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▪
Strukturen
dramatischer Texte
▪
Plurimedialität
des dramatischen Textes »
▪
Dramenhandlung
▪
Grundbegriffe: Geschichte - Handlung - Geschehen
▪
Elemente des Handlungszusammenhangs
▪
Analytisches
Drama
▪
Zieldrama
Eine Mischung aus Enthüllungsdrama und Zieldrama
Der
Aufbau des Handlungsverlaufs in
▪ Lessings
▪ Nathan
der Weise ist, vom
▪
Aufbauschema
her betrachtet, eine Mischung aus
▪
analytischem (Enthüllungs-)Drama und
▪
synthetischem (Ziel-)Drama.
Da es sich zugleich als
▪
Drama der
geschlossenen Form auch mit dem ▪ Kompositionsmodell von Freytag darstellen lässt, lassen sich unter
dramentektonischem Aspekt wenigstens zwei Höhepunkte benennen.
-
Der Höhepunkt der
story des
analytischen Dramas ist dann erreicht, wenn die Familienverhältnisse
vollkommen enthüllt und allen Beteiligten klar sind und es zur
Wiederherstellung der (muslimischen) Familie
▪ Saladins,
▪
Sittahs und ihrem
Neffen (▪ Tempelherr)
und ihrer Nichte (▪
Recha)
in der Schlussszene des Dramas (▪
V,8
) kommt.
-
Der Höhepunkt/Wendepunkt
(Peripetie)
des dramatischen Geschehens ist im ▪ pyramidalen Modell von Freytag
mit der
▪
Ringparabel
(III,7)
erreicht, die mit dem von ihr bewirkten Ausgleich von Macht
(Saladin) und Weisheit (Nathan) erst den glücklichen Fortgang der
Handlung ermöglicht,
Während die Geschichte um
▪ Recha
und
▪ Nathan,
die Geschichte des von Nathan angenommenen Christenmädchens, die schon
weit in die Vorgeschichte zurückreicht, nach und nach im Drama enthüllt
wird, entstehen die "Konflikte" zwischen Nathan und
▪ Saladin,
zwischen dem
▪ Patriarchen
und
▪ Tempelherrn,
sowie die Liebe von Recha und dem Tempelherrn erst im Zuge der
dramatischen Bühnenhandlung und werden im Laufe der Handlung gelöst.
Für
Gerhard
Kaiser (1976b, S.133ff.) zeigt sich in Lessings Drama eben nicht die
"übliche Grundfigur" eines Dramas, nämlich der Zusammenstoß konträrer
Willensrichtungen, sondern die wichtigsten Handlungen des Stücks
bestünden im "Erkennen und Erkennenlassen von Zusammenhängen und
Zusammengehörigkeiten", die letzten Endes für die analytische Struktur
des Dramas und das Fehlen eines dramatischen Konflikts im herkömmlichen
Sinne verantwortlich seien.
Vier Vorgeschichten im "Nathan"
Zur analytischen Struktur der Dramenhandlung im "Nathan" gehören vier
verschiedene Vorgeschichten, die mit den zeitlich näherliegenden
beginnend, in chronologisch umgekehrter Reihenfolge aufgedeckt werden. (vgl.
Koebner 1987, S.144ff.) Alle Vorgeschichten greifen in irgendeiner
Weise ineinander.

-
Die
Geschichte von Saladins jüngerem Bruder Assad, der
wahrscheinlich zum Christentum konvertiert und als Wolf von Filnek eine
neue Identität annimmt. Er heiratet eine adelige Christin aus dem Haus
der von Stauffen und wird mit ihr Vater zweier Kinder, einem Sohn (Leu
von Filnek), der
im Drama als Tempelherr agiert, und einer Tochter, die unter ihrem
Taufnamen Blanda von Filnek nach dem Tod der Eltern, von einem
Reitknecht, dem späteren Kosterbruder Bonafides, zu dem mit Assad
(Wolf von Filnek) befreundeten Nathan gebracht wird. Assad, der eine Zeitlang in Europa
und dann wieder in Palästina lebt, schützt Nathan vor antisemitischen
Angriffen von Christen, ist aber dann, wahrscheinlich als christlicher
Ritter, bei kriegerischen Auseinandersetzungen bei Gazza (Gaza) oder
Askalon umgekommen. Nathan, der mit Assad (Wolf von Filnek) befreundet
gewesen ist, nennt Blanda, die er, nachdem
seine Familie bei einem von Christen verübten Judenpogrom in Gath
ermordet worden ist, an Kindes Statt aufnimmt, Recha.
