Die
Handlung der
Szene
II,9 (9. Auftritt) im
2. Akt von
Lessings
Drama »Nathan der Weise« spielt
vor
dem Haus Nathans, wo es an Palmen stößt. (Handlungsort).
Al-Hafi, der zu
Nathan
gekommen ist, um sich nach der Aufgabe seines Schatzmeisteramtes an
den Ganges zu verabschieden, erfährt zu seinem Erstaunen, dass
Nathan nun offenbar doch gewillt ist,
Saladin
einen Kredit zu gewähren. Ganz entschieden widerspricht er
möglichen Erwartungen Nathans, Saladin sei danach auch eher bereit,
Rat von Nathan anzunehmen. Mit Ironie begleitet Nathan die äußerst
erregte Schilderung des Verhaltens Saladins beim Schachspiel im
Palast, wird aber mit seiner Anspielung auf den unter Umständen
verletzten Stolz Al-Hafis, von diesem entschieden abgeblockt. Da ihm die Erfolglosigkeit seines Unterfangens, "bei allen
schmutz'gen Mohren" Geld zu leihen, ganz offensichtlich die
Motivation genommen hat, auch weiterhin Schatzmeister zu bleiben, hat er sich für die Wiederaufnahme seines
Lebens als Bettelmönch entschieden. Es ziehe ihn an den Ganges, wo
nur der Mensch an sich, ohne weiteres Ansehen von Person und
Stellung, etwas gelte. Seine Aufforderung an Nathan, ihn dahin sofort
zu begleiten, kann Nathan zumindest im Augenblick nicht nachkommen,
denn er will zunächst noch zu Saladin und danach noch Abschied
nehmen. Al-Hafi, der ihm ins Wort fällt, ehe Nathan diesen Gedanken
zu Ende ausführen kann, will einen solchen Zeitaufschub nicht
gelten lassen und betont, dass nur in der spontanen Entscheidung die
Freiheit des Handelns sichtbar werde. Als sich Al-Hafi verabschiedet
hat, ist Nathan von Al-Hafis Spontaneität, die er im Einklang von
Herz und Verstand sieht, sichtlich beeindruckt.
II,8
< II,9 >
III,1
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.04.2021