warum liebkoset man ihn nicht immer durch den Namen Franz im verschiedenen Tone nach den Umständen? Der Papa heißt bald Papachen, bald das liebe Papachen usw. Warum heißt er den sprachlosen Säuglingen nicht immer bloß Papa oder Vater? Warum sagt man nicht einförmig, wenn man die Brust reicht, Brust, Brust! und wenn der erste Zug geschieht, Milch, Milch, oder süß, süß, oder schmeck, schmeck? usw. Machen es doch die klügsten und zärtlichsten Mütter gerade so, als wenn sie besorgt wären, der Säugling möchte zu früh ihre Sprache verstehen, wenn sie einförmiger und folglich zweckmäßiger zu ihm redeten. Warum benennen sie anfangs alles, was vorkommt, und nicht nach und nach nur wenige Dinge, bis durch die vorige Übung die Bedeutung jener Namen fest gegründet ist? Warum wird des Kindes Aufmerksamkeit auf alles, was den Müttern zu zeigen einfällt, gerichtet und nicht nach und nach auf dieses und jenes mit Ordnung? Warum lehrt man das Kind durch Führung der Hand nicht ordentlich nacheinander etwas betasten, von sich schieben, greifen, halten loslassen? usw. Nämlich mit den kurzen Worten: Fühle, schiebe von dir, zu dir, greife, halte, lass los! Ist dies nicht die natürliche Art, sie früh zu einiger Geschicklichkeit des Körpers zu bringen? Man verfahre nur nach der Ordnung, welche die von mir freundlich gewinkte Vernunft der Mutter sie lehren wird, und sage bei dem Dasein oder den Veranstaltungen der Umstände mit einförmigen Worten: Hell, dunkel; laut, leise; süß, sauer; eins-eins, zwei; Bier, nein! usw. So wird euer Kind einige Monate früher gesellschaftlich. Und das ist keine Kleinigkeit, wenn seine Gesellschaft gut ist. Kurz, jedes Spiel, jeder Scherz mit Säuglingen oder mit Kindern, die nicht viel älter sind, muss mit Absicht auf Kenntnis der Gegenstände und ihrer Namen und auf Vorübungen der Sprachglieder und anderer Teile des Lebens eingerichtet sein.

(aus: Rutschky, 8. Aufl. 2001, S.27f., dort zit. n. J. B. Basedow, Elementarwerk. Kritische Bearbeitung in drei Bänden, hrsg. v. Th. Fritzsch, Bd.1, Leipzig 1909, S.22f.)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 14.12.2023

     
   Arbeitsanregungen:
  1. Erläutern Sie, mit welchem Problem sich der Verfasser auseinander setzt.

  2. Arbeiten Sie seine Vorschläge zur Abhilfe heraus und zeigen Sie, womit er diese begründet.

  3. In Katharina Rutschkys Buch über "Schwarze Pädagogik" ist der Text in das Kapitel "Affenliebe" eingeordnet. Geben Sie dafür eine Erklärung.

 
     
 

 
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