-
Nach dem Tod der Eltern wird der verwaiste Sohn vom Bruder seiner
verstorbenen Mutter in Deutschland erzogen. Dort nimmt er als
Tempelritter den Namen seines Adoptivvaters an und nennt sich fortan
Curd von Stauffen. In dieser Zeit wird Recha vom späteren Klosterbruder
zu Nathan gebracht.
-
Nathans Familie, seine Frau und seine sieben Söhne, werden bei einem
Judenpogrom in der Stadt Gath, das von den Christen verübt wird,
ermordet. Nathan, der seine Familie dorthin gebracht hat, weil er sie
dort sicher wähnte, muss erfahren, dass seine Lieben im eigenen Haus
verbrannt sind. Nach einer mehrtätigen Phase der Wut und Verzweiflung an
Gott wird ihm von einem Reitknecht (der spätere Klosterbruder) ein
christliches Mädchen (Blanda von Filnek/Recha) übergeben, für das er
fortan wie ein leiblicher Vater liebevoll sorgt. Als das dramatische
Geschehen auf der Bühne einsetzt, sind diese Ereignisse 18 Jahre her.
-
Zwanzig Jahre nach diesen Vorkommnissen regiert Sultan Saladin in
Jerusalem mit harter Hand und
lässt etliche christliche Ritter,
Tempelritter, hinrichten. Lediglich bei einem einzigen macht er eine
Ausnahme, weil er in dessen Gesichtszügen eine gewisse Ähnlichkeit mit
seinem verschollenen jüngeren Bruder Assad vermutet. Der unvermutet
Verschonte wird, während er unbehelligt durch Jerusalem geht, Zeuge
eines Brandes im Hause Nathans, der sich zu diesem Zeitpunkt auf einer
Geschäftsreise befindet. Gerade noch kann er Recha aus den Flammen
retten, will aber, nachdem er erfahren hat, dass sie eine Jüdin ist,
nichts mehr von dieser und seiner Rettungstat wissen. Um seinen
Lebensunterhalt zu sichern, arbeitet er als Führer auf dem Sinai, von
dem er einige Wochen nach dem Brand bei Beginn der Dramenhandlung wieder
nach Jerusalem zurückkehrt.
Die allmähliche Enthüllung der Familienverhältnisse im Drama
Die folgenden Textstellen klären im Lauf der Dramenhandlung über die
tatsächlichen Verwandtschaftsbeziehungen unter den wichtigsten Figuren
des Dramas auf, die schließlich im
Schlusstableau der letzten Szene im
Motiv der
wieder gefundenen Familie als Sinnbild der gesamten Weltfamilie gipfelt.
