Viele Menschen haben ein mulmiges Gefühl oder
empfinden sogar Angst, wenn ein Zahnarztbesuch ansteht. Eine nicht
unbedeutende Zahl von Patienten leidet sogar unter einer regelrechten
Zahnbehandlungsphobie. Sie sind so genannte Angstpatienten. Darunter
versteht man einen Patienten, "der Angst vor der zahnärztlichen Behandlung
hat, z.B. vor Spritzen, vor Schmerzen oder der Situation des
Ausgeliefertseins." (Lexikoneintrag
proDente)
Als Leiter der Zahnärztlichen Angst-Ambulanz in Hamburg arbeitet Mats Mehrstedt bereits seit 1979 mit Patienten, die unter
Zahnbehandlungsängsten leiden. Dass der Angstauslöser "Schmerz“ sich heute
durch eine umsichtige Behandlungsweise vermeiden lässt, erläutert der
Zahnarzt und Fachbuch-Autor ("Ohne Angst zum Zahnarzt“) im
Interview mit
proDente.
Wie
viele Menschen haben Angst vor dem Zahnarzt?
Mehrstedt: Das ist schwer zu sagen. Nach einer Untersuchung haben
etwa zehn Prozent aller Menschen, die im Wartezimmer sitzen, eine
regelrechte therapiebedürftige Phobie vor der zahnärztlichen Behandlung.
Geht man davon aus, dass diese Menschen nur zum Zahnarzt gehen, wenn sie es
vor Schmerzen nicht mehr aushalten, ist die Dunkelziffer sicher noch viel
höher.
Woher kommen solche Ängste?
Mehrstedt: Oft haben die Patienten schlechte Erfahrungen beim
Zahnarzt gemacht: dadurch, dass der Arzt sie grob behandelt hat, sie nicht
ernst genommen hat oder nicht ausreichend für eine schmerzfreie Behandlung
gesorgt hat. So darf beispielsweise ein Zahn nicht behandelt werden, wenn er
entzündet und damit nicht zu betäuben ist. Dann muss man erst dafür sorgen,
das die Entzündung abklingt. Meist entstehen die Ängste schon im
Kindesalter, deshalb ist ein behutsamer Umgang des Zahnarztes mit Kindern
besonders wichtig.
Sonst kommen diese Kinder vor lauter Angst möglicherweise gar nicht mehr in
die Praxis.
Sind manche Personengruppen anfälliger für Phobien als andere?
Mehrstedt: Untersuchungen zeigen, dass
Frauen eher betroffen sind als
Männer, sozial Schwache eher als Wohlhabende, Jüngere eher als
Ältere. Außerdem gibt es Zahnbehandlungsphobien eher bei Menschen, die
ohnehin zu psychischen Problemen neigen und auch unter anderen Ängsten
leiden.
Wie können Zahnärzte diese Ängste abbauen?
Mehrstedt: Neben Fortbildungen zum Umgang mit Angstpatienten kann
jeder Zahnarzt seine Patienten vor allem ernst nehmen. Er kann
zuhören und konkret nach
Ängsten fragen. Der Patient sollte gründlich über die Behandlung aufgeklärt
werden und sich selbst dazu entscheiden. Wichtig ist auch, dass der Zahnarzt
immer schmerzfrei arbeitet. Denn jede zahnärztliche Behandlung ist ohne
Schmerzen möglich.
Wie gehen Sie in der Angst-Ambulanz mit phobischen Patienten um?
Mehrstedt: Ich führe zuerst einmal ein Gespräch, in dem ich mit
dem Patienten über seine Angst rede. Für viele Menschen ist es wichtig zu
erkennen, dass ihre Angst nichts Ungewöhnliches ist und andere auch
betroffen sind. In einer zweiten Sitzung kann man beispielsweise das Gebiss
nur untersuchen. Beim dritten Mal könnte eine Röntgenuntersuchung
stattfinden oder das entfernen von Zahnstein. Dann erst kommt es bei einem
weiteren Termin zur ersten richtigen Behandlung. Wichtig ist, dass der
Patient von Mal zu Mal mehr Vertrauen fasst und kleine Erfolgserlebnisse auf
dem Zahnarztstuhl sammelt.
(Presseerklärung von proDente, Köln 8.12.2004
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
15.08.2023