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Mit Grundsatzprogrammen nehmen die Parteien
konzeptionelle Standortbestimmungen vor. Ihr "Bekenntnischarakter" (Ossip
K. Flechtheim 1975, Sp. 1872) zeigt, dass sie hauptsächlich der
Selbstverständigung der Parteien dienen. Sie bündeln parteiinterne und
zum Teil parteiüberschreitende Diskussionen und tragen so - etwa nach
einer Phase ausgiebiger Flügelkämpfe zwischen unterschiedlichen
politischen Positionen innerhalb einer Partei zur Integration bei.
Zugleich liefern sie die parteibezogene Legitimationsgrundlage für die
Umsetzung der demokratisch beschlossenen Programme in politische
Handlungsziele. Dabei geben die längerfristig angelegten und
dementsprechend auch meist recht allgemein gehaltenen Grundsätze die
allgemeine Linie vor, die sich dann in der Regel auch in Aktions-, Wahl-
und Regierungsprogrammen wiederfindet. Die Parteien in Deutschland
haben in der Geschichte der Bundesrepublik immer wieder
Grundsatzprogramme verabschiedet, mit denen sie bei veränderten
gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen eine Anpassung oder
Neuausrichtung an die neuen Verhältnisse vorgenommen haben. Dabei haben
sie in unterschiedlichem Maße Programmarbeit geleistet. So hat die SPD,
deren politische Standortbestimmung häufig von länger anhaltenden
Flügelkämpfen geprägt war und ist, die Programmarbeit stets große
Bedeutung. Daher kann man die Sozialdemokratische Partei Deutschlands
mit Fug und Recht eine "Programmpartei" nennen, deren Programmgeschichte
ja schon im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts beginnt. Die
CDU
dagegen ist in diesem Sinne "keine »Programmpartei«" (Hesse/Ellwein
2012, S.314) Wie wichtig der SPD die Wahrnehmung als Programmpartei
ist, unterstreichen folgende Aussagen auf der offiziellen
SPD-Website. "Programmpartei: In diesem Begriff bündelt sich der
besondere politische Anspruch der SPD. Die Sozialdemokratie wollte in
ihrer langen Geschichte stets mehr sein als ein Kanzlerwahlverein. [...]
Ihre Grundsatzprogramme haben den Sozialdemokraten stets die moralische
Rechtfertigung für ihre Politik geliefert. Ihre Grundwerte waren der
Maßstab für die Diskussion der eigenen politischen Erfahrungen."
(27.07.13)
Grundsatzprogramme relevanter Parteien
Die nachfolgende Aufstellung listet
Grundsatzprogramme von Parteien auf, die bei der Bundestagswahl 2013 mit
mindestens 10 Landeslisten antreten. Ingesamt sind dafür 34 Parteien
zugelassen worden, von denen aber viele nur in einzelnen Bundesländern
oder manche auch nur mit einzelnen Direktkandidaten in den Wahlkreisen
antreten. Das hier verwendete Relevanzkriterium sagt somit
lediglich etwas über die elektorale Bedeutung der Partei aus. Eine
Ausnahme davon stellt lediglich die CSU dar, deren Bedeutung für das
parlamentarische Parteiensystem mit ihrer "Schwesterpartei" CDU,
besonders relevant ist. Die Liste umfasst - 13 Parteien, beginnend mit
denen, die bis 2013 das
parlamentarische Parteiensystem auf Bundesebene gebildet haben.
Verlinkt sind die mit » gekennzeichneten Links in der Regel mit
pdf-Dokumenten der entsprechenden Parteiprogramme, wie sie im Internet
(Stand August 2013) verfügbar sind. Die nachfolgende Auflistung mit
Links ist alphabetisch:
Bundestagsparteien vor der Wahl 2013 (Parlamentarisches
Parteiensystem im Bundestag)
→Sonstige Parteien
(mit mindestens 10 Landeslisten an der BT-Wahl 2013) (→Andere
sonstige Parteien)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
20.07.2016
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Arbeitsanregungen (auch als Gruppenarbeit, arbeitsgleich
oder arbeitsteilig durchführbar):
- Informieren Sie sich anhand der Grundsatzprogramme über die Ziele
der verschiedenen Parteien.
- Gestalten Sie eine Textkompilationen aus verschiedenen
Grundsatzprogrammen. Dabei haben sie folgende alternative Möglichkeiten:
- Sie können eine Textkompilation von nicht mehr als 15 Aussagen
aus verschiedenen Grundsatzprogramme einzelner Parteien nehmen, um
die historische Entwicklung aufzuzeigen, oder
- verschiedene Grundsatzprogramme unterschiedlicher Parteien
(nicht mehr als 20 insgesamt) verwenden, welche die
weltanschaulichen und politischen Ziele der Parteien im direkten
Vergleich deutlich machen oder auf Schwierigkeiten der Zuordnung
verweisen.
- Legen Sie Ihre Textkompilation dann den ihren anderen
Mitschülerinnen vor und fordern Sie diese auf, begründete Vermutungen
über die vermeintlichen Urheber der einzelnen Zitate anzustellen.
- Diskutieren Sie die Schwierigkeiten bei der Zuordnung miteinander.
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