Schreibblockaden sind vielfältig
Die Schreibblockade mit der Bezeichnung "Konzeptbildungsprobleme
beim frühzeitigen Starten" ist eine Störung, die beim Planen des
Schreibprozesses auftritt.
Der
Trugschluss: Die wichtigsten Ideen kommen erst beim Schreiben
Wer frühzeitig mit dem Schreiben loslegt, verlässt sich im Allgemeinen
darauf, dass ihm die wichtigsten Einfälle schon noch beim Formulieren kommen.
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Viele, die so vorgehen, erleben das Schreiben "äußerst lustvoll" und
erhalten in der Schule für ihre Aufsätze durchaus gute Noten. (vgl.
Keseling 2004, S.
60)
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Frühstarter, die dazu neigen, bei einer Schreibaufgabe nicht
lange zu warten, sondern einfach loszulegen, müssen mit diesem Vorgehen nicht unbedingt
Probleme bekommen.
So gibt es durchaus Schreiberinnen und Schreiber,
denen die besten Ideen erst beim Schreiben selbst einfallen.
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Schwierig wird eine
solche Vorgehensweise freilich dann, wenn es dem Schreiber/der
Schreiberin dabei nicht gelingt, den Text so zu strukturieren, dass ein
roter Faden sichtbar ist.
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Genauso zum Problem kann es werden, wenn man
mit großem Elan und in besonderem Maße inspiriert, mit dem Schreiben
beginnt, dann aber ins Stocken gerät.
Dies kann ganz
unterschiedliche Gründe haben (vgl.
ebd.):
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Meistens ist es dann keine
besonders gute Idee, einfach darauf zu warten, bis man wieder ähnlich
inspiriert weiterschreiben kann.
Kommt es zu solchen Schreibstörungen beim Planen,
dann besteht im Allgemeinen ein "Kausalzusammenhang" zwischen "dem
anfänglichen Drauflosschreiben mit offenem Konzept" und "einer danach auftretenden
Unzufriedenheit mit dem Geschriebenen" (ebd.,
S.61). Das macht einem dann meistens nicht nur schlechte Gefühle,
sondern bewirkt auch, dass man seine Schreibtätigkeit ganz abbricht.
Der Typus des schreibblockierten Frühstarters
Der
schreibblockierte Frühstarter
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kann gewöhnlich
ohne Probleme schriftlich formulieren
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ist nur solange
schreibmotiviert, solange ihm im Schreibfluss die Formulierungen leicht
von der Hand gehen
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überprüft und
überarbeitet, solange ihm immer wieder Neues einfällt, das Geschriebene
kaum
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liest beim
Auftreten einer Störung seines Schreibflusses seinen Text oder einzelne
Passagen, um damit wieder auf neue Ideen zu kommen; ändert aber Mängel,
die ihm auffallen in der Regel nicht
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bevorzugt auch
nach Feststellung von Mängeln das Weiterschreiben anstelle des
Überarbeitens
-
kann logische
Brüche, die in seinen Texten vergleichsweise häufig vorkommen nicht oder
erst sehr spät erkennen
(vgl.
Keseling (2004)
nach
Girgensohn/Sennewald 2012,
S.47)
Das Fehlverhalten von Frühstartern beruht
meistens darauf, dass sie trotz der auftretenden Symptome und
Unzufriedenheitsgefühle einfach weiterschreiben und dabei kein
konsistentes und kohärentes Schreikonzept entwickeln können.
Man kann auch während des Schreibens eine Struktur
ausbilden
Dabei gibt es
durchaus auch die Möglichkeit, "eine sogenannte Struktur auch während
des Schreibens" auszubilden.
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So kann man eine solche Struktur auch
dadurch allmählich herausbilden, das man, "oft verbunden mit
konzeptuellen Änderungen und Schreiben mehrerer Textfassungen", ein
Konzept entwickelt. (Keseling 2004,
S.62)
-
Frühstarter, die von ihrer Schreibeuphorie bis zum Auftreten
von Schreibschwierigkeiten davongetragen werden, sollten daher
Schreiberfahrungen machen, die ihre Frustrationstoleranz erhöht.
Sie sollen ihnen zeigen, "dass es Produktionsphasen
gibt und geben muss, in denen es langsam vorangeht und bei denen die
vorübergehende Unzufriedenheit dazugehört." (ebd.,
S.68)
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Dabei ist eine solche "normale" Unzufriedenheit eben noch längst
keine Schreibblockade, sondern das Anerkennen einer von Frühstarten oft
"lange verleugnete Erfahrung (...), dass Schreiben eine schwere und
häufig auch frustrierende Arbeit ist." (ebd.,
S.69)
So kann man gegen den Frühstart vorgehen
Wer etwas gegen seine Neigung zum Frühstart tun
will, sollte sich an folgenden Gegenstrategien orientieren.
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vor dem Beginn des
Schreibens Gliederungen erstellen
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während des Schreibens immer
wieder Planungspausen einlegen, um selbst Feingliederungen für
einzelne Kapitel bzw. Abschnitte zu erstellen
Einige Schreiber können
indessen mit solchen Gliederungen wenig anfangen.
In solchen Fällen
sollten sie zum Sprechen über den Text angehalten werden, bei dem sie
sich noch nicht wie bei Gliederungen auf eine bestimmte Reihenfolge der
Punkte festlegen müssen. (vgl.
ebd., S.66f.,
69) Dies lässt sich
in
kooperativen Schreibprozessen wie z. B.
Schreibkonferenzen u. ä. mit dem charakteristischen
Peer-Feedback
besonders gut organisieren.
» Fragebogen zur
Selbsterkundung Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
11.01.2024
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