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Die Ankündigung des saarländischen Kultusministers im Jahr 2003 einen
verbindlichen Benimmunterricht an den Schulen seines Bundeslandes
einzurichten, hat eine heftige Kontroverse ausgelöst.
Text 1:
Die GEW gegen das saarländische Vorhaben eines verbindlichen
Benimmunterrichts
Nach einer Meldung der Welt am Sonntag vom 24.08.03 lehnt die
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Einführung von
Benimmunterricht nach Saarländischem Muster ab. So soll die Vorsitzende
der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Marie Stange,
erklärt haben, dass die Vermittlung von Werten und die Förderung eines
respektvollen Umgang untereinander eine "originäre Aufgabe der Schule"
sei, für die keine dafür besonders eingerichteten Fächer bedürfe. Mit
ihrem Statement habe die GEW-Chefin dem dem saarländischen
Kultusminister Jürgen Schreier (CDU) eine deutliche Absage erteilt.
Dieser hatte nämlich angekündigt, im nächsten Schuljahr eine
Arbeitsgruppe einzusetzen, deren Aufgabe sein solle, so genannte
"Benimm-Bausteine" für den Schulunterricht in den Klassen eins bis sechs
zu entwickeln. Dabei verfolge er damit das Ziel, die Sozialkompetenz der
Kinder zu verbessern.
Text 2:
Die Wirtschaft begrüßt Benimmunterricht an deutschen Schulen
Wie das deutsche Magazin stern am 30. August 2003 gemeldet hat, findet
die Idee zur Einführung von Benimmunterricht an den deutschen Schulen
die Unterstützung der Wirtschaft. So habe der Präsident der
Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, gegenüber
der "Berliner Zeitung" erklärt, dass "den Schulabgängern oft die
Kenntnis der einfachsten Regeln des Zusammenlebens fehlt" und dies zu
Problemen in den Betrieben und Unternehmen führe. So sei es seiner
Ansicht nach höchste Zeit, dass die Schule gegen diesen
Erziehungsnotstand vorgehe und sich wieder stärker um die Vermittlung
von Werten im Unterricht kümmere.
In die gleiche Richtung gingen Äußerungen des Deutsche Industrie-
und Handelskammertag (DIHK), dessen Hauptgeschäftsführer
Martin Wansleben die saarländische Initiative begrüßt habe und, ganz
ähnlich wie Hundt, Lehrstellenbewerbern fehlende Reife und mangelndes
soziales Verhalten attestiert habe. Neben der Schule habe er aber auch
die Eltern in die Pflicht genommen, indem er betont habe, dass auch sie
in der Pflicht stünden: "Sie müssen," so Wansleben, "ihren Kindern
wieder Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und Teamfähigkeit
beibringen." Der Schule, so habe er sinngemäß fortgeführt, könne nicht
alles überlassen werden.
Und auf die so oft gescholtenen Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit,
Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit habe Arbeitgeberpräsident besonders
hingewiesen. Sie seien für ihn unabdingbar für den Umgang miteinander
und ihr Fehlen bei zahlreichen Jugendlichen bereite in der betrieblichen
Ausbildung dann Probleme, wenn die jungen Leute oftmals dort zum ersten Mal mit Regeln und Werten
in Kontakt kämen. So sei für ihn vollkommen klar, "dass hier schon im Vorfeld
etwas massiv schief läuft." Als besonders gut geeignet und in
diesem Zusammenhang wichtig, ist Hundt auch, dass die Schulen die
Kopfnoten in einer überarbeiteten, modernen Form wieder einführten. Was
in den Betrieben im Rahmen von Mitarbeiterbeurteilungen verwendet werde,
könne, so Hundt, dafür durchaus als Vorbild herangezogen werden.
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