Die • Kurzgeschichte • »An diesem Dienstag« von •
Wolfgang Borchert zählt zu den Vertretern dieser •
Literaturgattung
nach dem »Zweiten
Weltkrieg (1939-1945), die mitunter als »Trümmerliteratur
bezeichnet worden ist. Die Kurzgeschichte der Trümmerliteratur zeichnet
sich durch ihre "knappe. aussparende Erzählweise" aus. Diese zeigt sich
u. a. in dem "geradlinig auf den Schluss zulaufenden Gegenwartsgeschehen,
teilweise mit äußerst komprimiert eingefügter Vorgeschichte, meistens in
umgangssprachlichem, untertreibenden Stil. Die solchermaßen erreichte
Komplexität beleuchtet über den Einzelfall hinaus die oft fatale
Interdependenz von Individuum und Gesellschaft."
(Marx
2005, S.131)
Borcherts Geschichten zeichnen sich dabei durch ihre
"Lebensnähe bei gleichzeitiger, hochgradiger Artifizialität" (Meyer
2014, S.112) aus, die mitunter angesichts der alltäglichen Sprache,
in der sie präsentiert werden, zu sehr in den Hintergrund gerät.
»An diesem Dienstag« ordnet sich ein in eine ganze Reihe anderer
Kurzgeschichten des Autors, aber auch anderer Autorinnen und Autoren der
Nachkriegszeit, die Kriegserfahrungen und Erfahrungen der unmittelbaren
Nachkriegszeit thematisierten. Was der schon 1947 verstorbene Borchert
im selben Jahr in seinen Erzählbänden An diesem Dienstag und
Die Hundeblume veröffentlichte, beruhte, so
Schnell (31989,
S.537), nicht nur auf den "Erfahrungen und Anklagen eines einzelnen,
sondern einer ganzen Gruppe [...] einer ganzen Generation: der von ihren
Vätern betrogenen und verratenen Jugend, die unter dem Faschismus zu
leiden hatte, im Krieg ihrer besten Jahre beraubt wurde und nun,
inmitten von Trümmern, ihr neues Selbstverständnis suchte."
Wie z. B. »Heinrich Böll
(1917-1985) oder »Ilse
Aichinger (1921-2016) setzt auch Wolfgang Borchert auf die "offene, variable Form
der Kurzgeschichte und das damit verbundene knappe, andeutungsweise
Erzählen [...] um Kriegstraumata, Sinnverlust, Heimatlosigkeit im
konkreten wie im metaphysischen Sinn und ein tief erschüttertes
Weltvertrauen zu artikulieren." (Meyer
2014, S.194) Dabei drehen sich Borcherts knappen, aber nicht minder
sehr genauen Situationsschilderungen in präzisen Stimmungsbildern immer
wieder um diese Themen. Mit dem Stilmittel des ›understatement‹, mit
seiner Technik des Aussparens und seiner scheinbar lakonischen
Beschreibung der Verhältnisse und Situationen gelingt es ihm, "der
Unmittelbarkeit seiner Erfahrungen jene Distanz abzugewinnen, welche
diese Erfahrungen erst mitteilbar macht." (Schnell
31989, S.538)

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