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Rhetorisches Mittel |
Beschreibung und Funktion |
Beispiele |
1 |
Doppelung (Gemination) |
Verdoppelung; unmittelbare Wiederholung eines
Satzteiles (Wort oder Wortgruppe) |
"Dr. Koch's ist eben Dr. Koch's" |
2 |
Anspielung (Allusion) |
versteckter Hinweis auf einen Zusammenhang, eine Person, die der Adressat kennt;
indirekter Vergleich durch implizite oder explizite Anspielung auf
Konkurrenzprodukte; dient der Hervorhebung und Alleinstellung des
eigenen Werbeobjektes; auch als Anspielung auf aktuelle kulturelle
Ereignisse oder Phänomene, die dem Produkt den Charakter eines
Trendsetters verleihen |
"An meine Haut lasse ich nur Wasser und CD" - "Es
lebe der fraiche Unterschied" (Creme fraiche), "Besser als Golf"
(Renault) |
3 |
Verdeutlichung |
Wörter, Wortgruppen oder
einzelne Lexeme werden in Form einer ergänzenden Beifügung explizit
wiederholt (s. auch Doppelung); darüber hinaus auch Formen der
direkten Erklärung eines Produkts |
"Bonaqa. Das gute Wasser" |
4 |
Bekräftigung
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mit Nachdruck versehene Wiederholung wichtiger
Textelemente (stets mit Doppelung verbunden); euphorische und
nachdrückliche Wirkung |
"Schmeckt gut. Tut gut. Ist gut. Krispollis von pagen" |
5 |
Steigerung
(Klimax) |
semantische Aufwertung auf Wortebene mit Hilfe von
steigernden Konstruktionen; häufig mit Dreierfigur |
"Klar. Spritzig. Sprite" |
6 |
Übertreibung
(Hyperbel) |
semantische Aufwertung auf Wortebene, die bis zur
Paradoxie gehen können; allerdings subjektiv unterschiedliche
Einschätzung dessen, was als übertrieben gilt |
"Das einzig Wahre - Warsteiner" |
7 |
Vergleich (Simile) |
Vergleiche, die explizit mit "wie" oder "als"
ausgedrückt werden; dienen häufig dazu direkte Gleichsetzungen und
Gegenüberstellungen auszudrücken, die an bereits Bekanntes anknüpfen
|
"Ramend - fast schon wie ein Hausrezept" |
8 |
Sentenz (Vetustas) |
Sinn- oder Denkspruch, leicht einprägsamer allgemeiner Satz, der sich
an allgemein bekannte, stehende Redewendungen anlehnt; auch möglich
als Metaphern auf Satzebene und als festgefügte, bekannte Bilder; in einer Sentenz werden häufig
rhetorische
Mittel eingesetzt (z.B.
Antithese,
Klimax,
Parallelismus,
Wiederholungen); Sentenzen nutzen die im Bewusstsein der Rezipienten
vorhandenen Vorurteile aus und versuchen diese als Wahrheit
auszugeben; |
"Licher Bier. Aus dem Herzen der Natur." |
9 |
Hendiadyoin |
semantische
Überschneidung gleichbedeutender Wörter |
"Contrex Mineralwasser. Erfrischt und erquickt."
|
10 |
Tautologie |
lexikalische oder semantische Deckungsgleichheit
einzelner Wörter; dient zur Abgrenzung und Alleinstellung des eigenen
Werbeobjekts, ohne dabei einen direkten oder indirekten Vergleich
anzustellen oder eine explizite Wertung vorzunehmen |
"Persil bleibt Persil" |
11 |
Litotes |
Steigerung des Gemeinten durch die Negation des
Gegenteils (verneinter Gegenbegriff); häufig untertreibende
Ausdrucksweise (Understatement): statt Superlativ oder Elativ wird
Verneinung des Gegenteils benutzt; auch als doppelte Verneinung |
"Nichts ist unmöglich" (Toyota) |
12 |
Paradoxon |
Aussagen, die in sich widersprüchlich sind oder
unmöglich sind; entstehen durch Gegenüberstellung von eigentlich
Unvereinbarem und Gegenläufigem |
"Die Zukunft heute" (brother) |
13 |
Wortspiel (Ambiguität) |
Zusammenstellung klangähnlicher, aber bedeutungsverschiedener Wörter,
die eine Doppel- oder Mehrdeutigkeit ergeben; komischer, humorvoller
Charakter mit hohem Unterhaltungswert |
"Aral. Alles super."; "Pack den Kefir in den Tank." |
14 |
Negation |
verneinende Aussagen; gilt aber häufig als Auslöser
negativer Emotionen, die unabhängig von der Tatsache, dass etwas
Positives gemeint ist, unterbewusst den negativen Beiklang
mitspeichert; |
"Kenner kennen keine Kompromisse" (Berentzen), "Bridel.
