Die repräsentative
Basisuntersuchung "Gewalt im
Web 2.0" aus dem Jahr 2008 zum Umgang von Kindern und Jugendlichen
mit gewalthaltigen Inhalten im Internet hat die Forschergruppe (Grimm/Rhein/Clausen-Muradian
2008) zum Fazit gelangen lassen, dass "der relativ hohe Anteil der Befragten, die Fotos bzw. Videos mit Krieg, Folter und/oder Hinrichtungen sowie
Darstellungen von echter extremer/brutaler Gewalt gesehen haben, als
problematisch einzustufen" ist. (ebd.
S. 51) Dies nimmt die nachfolgende Visualisierung zum Anlass, die
Umfrageergebnisse nach realen bzw. nicht-fiktionalen und fiktionalen
bzw. nicht-realen Gewaltinhalten zu unterscheiden. Dabei ist
selbstverständlich, dass diese Unterscheidung weder immer einfach, noch
ganz unproblematisch ist. Sie fügt der Visualisierungsaufgabe aber, die
ansonsten mit einem einfachen
Säulen-/oder Balkendiagramm gelöst werden könnte, eine weitere Ebene
der Reflexion hinzu.
Zugrunde liegt ihr zudem die von der Forschergruppe ausgesprochene
These, dass "reale bzw. realistische Gewaltdarstellungen ein höheres
Wirkungsrisiko bei Kindern und Jugendlichen haben" als gewalthaltige
Internetseiten mit fiktionalen Gewaltdarstellungen, wie Bildern aus
Horrorfilmen, Gewalt in Spielfilmen oder nachgestellter extremer Gewalt.
Diese Annahmen leiten also auch die Visualisierungsaufgabe, während ihre
Erörterung in den Bereich der Stellungnahme fällt. Die Studie selbst
differenziert die Inhalte freilich nicht nach den beiden Bereichen
fiktional und nicht-fiktional.
Die Visualisierungsaufgabe:
Visualisieren Sie die Angaben der obigen Umfrage in Form einer
Bildstatistik.
Wählen Sie dazu eine geeignete Diagrammform aus. Heben Sie dabei die
Arten von nicht-realer (in Filmen nachgestellter) Gewalt und
"realer" Gewalt voneinander ab. Bedenken Sie dabei auch, dass sich u. U.
nicht alle Angaben eindeutig zuordnen lassen. Begründen Sie in diesen
Fällen die von Ihnen vorgenommene Zuordnung.
Die Visualisierungsaufgabe, die sich auf die
Daten der vorgelegten Tabelle bezieht, wird mit Hilfe eines
Balkendiagramms realisiert, mit dessen Hilfe die Daten als
Teilmengenvergleich in einem
einfachen Vergleich und einem doppelten Vergleich zwischen den
beiden Bereichen dargestellt werden können. Durch die räumliche
Anordnung der Daten der Größe ihrer Menge nach von oben nach unten wird
der Teilmengenvergleich in einer absteigenden Weise realisiert. Dabei
vermittelt die jeweilige Balkenlänge eine Vorstellung von der absoluten
und relativen Größe der jeweiligen Teilmenge.
Während die drei ersten Kategorien von oben fiktionaler,
also nicht-realer Gewalt zugeordnet werden können, sofern in den Filmen
kein "dokumentarisches" Material "realer" Gewaltszenen integriert ist,
lässt sich dies bei "Musikvideos mit Gewalt" und der Kategorie "witzige
Gewalt" weniger eindeutig sagen. Bei Musikvideos ist es eben nicht
selten, dass "authentische" Gewaltdarstellungen in das Video montiert
sind, und ob es sich bei "witziger Gewalt" um reale Gewalt einer
bestimmten Qualität - eine eben über die man lachen kann - oder um
nicht-reale Gewaltinhalte handelt, lässt sich aus den Umfrageergebnissen
nicht entnehmen. Trotz dieser letztlich vagen Mehrdeutigkeit des
Umfrageergebnisses werden sie der Gruppe der fiktionalen Gewaltinhalte
zugeordnet. Andernfalls fiele zumindest die Kategorie "witzige Gewalt"
ganz aus dem Raster.
Die Visualisierungsaufgabe könnte auch mit
zwei einzelnen Balkendiagrammen realisiert werden. Die beiden
nachfolgenden Diagramme sind ein Beispiel für eine nicht ganz gelungene
Form der Visualisierung. Denn über den jeweils einfachen Vergleich
innerhalb des Bezugsrahmens des jeweiligen Diagramms stehen die beiden
Diagramme auch in einem Vergleichsbezug. Und dieser wird durch die
nachfolgende Visualisierung - sofern man sich dafür nicht auf die
statistischen Daten stützt - erheblich erschwert, visuell sogar
unmöglich gemacht.
Beachtet werden muss, dass die Länge der Balken bei den unten
abgebildeten Visualisierungen nur innerhalb des jeweiligen Diagramms
eine korrekte Vorstellung der relativen Größe gibt. Die Linearskalierung
der x-Achse bricht z. B. beim ersten Diagramm beim Wert von 90% ab, beim
zweiten schon beim Wert von 60%. Dadurch kann beim Vergleich der Daten
aus den beiden Diagrammen eine irrige Vorstellung erzeugt werden. Dies
wird bei einer Darstellung, die beide Bereiche - mit unterschiedlicher
Farbgebung z.B. in ein einziges Diagramm integriert, vermieden.
Die zur Gruppe der realen Gewaltinhalte zusammengestellten
Phänomene unterliegen den gleichen Vorbehalten wie die nicht-realen. Es
ist lässt sich nicht immer eine eindeutige Zuordnung vornehmen. Da aber
die Gruppe der fiktionalen Gewaltinhalte auf die Medialität abhebt, also
danach fragt, ob man Gewaltinhalten im Film o. ä. begegnet ist, ohne
nach der Qualität zu fragen, könnte man annehmen, dass die in der
zweiten Gruppe zusammengefassten Gewaltinhalte eher der Realität
zugeordnet werden können. Ausgeschlossen werden kann allerdings nicht,
dass sich Antworten wie "andere Gewalt mit Sex" oder "Vergewaltigung"
sowohl der einen wie der anderen Gruppe zuordnen lässt.