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Der malerische Lenz kann nichts so sinnreich bilden, |
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Als jene Gegenden von Hainen und Gefilden; |
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Der Anmut Überfluss erquickt dort Aug' und Brust: |
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O Licht der weiten Felder! |
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O Nacht der stillen Wälder! |
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O Vaterland der ersten Lust! |
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Dort lässt sich wiederum, in grünenden Trophäen, |
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Des Winters Untergang, der Flor des Frühlings sehen; |
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Sein schmeichelnder Triumph beglücket jede Flur: |
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Die frohen Lerchen fliegen |
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Und singen von den Siegen |
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Der täglich schöneren Natur |
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Der Bach, den Eis verschloss und Sonn' und West
entsiegeln, |
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In dem sich Luft und Baum und Hirt' und Herde
spiegeln, |
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Befruchtet und erfrischt das aufgelebte Land |
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Dort lässt sich alles sehen, |
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Was Flaccus in den Höhen |
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Des quellenreichen Tiburs fand |
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Fast jeder Vogel singt; es schweigen Nord und Klage! |
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Wie schön verbinden sich, zum Muster guter Tage, |
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Die Hoffnung künft'ger Lust, der jetzige Genuss! |
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Ihr stolzen, güldnen Zeiten! |
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Sagt, ob, an Fröhlichkeiten, |
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Auch diese Zeit euch weichen muss |
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An Reizung kann mir nichts den holden Stunden
gleichen, |
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Da bei dem reinen Quell und in belaubten Sträuchen |
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Die alte Freundschaft scherzt, die junge Liebe lacht |
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Am Morgen keimt die Wonne |
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Und steiget mit der Sonne |
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Und blüht auch in der kühlen Nacht |
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Es spielen Luft und Laub; es spielen Wind und Bäche; |
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Dort duften Blum' und Gras; hier grünen Berg und
Fläche; |
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Das muntre Landvolk tanzt; der Schäfer singt und
ruht: |
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Die sichern Schafe weiden, |
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Und allgemeine Freuden |
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Erweitern gleichfalls mir den Mut |
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Es soll den Wald ein Lied von Phyllis Ruhm erfreuen; |
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Den Frühling will ich ihr und sie dem Frühling
weihen |
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Sie sind einander gleich, an Blüt' und Lieblichkeit |
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Ihr fronen meine Triebe, |
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Ihr schwör' ich meine Liebe, |
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Für's erste bis zur Sommerszeit |