I,1 |
Daja
macht
Nathan
gegenüber eine Bemerkung, die die
Grundlage seiner Beziehung zu
Recha
in Frage stellt. |
"Eure? Eure Recha? […] Nennt ihr
alles,/Was Ihr besitzt, mit ebensoviel Rechte/Das Eure?" |
Auf Nathans Antwort hin bringt
Daja
ihren Gewissenskonflikt ins Spiel, dem sie auch angesichts der ihr
von Nathan entgegengebrachten Güte kaum Herr werden könne. |
"O, wie teuer lasst/Ihr Eure Güte,
Nathan, mich bezahlen! […] Mein Gewissen … […] Mein Gewissen,
sag ich …" |
Nathan
verteilt Geschenke an Daja
und fordert sie im Gegenzug dazu auf zu schweigen |
"Nimm du so gerne, als ich dir geb‘:
- und schweig! […] Nun so schweig!“ |
Daja
erklärt sich zum Schweigen
dazu bereit, weist aber darauf hin, dass Nathan vor Gott (nicht
aber der Welt!) Schuld auf sich geladen habe. |
"Ich schweige./Was Sträfliches vor
Gott hierbei geschieht,/Und ich nicht hindern kann, nicht ändern
kann, -/Nicht kann – komm‘ über Euch!" |
I,2 |
Daja
erwähnt im Gespräch mit Nathan
und Recha, dass
Saladin
den
Tempelherrn
wegen einer
sentimentalen Erinnerung an einen seiner Brüder, der vor langer
Zeit verstorben sei, nach der Gefangennahme verschont habe. |
"doch sagt man/Zugleich, dass
Saladin den Tempelherrn/Begnadigt, weil er seiner Brüder
einem,/Den er besonders lieb gehabt, so ähnlich sehe./Doch da es
viele zwanzig Jahre her,/Dass dieser Bruder nicht mehr lebt, -
er hieß,/Ich weiß nicht wie; - er blieb, ich weiß nicht wo: -" |
Nathan
sieht darin eine Bestätigung
seiner Auffassung, dass es sich bei dem Retter Rechas nicht um
einen Engel handeln könne. |
"Warum hätte Saladin,/Der sein
Geschwister insgesamt so liebt,/In jüngern Jahren einen Bruder
nicht/Noch ganz besonders lieben können? - Pflegen/Sich zwei
Gesichter nicht zu ähneln?“ |
I,5 |
Der
Tempelherr
teilt dem
Klosterbruder
die näheren Umstände seiner Verschonung vor der
Todesstrafe mit und schildert dabei die von ihm beobachtete
sentimentale Rührung Saladins. |
"Man hebt mich auf; ich bin
entfesselt; will/Ihm danken; seh‘ sein Aug‘ in Tränen: stumm/Ist
er, bin ich; er geht, ich bleibe." |
Als der
Tempelherr
am Ende die vom
Klosterbruder an ihn herangetragenen Aufträge des
Patriarchen, einschließlich
eines Mordauftrags an Saladin, zurückweist, tut er dies mit dem
Hinweis auf seine äußerliche Ähnlichkeit mit dessen Bruder, der
auch eine gewisse seelische Ähnlichkeit
entsprechen müsse. |
"Ah, Saladin! - /Wie? die Natur
hätt‘ auch nur e i n e n Zug/Von mir in deines Bruders Form
gebildet:/Und dem entspräche nichts in meiner Seele?/Was dem
entspräche, könnt‘ ich unterdrücken,/Um einem Patriarchen zu
gefallen? -/Natur, so leugst du nicht! So widerspricht/Sich Gott
in seinen Werken nicht!" |
I,6 |
Daja
gibt dem Tempelherrn (ad
spectatores) zu verstehen, dass es sich bei Nathan und Recha um
Menschen handeln könne, die nur eine "Maske“ tragen. |
"Wer weiß!/Die Menschen sind nicht
immer, was sie scheinen." |
II,1 |
Im Gespräch mit
Sittah
erwähnt
Saladin
sein dynastisches Friedenskonzept, das die Heirat Sittahs mit dem Bruder von
König Richard Löwenherz (Prinz
Johann) und die Heirat seines Bruders Melek mit der
Schwester
von Richard Löwenherz vorgesehen hatte. |
"Ich hätte gern den Stillestand
aufs neue/Verlängert, hätte meiner Sittah gern/Gern einen guten
