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Der »Anarchismus
ist eine (utopische) Theorie, die eine freie Gesellschaftsordnung
anstrebt, die ohne jede Macht und ohne jegliche Herrschaft von Menschen
über Menschen auskommt. Sie soll auf freier Übereinkunft der Individuen
gegründet sein, die in vollkommen selbstbestimmt über die Organisation
ihres politischen, ökonomischen und sozialen Lebens in Formen
kollektiver Selbstverwaltung entscheiden sollen. Wie sich Anarchisten
dies im Einzelnen vorstellen, hängt auch davon ab, welcher Spielart des
Anarchismus dabei gefolgt werden soll (z. B. individualistischer A. (z.
B.
Max Stirner 1806-56), sozialer A. (z. B.
Pierre-Joseph Proudhon 1809-65,
Gustav Landauer 1870-1919), kollektiver A. (z. B.
Michail Alexandrowitsch Bakunin 1814-1876) oder kommunistischer
Anarchismus (z. B.
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin 1842-1921) oder Anarcho-Syndikalismus
(z. B.
Fernand-Léonce Emile Pelloutier 1867-1901 ).
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es heute (2016) abgesehen von der
Kleinstpartei
Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (APPD), die nach
eigenen Angaben 1981 von zwei "am Leistungsterror verzweifelten
17-jährigen" Schülern gegründet worden ist (vgl. Neu
2013a, S.142) keine nennenswerte Partei, die sich auf den
Anarchismus beruft. Die APPD, die zwischenzeitlich schon mal aufgelöst
war, hat nach ihrer Neugründung 1994 seit 1997 an verschiedenen
Bundestagswahlen. Landtagswahlen und Kommunalwahlen mit sehr mäßigem
Erfolg (1998: 0,1% bei der Bundestagswahl) teilgenommen hat. Bei der
Bundestagswahl 1998 war sie mit ihrem Spitzenkandidaten Karl Nagel mit
dem Slogans "Arbeit ist Scheiße!“ angetreten und "Saufen, saufen, jeden
Tag nur saufen!“ angetreten und bekam bundesweit 35.347 Stimmen (0,07
%). Das wiederum reichte nicht - nötig gewesen wären 0,5% -, um den
Wählern die Wahlkampfkostenerstattung mit einer "Freibierfete"
zurückzuerstatten. 1999 wurde die Partei erneut aufgelöst, aber 2000
erneut gegründet. Nach der Bundestagswahl 2005 spaltete sich die Partei.
2009 wurde die Partei nicht zur Bundestagswahl zugelassen. Klassisch
anarchistisch ist die Partei ohnehin nie gewesen. Sie "versteht sich als
Interessenvertretung des 'Pöbels' und der 'Asozialen', deren
Lebensinhalte in zynisch-parodistischer Form zu einem politischen
Programm erhoben werden." (Neu
2013a, S.143) Dementsprechend wird das Recht auf Arbeit bei vollem
Lohnausgleich, ungehemmter Alkohol- und Drogenkonsum ebenso gefordert
wie freier Geschlechtsverkehr.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
21.08.2016
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