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Schulen entsprechen nicht mehr der heutigen Welt
Interview mit dem Hirnforscher Terence Sejnowski (2000)
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Der Hirnforscher Terrence Sejnowski
äußerte sich im Rahmen eines Interviews mit Stefan Klein in der
Wochenzeitung "Die Zeit" im Jahr 2000
über schulisches Lernen.
Sejnwoski betonte dabei, dass die ältere Annahme, das Gehirn könne sich
nicht verjüngen falsch sei. So habe sich herausgestellt, dass täglich neue
graue Zellen entstünden. Das hätten entsprechende Versuche an Ratten, Affen
und an Menschen nachgewiesen. Dabei könne sich nur der Hippocampous
erneuern, sondern auch andere Teile des Gehirns. Solche Erkenntnisse, so
führte der Hirnforscher weiter aus, hätten weitreichende Folgen für die
Gesellschaft, insbesondere für Schulen. Darüber hinaus zeigten die
Ergebnisse, dass Menschen bis ins hohe Alter hinein geistig rege sein
könnten. Allerdings müsse sich in den Schulen noch einiges ändern. Sejnowski
erklärte dazu: "Die Schulen entsprechen einfach nicht mehr der heutigen Welt. Wir
reisen durch Zeitzonen, fliegen, sehen fern und gebrauchen das Internet,
doch die Schulen funktionieren noch immer so wie vor hundert Jahren. Sie
trichtern den jungen Leuten Wissen und Fähigkeiten ein, anstatt ihnen zu
vermitteln, wie man lernt. In einer Gesellschaft, die sich immer schneller
verändert und immer komplizierter wird, kommt es aber darauf an, die
Lernfähigkeit des Gehirns zu steigern."
Auf die Frage von Stefan Klein, wie er sich eine bessere Schule vorstelle,
führte er aus: "Niemand kann sich einfach hinsetzen und sagen, ich habe eine
perfekte Schule erfunden, und so machen wir das jetzt. Vielmehr müssen wir
mutiger werden zu experimentieren und auf diesem Weg feststellen, was sich
bewährt. [...]
Der ZEIT-Reporter fragte dann: "Ist zu verantworten, durch Experimente in den Schulen die Zukunft der
Kinder aufs Spiel zu setzen?" Darauf antwortete Sejnwoski: "Nicht zu verantworten ist das derzeitige Bildungssystem. Es
berücksichtigt nicht, in welch enormem Maß sich die Menschen in ihren
Anlagen unterscheiden. Was für ein Kind funktioniert, muss für das nächste
noch lange nicht gut sein. Der Unterricht aber versucht, allen gleichermaßen
gerecht zu werden − und wird dadurch niemandem gerecht. Schüler müssen viel
mehr ihre eigenen Wege gehen dürfen."
Auf den Einwand des Reporters, in einer Klasse mit 20 und mehr anderen Kindern könnten
sie das nicht, gab Sejnwoski zur Antwort: "Nein. Aber nach allem, was wir heute aus der Neurobiologie
wissen, sind die Kinder in der Schule ohnehin viel zu passiv. Ihnen wird
Wissen vorgetragen; dabei lernt das Hirn viel besser, wenn es sich die
Informationen selbst zusammensucht und dabei Probleme überwinden muss.
[...]"
(Quelle: Training fürs Köpfchen. Wie Schulen lehren müssten. Ein Gespräch zur
Neurobiologie des Lernens mit dem Hirnforscher Terrence Sejnowski, in: Die
Zeit, 24/2000) |
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Arbeitsanregungen:
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Arbeiten Sie die Kritik von Sejnowski am schulischen Lernen heraus.
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Was fordert er stattdessen?
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Erörtern Sie, wie sich die Rolle von Schülern und Lehrern in einem
so reformierten Unterricht verändern muss.
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Können Sie sich eine solche Veränderung auch Ihrer eigenen Rolle
vorstellen?
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Geben Sie die Passagen, die
in wörtlicher Rede im Text stehen in Form der
indirekten Rede wieder.
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