Mann zugleich verschafft,/Und das muss Richards Bruder sein: er
ist ja Richards Bruder. [...] Wenn unserm Bruder Melek/Dann
Richards Schwester wär' zu Teile worden:/Ha! welch ein Haus
zusammen! Ha, der ersten/Der besten Häuser in der Welt das
beste! -" |
Zugleich sagt
Saladin, dass die
Christen für derartige Heiraten den Wechsel von Sittah und Melek
vom Islam zum Christentum verlangten. |
"Du meinst: warum/Sie sonst
verlangen würden, dass auch ihr,/Auch du und Melek, Christen
hießet, eh'/Als Ehgemahl ihr Christen lieben wolltet?" |
Nach Ansicht
Saladins
hintertreiben
jedoch die Tempelherren die dynastische Lösung, denn sie
weigerten sich, das von Ihnen besetzte Akka zu räumen, das
Saladin als Mitgift für die Schwester Richards verlangt. |
"Die Tempelherren,/Die Christen
nicht, sind schuld; [...] Sie wollen Akka,/Das Richards
Schwester unserem Bruder Melek/Zum Brautschatz bringen müsste,
schlechterdings/Nicht fahren lassen." |
II,5 |
In einem kurzen Monolog, den
Nathan
spricht, als er den Tempelherrn erstmals zu Gesicht bekommt,
wird er auf eine Ähnlichkeit der äußeren Erscheinung aufmerksam. |
"Wo sah ich doch dergleichen?" |
II,7 |
Der
Tempelherr
gibt gegenüber
Nathan seinen (vermeintlichen) Namen
, Curd von Stauffen, bekannt. |
"Mein Name war – ist Curd von
Stauffen. – Curd“ |
Nathan
ist überrascht und fragt
nach und vermutet, dass es wohl
noch andere Geschlechter
gleichen Namens gebe. |
"Von Stauffen? – Stauffen? –
Stauffen?“ "Von Stauffen? – Des Geschlechts/Sind wohl noch mehrere …“ |
Der
Tempelherr
bestätigt dies und
erklärt, dass schon mehrere Angehörige des Geschlechts im
Heiligen Land ihr Leben gelassen hätten. |
"O ja! hier waren,/Hier faulen des
Geschlechts schon mehrere.“ |
Der
Tempelherr
erklärt, dass
darunter auch sein Oheim sei, er korrigiert sich
(als Hinweis darauf, dass er über seine eigene Herkunft nicht
genau Bescheid weiß, auch sein Vater). |
"Mein Oheim selbst – mein Vater
will ich sagen, -" |
Nathan
mustert den
Tempelherrn
genau (implizite Regieanweisung). |
"Doch warum schärft sich Euer Blick
auf mich/Je mehr und mehr?“ (Tempelherr zu Nathan) |
Nathan
weicht aus. |
"O nichts! O nichts! Wie kann ich
Euch zu sehr ermüden?“ |
Nachdem der Tempelherr abgegangen
ist, spricht
Nathan
in einem kurzen Monolog aus, dass ihn der
Tempelherr an Wolf von Filneck erinnert. |
„Nicht allein/Wolfs Wuchs, Wolfs
Gang: auch seine Stimme. So/Vollkommen so, warf Wolf sogar den
Kopf;/Trug Wolf sogar das Schwert im Arm; strich Wolf/Sogar die
Augenbrauen mit der Hand,/Gleichsam das Feuer seines Blicks zu
bergen. -/Wie solche tiefgeprägte Bilder doch/Zu Zeiten in uns
schlafen können,/bis ein Wort, ein Laut sie weckt! – Von
Stauffen! -/Ganz recht; Filnek und Stauffen!-/Ich will das bald
genauer wissen; bald.“ |
II,8 |
- Ehe
Nathan
sich zu Saladin begibt, bittet er Daja darum, weiterhin
zu schweigen, und bietet ihr weitere Belohnungen dafür an, damit
sie ihr Gewissen (vgl. I,1) beruhigen könne. |
"Ich kann/mich doch auf dich
verlassen, Daja?/ […] ich bitte dich. Es soll/Dich nicht
gereuen. Dein Gewissen selbst/Soll seine Rechnung dabei finden." |
III.1 |
- Daja
drückt gegenüber Recha ihren geheimen Wunsch aus, dass Recha