Nicht für jeden." |
15 |
Asyndeton |
Aneinanderreihung gleichgeordneter Wörter, Wortgruppen,
Satzteilen oder Sätzen, die nicht mit
Konjunktionen (Verknüpfungswörter)
miteinander verbunden sind; Funktion: entweder Ausdruck einer unkompliziert
ungezwungenen Sprechweise oder zur pathetisch wirkenden Stilerhöhung;
verdichtet die Aussage; sollte zur Unterscheidung vom Satzbruch (Anakoluth)
mindestens drei syntaktisch voneinander getrennte Elemente umfassen |
"Ritter Sport. Quadratisch. Praktisch. Gut." |
16 |
Antithese (Antitheton) |
Entgegenstellung von Begriffen und Gedanken;
kontrastiver Bezug |
"Für die wenigen, die mehr verlangen" (Fürst
Metternich) |
17 |
Explizite Ellipse |
verkürzte Satzkonstruktion durch Auslassung eines
Wortes oder Satzteiles; kann als Kurzsatz aus dem Sinnkontext
verstanden werden; da elliptische Konstruktionen wegen dessen Tendenz
zur Kürze quasi sloganimmanent sind, gelten als explizite Ellipsen
solche satzverkürzenden Konstruktionen, die ausdrücklich mit (in der
Regel drei) Auslassungspunkten gekennzeichnet sind; Leser wird durch
Auslassungen zum Mitdenken und Ergänzen angeregt |
"Nonchalance beflügelt die Sinne..."; Der Duft der
... großen weiten Welt" (Peter Stuyvesant) |
18 |
Zweierfigur |
Slogans, die aus zwei Gliedern bestehen, die
syntaktisch gegeneinander abgegrenzt sind und einander
gegenübergestellt werden; besitzt den Charakter einer mathematischen
Gleichung (Antonomasie);
Markennamen, der nicht in einem eingliedrigen Slogan untergebracht
sind, werden nicht als zweites Glied angesehen; |
"Das reinste Vergnügen. Platin"; "Hamburg. Das Hoch
im Norden"; |
18.1 |
Enthymem |
Argumentationsfigur des dreigliedrigen
Syllogismus, bei der
eine, gelegentlich sogar zwei der drei Schritte ausgelassen werden;
verlangt vom Leser das ausgelassene logische Schließen |
"Die Feste ändern sich. Henkell trocken bleibt." |
19 |
Dreierfigur |
Slogan, der aus drei syntaktisch voneinander
abgegrenzten Elementen besteht; wirken abgerundet und in sich fest
geschlossen; Unterscheidung Dreierfiguren, deren Glieder zunehmen,
abnehmen, gleich bleiben. |
"Sicher. Zuverlässig. Langlebig." (Volvo);
"Vollendung. Leistung.Rolex."; "Einfach, sicher, seidig." (Cristal) |
20 |
Kreuzstellung (Chiasmus) |
Überkreuzstellung von syntaktisch oder semantisch
einander entsprechenden Satzgliedern; häufig auch dadurch Schaffung
einer rhythmischen Struktur; in Slogans wegen der leicht gekünstelten
Wirkung eher selten |
"Ist die Katze gesund, freut sich der Mensch." (Kitekat) |
21 |
Allgemeine Behauptung |
wie
Ellipse und
Übertreibung
quasi sloganimmanentes Mittel, da stets eine produktbezogene
Behauptung vorhanden ist; Tendenz vieler Slogans, Behauptungen
aufzustellen, die nicht in einem vordergründig engen Zusammenhang zum
Werbeobjekt stehen, sondern sich auf den Verwender des Produkts
beziehen |
"Aus lauter Lust am Leben." (Glaabsbräu); "Der stolze
Geschmack." (Freixenet) |
22 |
Emphase |
will besonders nachdrückliche Wirkung erzielen durch
Abweichung vom normalen Satzbau (Satzgliedverstellung), durch
Inversion oder den
Einsatz von Ausrufezeichen; damit wird auch der Eindruck gesprochener
Sprache erzeugt |
"Mehr als Licht: Staff"; "Mit freundlichem Diebels!" |
23 |
Satzbruch (Anakoluth) |
Störung des Satzbaus, der grammatisch nicht
folgerichtig aufgebaut ist; dient als rhetorisches Mittel zur
Nachahmung einer sozial oder emotional bestimmten Redeweise; wirkt wie
spontanes Sprechen und erweckt den Eindruck der Improvisation; zur
