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Wenn man von einem Strukturwandel spricht, dann ist die Rede von
grundsätzlichen Veränderungen, die sich nicht nur an der Oberfläche oder
bei kleineren Details zeigen. Der Wandel soll also bis in die Strukturen
hineinreichen, was man in diesem Zusammenhang wohl mit dem grundlegenden
Kern bzw. den Wesensbestandteilen einer Sache bzw. eines Sachverhaltes
gleichsetzen kann. Wenn sich also Strukturen ändern bzw. wandeln, dann
ist zu erwarten, dass das, was sie bis dahin ausgemacht hat, im Kern
verändert, neu gruppiert, neu organisiert und ggf. neu geordnet wird.
Sehr verbreitet hat sich auch die Vorstellung, unter Strukturwandel vor
allem wirtschaftliche Veränderungen zu verstehen. Das hat nicht zuletzt
den Grund, dass viele strukturelle Wandlungsprozesse von
wirtschaftlichen Veränderungen ausgehen. Aber beileibe alle nicht. Der
ökonomische Wandel ist nur einer der Facetten des Strukturwandels, welche
die Entwicklung der (Industrie-)Gesellschaft vorantreiben. (vgl.
Schubert/Klein 2011) So kann der Strukturwandel der
Gesellschaft, in der wie heute leben, natürlich auch eine Vielzahl
anderer Aspekte umfassen:
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Strukturwandel, wie er seit dem
Umbruch von der Agrar- zur Industriegesellschaft in der
Industrialisierung zu einem kennzeichnenden Merkmal der Entwicklung von
Industriegesellschaften geworden ist, kann im Anschluss an
Krotz (2006,
S.29) als ein Motor des Metaprozess Industrialisierung aufgefasst
werden. Ähnlich wie bei den Metaprozessen der Globalisierung,
Individualisierung, Kommerzialisierung und Mediatisierung, handelt es
sich bei der Industrialisierung um einen Vorgang, der "für das
Zusammenleben der Menschen, für Kultur, Politik, Ökonomie und andere
Lebensbedingungen von Bedeutung" (ebd.)
ist.
Während der Begriff Prozess im Allgemeinen dafür verendet wird, "um eine
zeitliche Folge mehr oder weniger verschiedenen Vorgängen zu
beschreiben, die als zusammengehörig gedacht werden" (ebd.,
S.28), ist bei Metaprozessen wie dem der Industrialisierung "oft auch
nicht klar, zu welchem Zeitpunkt sie eigentlich beginnen oder enden. Es
ist sogar ungewiss, ob sie eine definierte Richtung haben und was im
Einzelfall Teil von ihnen ist und was nicht." (ebd.)
Der (industrielle) Strukturwandel ist dabei ein metaprozessualer
Teilprozess, der sich in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft
auswirkt. Ihn, auch aus didaktischen Gründen, einzugrenzen, ist daher
vermessen, nichtsdestotrotz notwendig, um den Blick auf Wesentliches zu
lenken. So werden im Folgenden zunächst einmal drei Hauptkategorien des
Strukturwandels formuliert, denen sich weitere beiordnen oder
unterordnen ließen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
27.12.2015 |
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