durch eine Verbindung mit dem Tempelherrn nach Europa, in
den ihr
eigentlich zukommenden Glaubens- und Kulturkreis zurückfinden
könne. |
"Mein Wunsch, dich in Europa, dich
in Händen/zu wissen, welche deiner würdig sind.“ |
Mit einer weiteren
Andeutung macht
Daja
darauf aufmerksam, dass Recha von Geburt an Christin
gewesen sei. |
"Und wenn es nun dein Retter selber
wäre,/Durch den sein Gott, für den er kämpft, dich in/Das Land,
dich zu dem Volke führen wollte,/Für welche du geboren wurdest?“ |
Als Recha Daja daraufhin tadelt,
bringt
Daja
ihr gegenüber zum Ausdruck, dass sie
zum Schweigen
verpflichtet sei. |
"Posse! Posse!/Wenn ich nur reden
dürfte!“ |
III,7 |
- Saladin
will den Tempelherrn empfangen, der ihm Nathans Kredit bringen
soll, und erinnert sich
im Beisein Nathans an die Ähnlichkeit
des Tempelherrn mit seinem Bruder. |
"Das
hätte traun mein Bruder auch getan/Dem er so ähnelt! […]/[…] Ich
habe meiner Schwester/Von diesem Bruder, den sie nicht/Gekannt,
so viel erzählet, dass ich sie/Sein Ebenbild doch auch muss
sehen lassen!" |
III,8 |
In seinem Monolog, in dem sich der
Tempelherr
seine Liebe zu
Recha, dem vermeintlichen Judenmädchen, eingesteht, macht er
sich Gedanken über sein Keuschheitsgelübde als Tempelherr. Da
ihm durch die Gnade Saladins ein quasi neues Leben geschenkt
worden sei, seien dieses und auch andere, ihm vom
Ritterorden „eingeplauderte“ Werte und Normen hinfällig
geworden. Den Quasi-Neubeginn seines Lebens bringt ihm seinen
(vermeintlichen) Vater in
Erinnerung, der hier in Palästina gefallen sei. In Zukunft hier
zu leben, unter dem "väterlichen Himmel“, werde dabei erheblich
leichter sein, wenn er ein neues Leben anfange. Ohne genauer in
Einzelheiten zu kommen, gibt er zu verstehen, dass sein Vater
wohl ähnlich gehandelt hat. |
"Der Kopf, den Saladin mir
schenkte, wär‘/Mein alter? – Ist ein neuer, der von allem/Nichts
weiß, was jenem eingeplaudert ward,/Was jenen band. – Und ein
bessrer; für/Den väterlichen Himmel mehr gemacht./Das spür ich
ja. Denn erst mit ihm beginn‘/Ich so zu denken, wie mein Vater
hier/Gedacht muss haben; wenn man Märchen nicht/Von ihm mir
vorgelogen. – Märchen? – doch ganz glaubliche; die glaublicher
mir nie,/Als itzt geschienen, da ich nur Gefahr/Zu straucheln
laufe, wo er fiel. – Er fiel?/Ich will mit Männern lieber
fallen, als/Mit Kindern stehn. – Sein Beispiel bürget mir/Für
seinen Beifall." |
III,9 |
Nathan
hält sich angesichts des Heiratsantrags durch den
Tempelherrn mit seiner Zustimmung zurück und will
erst einmal
die Herkunft des Tempelherrn geklärt wissen. |
"Eh‘ ich einmal weiß,/Was für ei
Stauffen Euer Vater denn/Gewesen ist! […] Denn seht! Ich habe
selbst/Wohl einen Stauffen ehedem gekannt,/Der Conrad hieß." |
Der
Tempelherr
bestätigt, dass er ebenfalls mit Vornamen
Conrad,
Rufname Curd, heiße. |
"Ich heiße selber ja nach meinem
Vater: Curd ist Conrad." |
Da
Nathan
aber weiß, dass der
Conrad von Stauffen, von dem er
spreche, selbst Mitglied des Templerordens gewesen und gebunden
an dessen Keuschheitsgelübde gewesen sei, komme er nicht als
Vater des Tempelherrn in Frage. |
"Nun – so war mein Conrad
doch/Nicht Euer Vater. Denn mein Conrad war/Was Ihr; war
Tempelherr; war nie vermählt." |
