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Zu der möglichen
Einführung von Benimmunterricht an deutschen Schulen gibt es
verschiedene Standpunkte.
1. Tobias Franke, Schülersprecher
"Wenn Lehrer in ihrem Verhalten
so vorbildlich wären, wie sie uns dann im Benimmunterricht beibringen
sollen, bräuchte man das Ganze gar nicht."
2. Peter Nusskrantz, 59
"Ich weiß noch genau, wie meine
Mutter, auch wenn es mir manchmal nicht gepasst hat, älteren Fahrgästent,
wenn wir gemeinsam Bus gefahren sind, meinen Sitzplatz mit den Worten
angeboten hat: Natürlich steht mein Junge gerne für Sie auf. Na ja, nach
und nach habe ich das auch verstanden und einfach den nötigen Respekt
entwickelt, ohne den Höflichkeit halt nicht funktioniert. Und heute bin
ich gerne Vorbild. Da macht es mir Freude den Kids zu zeigen, wie ich
mal einer Frau aus dem Mantel helfe, ihr die Tür aufhalte oder einer
älteren Oma meinen Platz im Bus anbiete. Wenn das jeder täte, dann
bräuchten wir dieses ganze Trara um den Benimmunterricht gar nicht. “
3. Klaus-Peter Koch, 58
"So weit kommt's noch! Das
tönen bei mir alle Sirenen Alarm. Zucht und Ordnung ist wieder angesagt,
Gehorsam und vor allem Disziplin. Das hatten wir doch schon mal, ich
kenne sie noch ganz genau, diese Bilder meines eigenen Vaters in der
Kluft eines Hitlerjungen, so aufrecht als hätte er einen Stock
verschluckt und mit gestriegelten Haaren. Nein, davon habe ich die Nase
voll. Ich frage mich nur, wozu wir nach 1968 jeden Millimeter Haarlänge
ertrotzt haben, das "Sie" unter jungen Leuten abgeschafft haben, wenn
heute alles wieder neu aufgelegt werden soll. Nein, die Rückkehr zur
Drill und Ordnung und Charaktersteife ist mit mir nicht zu machen."
4. Annegrit Schulz, Sprecherin
des Landeselternrats Mecklenburg-Vorpommern:
„Mit solchen Vorschlägen werden
wieder einmal die Schüler zum Sündenbock gemacht – doch das ist eine sehr
einfache Lösung.“ (1)
5. klb, 55
"Es ist zum Heulen ! Jahrelang
hat man in vielfältigen Diskussionen mehr Disziplin, Strenge und
Konsequenz in der Erziehung verlangt. Dafür ist man von den 'neuzeitlichen
und fortschrittlichen' Pädagogen und Politikern als erzkonservativ und
'von gestern' tituliert worden. Nun haben diese Menschen wohl gemerkt, was
sie mit ihren 'modernen' Erziehungsmethoden angerichtet haben und schon
heißt es 'zurückschwenkt, Marsch!' Aber es ist wohl zu spät, denn
derzeitige Eltern, die selbst nicht mehr 'erzogen' worden sind, können
selbstverständlich nun auch nicht erziehen. Also, die Schule muss jetzt
ran (UBV!).
Gott sei Dank gibt es ja noch Familien, in denen gute Erziehung Tradition
hat, und die setzt sich weiter fort: Erziehung durch echte Liebe,
Aufopferung, sich Zeit nehmen für die Kinder, dazu gehört eben auch das
Aufzeigen von Grenzen und Konsequenz beider Elternteile bei der
Vermittlung der Regeln, die für das gemeinschaftliche Zusammenleben eben
doch unersetzlich sind!" (2)
6. Melanie
"Ich finde nicht, dass jüngere
Menschen weniger Benimm haben als Ältere. Im Gegenteil: Stehe ich im
Supermarkt in der Schlange, so sind es immer nur die Rentner, die zu
maulen anfangen und gegenüber dem Personal unflätig sind.“ (2)
(1) aus: Luzak,
Thomas: Eine Stunde Disziplin - Schüler und Minister gegen Benimm-Unterricht
in M(ecklenburg)-V(orpommern), in: Ostsee-Zeitung, 4.9.02, http://www.ostseezeitung.de/ol/start_136933_817105.html,
18.9.03)
(2) aus:
WDR-Internetforum: Brauchen Schüler Nachhilfe in Benehmen?, www.wdr.de,
18.9.03
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