Die
Handlung der
Szene
III,7 (7. Auftritt) im
3. Akt von
Lessings
Drama »Nathan der Weise« spielt
in einem Audienzsaal im Palast Saladins (Handlungsort).
Nathan
erzählt
Saladin die Geschichte von den drei
Ringen. Vor langer Zeit habe im Osten ein Mann gelebt, der einen
außerordentlichen Ring besessen habe. Der Ring, der stets vom Vater
auf seinen liebsten Sohn vererbt worden sei, habe vor Gott und den
Menschen angenehm machen können. Der Mann habe sich aber nicht für einen
seiner drei Söhne entscheiden können. Aus diesem Grunde habe er
zwei originalgetreue Kopien anfertigen lassen und kurz vor seinem
Tode jedem seiner Söhne einen dieser Ringe mit der Aussicht auf die
Führung des Hauses übergeben. Im guten Glauben, den echten Ring zu
tragen, habe danach jeder von ihnen die ihm versprochene Stellung
beansprucht. Aber trotz aller Versuche habe man den echten Ring nicht
herausgefunden. Saladin besteht jedoch darauf, dass man
die Religionen in ihren äußerlichen Gepflogenheiten sehr wohl
unterscheiden könne. Nathan wendet dagegen ein, dass diese
Unterscheidbarkeit nicht für die Wahrheitsfrage gelte. Denn
was man letzten Ende glaube, gründe auf geschichtlichem Herkommen
und auf den kulturellen und religiösen Traditionen der Umgebung,
unter der man aufwachse. Als er mit der Ringgeschichte fortfährt,
hat er Saladin schon überzeugt. In einem Prozess habe man den
Streit um den Ring zu klären gehofft. Der Richter habe aber keine
Entscheidung gebracht, sondern lediglich einen Rat gegeben. Die
Praxis nämlich solle erweisen, wer den Ring mit der Wunderkraft
trage. Indem die "Tyrannei des einen Rings" womöglich
absichtlich von ihrem Vater beendet worden sei, sei der Weg frei
für jeden der drei Brüder, die Eigenschaften des Ringes zum
Vorschein zu bringen. Was aber wirklich wahr und richtig sei,
entscheide Gott eines Tages selbst. Saladin ist
tief betroffen, ergreift die Hand Nathans und bittet ihn um seine
Freundschaft. Dieser bringt nun freiwillig das Gespräch auf den von
Saladin gewünschten Kredit und verbindet damit geschickt die Frage
nach der Zukunft des
Tempelherrn.
Saladin wünscht daraufhin, den Tempelherrn, dessen Ähnlichkeit mit
seinem Bruder er
Sittah noch
vorführen will, erneut zu sehen. Mit der Vergewisserung, dass
Saladin das Kreditangebot Nathans annimmt, verlässt Nathan den
Palast.
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.04.2021