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Hamburger Verständlichkeitsansatz

Einfachheit vs. Kompliziertheit

 
PSYCHOLOGIE
Glossar Entwicklungspsychologie Persönlichkeitspsychologie Wahrnehmungspsychologie Kognitionspsychologie Emotionspsychologie Motivationspsychologie Kommunikationspsychologie Voraussetzungen der Kommunikation
Schulz von Thun: Kommunikationspsychologische Modelle Vier-Seiten-Modell Überblick Kongruente und inkongruente Botschaften Sachseite der Nachricht Verständlichkeit Überblick Sprachliche Ökonomie und Verständlichkeit [ Hamburger Verständlichkeitsansatz (1974) Überblick Dimensionen der sprachlichen Gestaltung Einfachheit vs. Kompliziertheit ◄ ▪ Gliederung, Ordnung vs. Unübersichtlichkeit Kürze, Prägnanz vs. Weitschweifigkeit Zusätzliche Stimulanz - vs. keine zusätzliche Stimulanz Verständliche Texte im Unterricht ] ▪  Verständlichkeitsdimensionen (Groeben 1972) Verständlichkeitsstrategien Selbstoffenbarungsseite "Inneres Team" und situationsgerechte Kommunikation Bausteine Kommunikation  Sprechakte
 

Einfach versus kompliziert
Das Gegensatzpaar Einfachheit und Kompliziertheit beschreibt nach Friedemann Schulz von Thun (1981) zwei Pole von Textmerkmalen unter dem Aspekt ihrer Verständlichkeit. Zugleich stellt es nach Ansicht des Hamburger Verständlichkeitsansatzes die wichtigste Dimension der Verständlichkeit dar.

(vgl. Langer u. a. 1993, S.16)

 

Einfachheit als Eindrucksurteil

Grundsätzlich geht es bei den Polen Einfachheit und Kompliziertheit nicht um die Frage, ob ein dargestellter Sachverhalt selbst schwierig oder einfach ist, sondern darum, ob eine "schwierige Materie" eben einfach oder kompliziert in Worte gefasst wird.

Das von Langer, von Thun und Tausch (1981) entwickelte Kriterium der Einfachheit, das auch im kommunikationspsychologischen Vier-Seiten-Modell der Nachricht integriert ist, stellt allerdings kein linguistisches Kriterium dar. Die Methoden zu seiner Messung basieren auf einem "Eindrucksurteil" "geschulter Beurteiler" (von Thun 1981, S.150). 

Besonders leicht lassen sich komplizierte Texte in Formulierungen finden, die an eine bestimmte Fachsprache angelehnt sind. Das hat natürlich verschiedene Gründe.

  • Einer davon ist gewiss, dass sich Autoren oft scheuen, komplexe, in einer Fachsprache vergleichsweise eindeutig bezeichnete Sachverhalte in einer einfachen und verständlichen Sprache wiederzugeben.

  • Sie bleiben dem Sprachgestus ihrer referierten Vorlagen nicht zuletzt deshalb so verpflichtet, weil sie sich selbst nicht dem Vorwurf mangelnden Verständnisses und einer fahrlässigen Vereinfachung aussetzen wollen.

Beispiele
Wer einem anderen Gewalt antut oder ihm mit einem Übel droht, um ihn damit zu zwingen, etwas Bestimmtes zu tun zu unterlassen oder zu tun, kann sich strafbar machen. Ein solches Vorgehen gegenüber einem anderen wird dann als Nötigung bezeichnet. Ob eine Nötigung vorliegt, entscheidet ein Gericht. Dieses muss nämlich beurteilen, ob der Einsatz von Gewalt oder die Androhung eines Übels verwerflich ist. Das ist dann der Fall, wenn das Gericht zu dem folgenden Schluss kommt: So kann man nicht vorgehen, wenn man etwas Bestimmtes erreichen will. Das Ziel rechtfertigt den Einsatz dieser Mittel nicht. Wer einen anderen nötigt, kann dafür bis zu drei Jahre in Haft kommen oder muss eine Geldstrafe bezahlen. Nötigung ist nach »§ 240 Abs. 2 StGB ein Straftatbestand, der zum Schutz der Freiheit der Willensentscheidung und Willensbestätigung des einzelnen im Strafgesetzbuch mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe sanktioniert wird, wenn ein Gericht feststellt, dass Gewalt oder die Drohung mit einem bestimmten Übel, um jemanden zu einer Handlung. Duldung oder Unterlassung zu bewegen, verwerflich und damit nicht sozialadäquat, d. h. in einer sozial angemessenen Relation von Nötigungsmittel und Nötigungsziel, eingesetzt wird.

 

Einfachheit Kompliziertheit
  • Alles ist gut zu verstehen.

  • kurze Sätze

  • bekannter Wortschatz

  • Erklärung von Fachwörtern

  • Anschaulichkeit

  • Sprechen wie ein "normaler" Mensch, nicht wie ein Gelehrter

  • Im Allgemeinen schwer zu verstehen.

  • komplizierte und z. T. verschachtelte Satzkonstruktionen

  • Zahlreiche Verwendung von nicht genauer erklärten Fach- und Fremdwörtern

  • Sprechen auf einem hohen, gelehrt wirkenden Sprachniveau

(vgl. von Thun 1981, S.143)

Die Kategorie der sprachlichen Einfachheit als Verständlichkeitsstrategie

Ein etwas anders zusammengesetzten Katalog von Christmann/Groeben (1999, S.183) nennt im Konzept der Verständlichkeitsstrategie "Sprachliche Einfachheit" die folgenden Aspekte:

  • Kurze, geläufige und konkrete Wörter erleichtern die Verständlichkeit ;
    aber: zu große Anhäufung macht Texte langweilig

  • Konkret/anschauliche Wörter werden besser behalten als abstrakte Wörter;
    Ursache: zweifache Kodierung (bildhaft und verbal)

  • Konkrete Texte werden besser behalten, erleichtern die satzübergreifende Verständnis und führen zu präziseren Schlussfolgerungen;
    (bei kurzen Texten nachgewiesen)

  • Konkrete/anschauliche Texte können besser reproduziert werden, unabhängig davon, ob ein Text eher oberflächlich oder gründlicher verarbeitet werden soll.

  • Bei allen Textlängen zwischen 25 und 265 Wörtern ist die Konkretheit wichtiger für das Textverständnis als die Interessantheit oder Vertrautheit eines Textes.

  • Konkrete Informationen werden auch nach längerer Zeit noch besser erinnert als abstrakte.

  • Verschachtelte Sätze, eingebettete Relativsätze, Nominalisierungen und überlange Sätze erschweren das Verständnis.

Unter textlinguistischer Perspektive ist die Verständlichkeit von Texten von Kohäsion und Kohärenz auf der Textoberflächen- bzw. Texttiefenstruktur abhängig.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 17.12.2023

   
 

 
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