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Rechtsextremistische
Einstellungen und Verhaltensweisen lassen sich an verschiedenen Elementen
festmachen. Eine Auswahl möglicher Aspekte liefert das nachfolgende
Mind Map.
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Autoritäts- bzw. Führerprinzip
(Autoritarismus)
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Rassismus
- Ideologie der Ungleichheit - Biologischer Determinismus -
Sozialdarwinismus
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Antisemitismus
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Anti-Islamismus
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Verherrlichung des Nationalsozialismus
- Pro-Nazismus
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Militarismus
- Betonung autoritärer Umgangsformen und Stile
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Gewaltbereitschaft
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Intoleranz
- Ausgrenzung des Andersseins - Ablehnung des Leitbilds der
multikulturellen Gesellschaft
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Verschwörungstheorien - Ablehnung rationaler
Auseinandersetzungen und Überhöhung von Irrationalismen
Das Autoritäts- bzw. »Führerprinzip
gehört zu den grundlegenden Bestandteilen rechtsextremistischer
Ideologie. Entstanden ist diese Form des »Autoritarismus
im »Nationalsozialismus,
wo es die oberste Befehlsgewalt »Adolf Hitlers, des "Führers" im
NS-Staat bezeichnete, die ohne demokratische Kontrolle von unten,
vom Führer »Adolf
Hitler (1889-1945) ausgehend, von oben nach unten an
untergeordnete Führer delegiert wurde. (vgl.
Broszat
1969, S.66ff.) Das Führerprinzip des Nationalsozialismus hatte
einen wichtigen Anteil daran, "das deutsche Volk zu einer Volks-
und Kampfgemeinschaft" zusammenzuschweißen, die "mit
Individualismus. Liberalismus und parlamentarischer Demokratie nicht
zu schaffen war, sondern nur mit Autorität und straffer Führung." (Hofer
1960, S.12) Allgemein betrachtet entspricht das
Autoritätsprinzip der
Theorie der autoritären
Persönlichkeit in autoritären Denkmustern wie der
autoritären Unterwürfigkeit
(authoritarian submission) und dem
Machtdenken und
der "Kraftmeierei“ (power and toughness).
Im Gegensatz zum demokratischen Prinzip, bei dem die staatliche
Macht sich stets in Wahlen neu legitimieren muss, beinhaltet das
Führerprinzip die "Autorität jedes Führers nach unten
und Verantwortlichkeit nach oben" (Knaurs Lexikon. Th. Knaur
Nachf., Berlin 1939, S. 454, zit. n.
Wikipedia) Die für den Autoritarismus typischen Einstellungen
und Verhaltensformen wie "freiwillige Unterordnung bzw. Unterwerfung
unter Stärkere und die Neigung zur Unterdrückung Schwächerer" gehen
meist mit einem Weltbild einher, "das mit scheinbar naturgegebenen
Dichotomien zwischen »oben« und »unten«, »stark« und »schwach«,
letztlich »gut« und »böse« unterscheidet." (vgl.
Frech 2008,
S.6, vgl. Ahlheim 2007) Und dieses in autoritären Strukturmustern
verankerte Schwarz-Weiß-Denken führt dementsprechend auch dazu, dass
Schwächere. Außenseiter und Fremde oft zu den erklärten Feindbildern
gemacht werden, weil sie für sämtliche persönlichen und
gesellschaftlichen Probleme verantwortlich gemacht werden. (vgl.
autoritäre Aggression (authoritarian
aggression), Destruktivität und Zynismus
(destructiveness and cynicism))
Rechtsextreme Agitatoren arbeiten mit
Feindbildern, an die sie entweder anknüpfen oder die sie selbst
erzeugen. Solche Feindbilder sind politische und soziale Vorurteile,
immer negativ schablonenhafte Vorstellungen über einen außen-
und/oder innenpolitischen Gegner. In solchen stets zu stark
vereinfachten Schwarrz-Weiß-Klischees tendierenden Denkschablonen
wird dabei die innere und äußere Wirklichkeit wenig differenziert
wahrgenommen. Feindbilder verzerren sie nach Belieben. (vgl.
Mulzer/Gugel/Strauss (1981) S. 4-6)
Aber auch die vielleicht bekanntesten Feindbilder, die
Rechtsextremisten meistens leiten, die Feindbilder nämlich, die auf
rassistischen Überzeugungen beruhen, werden in Kommunikation und
Interaktion mit anderen erst erworben, denn keiner kommt mit einem
bestimmten Feindbild zur Welt. Wer eines entwickelt, bezieht dies
irgendwoher, nicht selten aus seiner unmittelbaren sozialen Umgebung
(Familie, Peergroup). Ebenso spielen dabei aber auch die Medien eine
entscheidende Rolle. Aus ihnen können sie, quasi ganz herkömmlich,
mit Hilfe der gängigen Massenkommunikationsmitteln bezogen werden,
sie können aber auch aus den vielfältigen Kommunikationen und
Interaktionen entstehen, die sich im Umfeld sozialer Netzwerke
abspielen. Deren Bedeutung für die Entstehung und Verfestigung von
Vorurteilen ist nicht geringzuschätzen. Denn, da der einzelne sich
häufig über die Richtigkeit und Wahrheit bestimmter zu Vorurteilen
verdichteter Aussagen keine Gewissheit verschaffen kann, ist er
entweder auf die einem Meinungsführer zugeschriebene Autorität wie
im Falle der Massenkommunikation angewiesen oder auf die
"Schwarmautorität" der "Freunde in echt" und der Freunde in sozialen
Netzwerken. Und hier bieten sich die Rechtsextremen, wie man weiß,
auch jenen, die in ihrem persönlichen Umfeld keine Menschen mit
ausgesprochen rechtsextremistischen kennen, als
"sympathische" Freunde an. Wenn es jenen auf ihrem
Freundefang gelingt, ihre Feindbilder an meist schon latent
vorhandene Vorurteile und jugendliche Erlebniswelten anzudocken,
haben sie das Einfallstor geöffnet, das sie zur Verbreitung ihrer
rechtsextremistischen Einstellungen benötigen. Dann ziehen sie über
kurz oder lang alle Register, insbesondere Vorstellungen, welche die
Gleichwertigkeit der Menschen grundsätzlich negieren, ins Netz und
damit unter die jungen Leute zu bekommen.
In der
Sprache,
die sie gebrauchen, zeigen sich die entsprechenden
Zuschreibungen
moralischer und sozialer Minderwertigkeit,
Kriminalisierungen,
biologistische
Worthülsen ebenso wie
Idealisierungen,
die dem gleichen Ziel dienen, und
Verschwörungstheorien
(vgl.
Lange 1993, S.51f.) ). Sie alle sollen auf ihre Weise helfen,
bestimmte Gruppen in der Gesellschaft zu diskriminieren, verächtlich
zu machen und oft einfach zu Freiwild zu erklären. "Antisemitismus,
Antiziganismus, Homophobie, Fremdenfeindlichkeit sind wiederkehrende
Motive, die in rechtsextremen Texten, Kampagnen und Medienangeboten
ihren Niederschlag finden. Dabei wird keinesfalls immer offen zu
Mord und Totschlag aufgerufen, vieles läuft unterschwellig und
knüpft an Alltagsrassismus und Vorurteile an.“ (Glaser/Schneider
2012, S.41)
Gert Egle,
zuletzt bearbeitet am:
21.08.2016
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