Keiner gibt gern zu, dass er unter Mundgeruch leidet. "Die Menschen
empfinden jegliche Art von unangenehmen Körpergerüchen
als störend und abschreckend“, weiß der Zahnarzt und Privat Dozent Dr. Peter Jöhren. Im
Interview mit
proDente spricht der
Leiter der Bochumer zahnmedizinischen Tagesklinik und Vorsitzender des
Arbeitskreises für Psychologie und Psychosomatik in der Zahnheilkunde über
Ängste und Barrieren, die Menschen mit Mundgeruch überwinden müssen, um
Hilfe aufzusuchen.
Was
raten Sie Menschen, die unter dauerhaftem Mundgeruch leiden?
Jöhren: Wichtig ist es, als Betroffener sofort zu reagieren. Zum einen
aus medizinischen Gründen, denn schlechter Atem kann ein Warnsignal des
Körpers sein und auf ernste Krankheiten hinweisen. Zum anderen weil sich
durch schnelles Handeln mögliche langfristige Folgen wie sozialer Rückzug
und Isolation vermeiden lassen. Wer keine sichtbaren Allgemeinerkrankungen
hat, sollte zuerst den Zahnarzt aufsuchen und das Problem offen und direkt
ansprechen. Diese Hürde kann ihm natürlich niemand abnehmen. Sie wird ihm
aber leichter gemacht durch einen Zahnarzt, der ein offenes Ohr hat und sich
die Zeit nimmt, genau nach den Ursachen zu forschen.
Was
sind denn die häufigsten Ursachen?
Jöhren: Es gibt viele Möglichkeiten, wie Mundgeruch entsteht.
Ursachen sind z.B. Karies, Entzündungen des Zahnhalteapparates, oder starker
Zungenbelag. Einige Gerüche helfen bei der Diagnosestellung, da sie auf
bestimmte Ursachen hin deuten. Riecht der Atem beispielsweise nach Ammoniak,
deutet dies auf eine Lebererkrankung hin. In solchen Fällen wird der
Zahnarzt den Patienten an einen entsprechenden Kollegen weiterleiten. Liegt
die Ursache jedoch im Mund spielt die regelmäßige und sorgfältige Pflege der
Zähne eine wichtige Rolle zur Beseitigung und Vorbeugung von Mundgeruch.
Dazu gehört auch die professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt.
Viele Betroffene benutzen ja vermehrt Mundspüllösungen. Ist das
sinnvoll?
Jöhren: Mundspüllösungen erzielen nur dann Erfolg, wenn sie
antibakterielle Wirkstoffe haben. Diese sollten jedoch nur nach Konsultation
eines Zahnarztes benutzt werden, da es durch diese Spülungen immer auch zu
einer Verschiebung der Mundflora kommt. Ansonsten gibt es noch frisch
machende Spüllösungen. Sie haben meist nur eine psychologische Wirkung: der
Patient hat das Gefühl, er hat aktiv etwas gegen den schlechten Atem getan
und vermeidet den Zahnarztbesuch.
Treffen Sie in Ihrer Praxis auf Menschen, welche unter Mundgeruch
leiden und sich deshalb aus der Öffentlichkeit zurückgezogen haben?
Jöhren: Unsere Klinik hat sich auf die Behandlung von Menschen
spezialisiert, welche generell
Angst vor dem Zahnarzt haben.
Diese Menschen meiden folglich, auch wenn Sie unter starkem Mundgeruch
leiden, jede Begegnung mit dem Zahnarzt. Nicht selten liegt bei diesen
Phobikern generell ein Rückzugsverhalten aus dem sozialen Leben vor. Wir
arbeiten deshalb im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgesellschaft
unterstützen Projektes Hand in Hand mit Psychologen und Psychotherapeuten,
um die Menschen aus Ihrer Isolation herauszuholen und die Hemmung vor dem
Zahnarzt schrittweise abzubauen.
Kann Mundgeruch auch als Folge von psychischen Störungen entstehen?
Jöhren: Dies kommt vor allem bei Menschen vor, die unter dauerhaften
Stress stehen. Oft kommt noch ein falsches Essverhalten hinzu, was zur Folge
hat, dass der Magen übersäuert und Mundgeruch auftritt. Hier hilft es oft
schon, sich gesund und regelmäßig zu ernähren und sich genügend Auszeiten
zur Erholung zu gönnen.
Wie verhält man sich, wenn z.B. der Arbeitskollege oder der Partner
unter schlechtem Atem leiden?
Jöhren: Da hilft nur eines, auch wenn es im ersten Moment unangenehm
erscheint: Man muss auch hier wieder das Problem ehrlich ansprechen. Es ist
natürlich geschickter und angenehmer für den Betroffenen, wenn man ihn in
der Situation nicht allein stehen lässt, sondern ihm Lösungen oder Hilfe
anbietet.
(Presseerklärung von proDente Köln, 23. März 2004)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
15.08.2023