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Die
Frage, welche Parteifamilien und Parteitypen
man voneinander unterscheiden kann, ist nicht nur eine Frage für die
Wissenschaft. Sie hilft auch jedem einzelnen ein wenig Ordnung in das
Parteiensystem
zu bringen. Manches, was einem in der politischen
Tagesauseinandersetzung vielleicht unverständlich bleibt, klärt sich
auf, wenn man weiß, mit was für einer Partei man es zu tun.
Parteien ordnen sich selbst gerne einem Parteitypus zu
Ohne Parteien in einem in sich geschlossenen System zu
klassifizieren, werden zur Charakterisierung der politischen Ausrichtung
von Parteien häufig Bezeichnungen verwendet, die auf Ideologien und
politische Konzepte Bezug nehmen, die den Parteien zugeschrieben werden.
Dabei tauchen auch oft Bezeichnungen auf, mit denen sich die Parteien
selbst in Programmen oder sogar im Parteinamen selbst präsentieren.
Solche Attribute zur Selbstbeschreibung sind z. B. links, sozialistisch,
sozialdemokratisch, sozial, christlich, freiheitlich, liberal,
konservativ, fortschrittlich, republikanisch, national o. ä. m.
Im Alltag, in öffentlichen und privaten Diskussionen und in den
Medien sind solche Zuschreibungen allerdings sehr populär, weil sie sich
zum Teil mit Aussagen über die Grundausrichtung politischen Handelns
verbinden lassen. Insgesamt verkommen sie aber leicht zu bloßen Etiketten, die
sich die Parteien entweder selbst umhängen oder die ihnen umgehängt
werden. Und außerdem sind bei solchen Zuschreibungen irreführende
Namensgebungen nicht ausgeschlossen, wenn sich wie z. B. die
österreichische ÖVP sich mal als christdemokratisch, dann wieder als
konservativ eingeordnet hat. (vgl.
Beyme 2000,
S.75)
Parteien lassen sich bestimmten Parteitypen zuordnen und
vergleichen
Wenn man Parteien unabhängig von ihrer jeweils konkreten Haltung zu
einer politischen Tagesproblematik voneinander unterscheiden will, kann
man darangehen, sie nach bestimmten Kriterien einzuordnen. So lassen
sich Parteitypen gewinnen, mit deren
Hilfe man sich u. U im Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland
besser zurechtfinden kann.
Dabei muss man allerdings wissen, dass solche Typologien immer
bestimmte Eigenschaften herausgreifen und andere vernachlässigen, um so
genannte Idealtypen zu bestimmen. Solche Idealtypen entsprechen insofern
nicht dem kompletten Bild einer Partei in der Wirklichkeit. Sie dienen vor allem dazu,
Parteien unter Bezug auf den Idealtyp miteinander zu vergleichen.
Allerdings ist die Typenbildung, auch wissenschaftlich, nicht
einheitlich. (vgl.
Decker 2014) So betont
Lucardie (2007,
S.62): "Der eine Politikwissenschaftler unterscheidet zwischen Kader-
und Arbeiterparteien, Mittelstandsparteien und Volksparteien, der zweite
zwischen Kader- und Massenparteien, der dritte zwischen
Weltanschauungsparteien, Klassenparteien und Patronageparteien, usw."
Das liege wohl auch daran, dass sie unter Umständen zu viele relativ
unabhängige Merkmale zu gemeinsamen Typen zusammenfassen wollten.
Aus diesem Grund spricht sich
Lucardie (ebd.)
dafür aus, Parteien unter fünf →Merkmalsdimensionen oder Aspekten
zu unterscheiden.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
24.08.2016
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