Die
Handlung der
Szene
IV,4 (4. Auftritt) im
4. Akt von
Lessings
Drama »Nathan der Weise« spielt
in einem
Zimmer im Palast Saladins (Handlungsort).
Während
Sittah verschleiert auf
dem Sofa liegt, empfängt
Saladin
den Tempelherrn, in dem er erneut
Züge seines verschollenen Bruders Assad zu erkennen glaubt. Nachdem
er ihm erklärt hat, dass er nicht nur begnadigt, sondern auch frei
sei, bietet ihm der Tempelherr aus Dankbarkeit seine Dienste an,
eine Geste, die Saladin um das Angebot seiner Freundschaft
erweitert. Für Saladin stellt es kein Problem dar, einen Christen
in seinem Dienst und zu seinem Freund zu haben, denn er sieht sich
als in religiösen Dingen tolerant. Als das Gespräch auf Nathan
kommt, bringt der Tempelherr, dem seine tiefe Enttäuschung über
dessen Verhalten noch immer anzusehen ist, seine Klage gegen
Nathan
vor. Auch wenn er vorgibt, sich mehr über sich, denn über Nathan
zu ärgern, trägt das Bild von Nathan, das er nun vor Saladin
entwirft, alle Züge der Verbitterung. Dass er sich Hals über Kopf
in Recha, das Judenmädchen
verliebt habe, sei sein eigener Fehler, dass er aber von Nathan
hinters Licht geführt worden sei, habe eine andere Qualität.
Nathans Verhalten gegenüber Recha, zeige "diesen Ausbund aller
Menschen" als "toleranten Schwätzer". So in die
Sache hineingesteigert, muss sich der Tempelherr gefallen lassen,
von Saladin zurechtgewiesen zu werden. Seine Warnung, Nathan nicht
der christlichen Obrigkeit zu denunzieren, kommt allerdings zu
spät. So muss der Tempelherr um Vergebung dafür bitten, in seiner
Wut zunächst zum Patriarchen gegangen zu sein. Am Ende des
Gesprächs fordert Saladin, der ihm Recha verspricht, den
Tempelherrn auf, Nathan zu suchen und mit ihm wieder vor ihm zu
erscheinen.
IV,3
< IV,4 >
IV,5
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
05.05.2021