Abgrenzung von Asyndeton und
Zweierfigur in Slogans
als außergewöhnliche, ungrammatische Satzordnung zu verstehen;
willkürliche Trennung zusammengehöriger Satzglieder durch
Inversion und/oder
Interpunktion; vollständige Sätze mit syntaktischer Zäsur |
"Konica. Macht einfach gute Fotos." |
24 |
Rhetorische Frage |
unter inhaltlichem Aspekt: Scheinfrage; Frage soll
eigentlich gar nicht beantwortet werden; klare Antwort wird
vorausgesetzt; soll inneres Einverständnis mit dem Rezipienten
herstellen; Verstärkung dieser Intention häufig noch durch das
fehlende Fragezeichen |
"Campari. Was sonst?" |
25 |
Anruf (Anrede) |
direkte Anrede des möglichen Konsumenten soll den
Anschein einer persönlichen Beziehung zwischen (Kommunikations-)Partner
erzeugen; verleiht der Aussage Intimität und wertet den Einzelnen auf |
"Gesundheit aus Ihrer Apotheke" |
26 |
Befehl (Imperativ/Dictum) |
zu imperativischen Formen zählen auch imperativische
Empfehlungen und unpersönliche
Infinitivkonstrukte |
"Erleben Sie Philips."; "Gesünder leben. Bewusster
genießen. becel"; "Kaufen - marsch, marsch!" (Mediamarkt) |
27 |
Bescheidenheit (Humilitas) |
antiquierte Form aus der Rhetorik; durch selbst
auferlegte Demut wird der Umworbene emporgehoben und wird ihm zugleich
geschmeichelt; in aktueller Werbung als Trend zum Understatement
wieder aktuell |
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28 |
Anheimstellung |
explizite Eröffnung einer Möglichkeit, die dem
potentiellen Konsumenten Entscheidungsfreiheit einräumt und damit
dessen Wunsch nach Selbstbestimmung befriedigt; auch wenn in eine
bestimmte Richtung gesteuert wird, glaubt der Konsument doch an seine
freie Wahl |
"Auf diese Steine können Sie bauen" (Schwäbisch Hall) |
29 |
Personifizierung (Personifikation) |
Vermenschlichung einer
Ware soll die Gefühle des Rezipienten ansprechen; häufig:
vermenschlichende Adjektive oder Verben, die die Waren zu aktiv
handelnden Subjekten machen; suggeriert eigenständiges Agieren, das
dem Modell folgt: "Die Ware arbeitet für Sie." |
"Der clevere Haushalt" (Candy); "Belinda macht Beine" |
30 |
Zugeständnis |
wie Bescheidenheit und Anheimstellung schmeichelt man
dem möglichen Konsumenten hier mit dem Eingestehen eines
Scheinfehlers; soll glaubwürdig machen und negativen
Begleiterscheinungen von Übertreibungen entgegenwirken |
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31 |
Reim |
Gleichklang eines Verses in der Lyrik; gebundene und
rhythmisierte Sprache zur besseren Einprägung von Werbebotschaften
durch den Rezipienten; verwendet werden u. a.: Endreim, unreiner
Endreim,
Stabreim/Alliteration,
Binnenreim und
Assonanzen,
Schüttelreim |
"Tut echt gut." (Neuselters); "Unbestritten bei den
Dritten" (Protefix); "Lust auf Duft" (Zino Davidoff): "Delial pflegt
ideal" |
32 |
Bezeugung (Testimonium) |
vermeintliche Kundenaussagen, die als Sekundärsender
eingesetzt werden; meist in der 1. Person Singular, seltener 1. Pers.
Pl.; soll Identifizierung des Rezipienten mit der Aussage ermöglichen
und dazu führen, dass das was dem Konsumenten damit in den Mund gelegt
wird, auch zu dessen Meinung wird |
"Ich rauche gern"; "So mag ich Schmuck" (Christ) |
33 |
Definition |
Begriffsbestimmung, die benachbarte oder
gegensätzliche Begriffe durch Abgrenzung präzisieren soll; häufig
etymologische Ergründen
der vorgeblich "wahren Bedeutung" eines Wortes/Begriffs. |
"8-Zylinder sind brav, behäbig oder teuer. Oder von
Volkswagen." (Autowerbung)
(vgl.
Kolmer/Rob-Santer 2002,
S.110) |