Die physiologischen oder biologischen Bedürfnisse (physiological needs)
stehen in der Hierarchie der Bedürfnisse von »Abraham
Maslow (1908-1970) auf der untersten Stufe und genießen damit höchste
Priorität. Sie dominieren seiner Vorstellung nach so lange, bis sie adäquat
befriedigt werden, auf sie richtet sich die gesamte oder zumindest in
absolut dominierender Weise unsere Motivation. Erst wenn
Bedürfnisbefriedigung sich einstellt, treten, so Maslow, Bedürfnisse
der nächsthöheren Stufe, nämlich
Bedürfnisse nach
Sicherheit, in den Fokus unserer Aufmerksamkeit.
Physiologische Bedürfnisse sind dabei z. B.
Diese Bedürfnisse zählt Maslow zu den so genannten
Defizitbedürfnissen oder
D-Bedürfnissen (D-needs), die befriedigt werden müssen, ehe andere
Bedürfnisse ins Spiel kommen. Denn wer z. B. sein Bedürfnis nach Wasser
nicht befriedigen kann, für den sind natürlich Bedürfnisse
nach
Sicherheit,
nach
Zugehörigkeit und Liebe,
nach
Selbstwert oder
nach
Selbstverwirklichung im
Allgemeinen nicht von Bedeutung. Dabei ist natürlich der Grad der
jeweiligen Bedürfnisbefriedigung unterschiedlich und einzelne
Bedürfnisse dieser Hierarchieebene werden in verschiedenen
Gesellschaften auch unterschiedlich definiert. Insofern haben einzelne
physiologische Bedürfnisse auch nicht unbedingt universellen Charakter.
Diese gilt vor allem für Bedürfnisse wie dem Bedürfnis nach Sexualität,
nach Aktivität oder nach Erholung und Entspannung, die in besonderer
Weise kulturell bzw. gesellschaftlich überformt sind. Und natürlich hat
jeder auch schon einmal seinen Hunger bzw. Durst einfach eine Zeit lang
unterdrückt und sich um die Erfüllung höherer Bedürfnisse trotz
knurrenden Magens gekümmert. Und wer aus irgendwelchen Gründen, sei es
beruflich oder privat, um den Schlaf gebracht wird, kann sich durchaus,
allerdings in "biologischen" Grenzen, anderen höheren Bedürfnissen
zuwenden.
Das Nahrungsbedürfnis bzw. Hunger. ist als physiologisches Bedürfnis ein
Defizitbedürfnis. Und besser als die Redensart von »Dorothea
Lynde Dix (1801-1887): "Wer hungrig ist, will keinen Kuss.", lässt sich
dieser Sachverhalt wohl kaum veranschaulichen. Wer längere Zeit hungern
muss, wird, wie Experimente (vgl.
Keys u.a. 1950) nachweisen konnten, auf Dauer lustlos und apathisch.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023