|
Die
Frage, welche Parteifamilien und Parteitypen
man voneinander unterscheiden kann, ist nicht nur eine Frage für die
Wissenschaft. Sie hilft auch jedem einzelnen, ein wenig Ordnung in das
Parteiensystem
zu bringen. Manches, was einem in der politischen
Tagesauseinandersetzung vielleicht unverständlich bleibt, klärt sich
auf, wenn man weiß, mit was für einem Typ von Partei man es zu tun hat.
Parteienallerlei mit vielen Etiketten
Es kursieren in der Öffentlichkeit viele Begriffe, mit denen Parteien
als bestimmte Typen von Parteien gekennzeichnet werden. Damit werden sie
stets zu einer Gruppe von Parteien gezählt, von denen angenommen wird,
dass sie große Ähnlichkeiten aufweisen. In der Regel beziehen sich
solche Bezeichnungen auf die Programmatik oder die weltanschaulichen
(Ideologischen) Orientierungen von Parteien. Dabei kommt es zunächst
aber nicht darauf an, ob das Ganze sich zu einer konsistenten Typologie
der Parteien gebrauchen lässt.
Oft tauchen dabei auch Bezeichnungen auf, mit denen sich die Parteien
selbst in Programmen oder sogar im Parteinamen präsentieren.
Gesprochen wird z. B. von linken, rechten, sozialistischen,
sozialdemokratischen, sozialen, christlichen, christdemokratischen, freiheitlichen, liberalen,
konservativen, fortschrittlichen, feministischen, ökologischen, republikanischen,
populistischen, extremistischen, national-konservativen, nationalen oder
nationalistischen Parteien o. ä. m.
Im Alltag, in öffentlichen und privaten Diskussionen und in den
Medien sind solche Zuschreibungen allerdings sehr populär, weil sie sich
zum Teil mit Aussagen über die Grundausrichtung politischen Handelns
verbinden lassen. Sollen solche Selbst- oder Fremdzuschreibungen aber
mehr als bloße Etiketten in einem Parteienallerlei sein, müssen ihr
Inhalt und ihre abgrenzende Funktion deutlich herausgearbeitet werden.
Parteien lassen sich bestimmten Parteitypen zuordnen und
vergleichen
Gewünschtes bitte anklicken bzw. antippen! -
vergrößerte Ansicht ohne Links
Wenn man Parteien unabhängig von ihrer jeweils konkreten Haltung zu
einer politischen Tagesproblematik voneinander unterscheiden will, kann
man darangehen, sie nach bestimmten Kriterien einzuordnen. So lassen
sich Parteitypen gewinnen, mit deren
Hilfe man sich u. U im Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland
besser zurechtfinden kann.
Dabei muss man allerdings wissen, dass solche Typologien immer
bestimmte Eigenschaften herausgreifen und andere vernachlässigen, um so
genannte Idealtypen zu bestimmen. Solche Idealtypen entsprechen insofern
nicht dem kompletten Bild einer Partei in der Wirklichkeit. Sie dienen vor allem dazu,
Parteien unter Bezug auf den Idealtyp miteinander zu vergleichen.
Allerdings ist die Typenbildung, auch wissenschaftlich, nicht
einheitlich. (vgl.
Decker 2014) So betont
Lucardie (2007,
S.62): "Der eine Politikwissenschaftler unterscheidet zwischen Kader-
und Arbeiterparteien, Mittelstandsparteien und Volksparteien, der zweite
zwischen Kader- und Massenparteien, der dritte zwischen
Weltanschauungsparteien, Klassenparteien und Patronageparteien, usw."
Das liege wohl auch daran, dass sie unter Umständen zu viele relativ
unabhängige Merkmale zu gemeinsamen Typen zusammenfassen wollten.
Aus diesem Grund spricht sich
Lucardie (ebd.)
dafür aus, Parteien unter
fünf Merkmalsdimensionen oder Aspekten zu
unterscheiden (s. Mind Map):
→Parteitypen nach Ursprung oder Genese
→Parteitypen nach Programmatik und Ideologie
→Parteitypen nach Zielen oder Funktion im politischen System
→Parteitypen nach Aufbau oder Struktur der Parteiorganisation
→Parteitypen nach Wählerschaft oder soziologischer Basis
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
21.08.2016
|
|