Den Einwand, dass das
Unverheiratetsein schließlich keine Gewähr
gegen eine Vaterschaft sei, will
Nathan
nicht gelten lassen. |
|
III,10 |
Daja
enthüllt dem Tempelherrn das gehütete Geheimnis, weil sie will,
dass der Tempelherr Recha heiratet und
nach Europa, mit Daja
in der Begleitung, zurückkehrt: |
"Nun; so wisst denn: Recha/Ist
keine Jüdin; ist – eine Christin. […] Sie ist ein Christenkind,
von Christeneltern/Geboren; ist getauft…“ |
Als der Tempelherr aus dem Munde
Dajas
hören will, dass Nathan nicht der leibliche Vater Rechas sei,
bestätigt sie dies frei
heraus. |
"Nicht/ Ihr Vater! […] Die
Wahrheit, die so oft/Mich blut’ge Tränen weinen machen. –
Nein,/Er ist ihr Vater nicht…“ |
Zugleich bestätigt
Daja
dem Tempelherrn, dass Recha niemals die
Wahrheit erfahren habe. |
|
IV,2 |
In seinem Gespräch mit dem Patriarchen bringt der
Tempelherr
den Fall Nathan/Recha anonym, d. h. ohne die Namen zu nennen, zur
Sprache, und erwartet Rat, wie er sich in dieser Frage verhalten
soll. Dabei äußert er verschiedene Vermutungen darüber, wie
Nathan zu dem Christenmädchen Recha gekommen sein könne. |
„Dies Mädchen sei des Juden Tochter
nicht;/Er hab‘ es in der Kindheit aufgelesen,/Gekauft,
gestohlen. – was Ihr wollt; man wisse,/Das Mädchen sei ein
Christenkind, und sei/Getauft; der Jude hab‘ es nur als
Jüdin/Erzogen; […] sagt/Ehrwürd‘ger Vater, was wär’hierbei
wohl/Zu tun?“ |
IV,3 |
Saladin
zeigt Sittah ein
kleines Gemälde, auf dem ihr beider,
nach einem Ausritt verschollener Bruder Assad dargestellt ist.
Zugleich verweist er auf den Tod der Schwester Lilla, die aus
Kummer darüber, dass er Assad am Tage seines Verschwindens
allein habe ausreiten lassen, gestorben sei. |
"Ah wackrer lieber Junge, dass ich
dich/So früh verlor! [...]/Lass mir das Bild. Auch kenn' ich's
schon: Er gab/Es deiner ältern Schwester, seiner Lilla,/Die
eines morgens ihn ganz und gar/Nicht aus den Armen lassen
wollt'. Es war /Der letzte, den er ausritt. - Ah, ich ließ/Ihn
reiten, und allein! - Ah, Lilla starb/ vor Gram, und hat mir's
nie vergeben, dass/Ich so allein ihn reiten lassen. - Er blieb
weg!" |
Saladin
will das
Bild Assads mit dem Tempelherrn vergleichen,
den er in seinem Palast erwartet. |
"Ich muss das Bild doch mit/Dem
jungen Tempelherrn vergleichen; muss/Doch sehn, wie viel mich
meine Phantasie/getäuscht." |
IV,4 |
Als der Tempelherr zu Saladin kommt, sieht
Saladin
sich in
seiner Wahrnehmung bestätigt, dass
dieser seinem Bruder Assad
gleiche. Zugleich erwähnt er, dass Assad ihm ein bestimmtes
(Liebes-)Abenteuer
vorenthalten habe. |
"Ich habe mich
mit dir in
nichts/Betrogen, braver junger Mann! Du bist/Mit Seel' und Leib
mein Assad. Sieh! Ich könnte/Dich fragen: wo du denn die ganze
Zeit/Gesteckt? in welcher Höhle du geschlafen?/[...]/[...] Sieh!
Ich könnte dich/Erinnern wollen, was wir dort und dort/Zusammen
ausgeführt. Ich könnte mit/Dir zanken, dass du e i n Geheimnis
doch/Vor mir gehabt! e i n Abenteuer mir/Doch unterschlagen" |
Der
Tempelherr, der wegen der Hinhaltetaktik Nathans bezüglich
seines Heiratsantrags in Rage ist, teilt Saladin mit, dass der
Jude Nathan nicht der leibliche Vater der Christin Recha
sei und
diese als Jüdin erzogen habe. |
„Wenn gleichwohl dieser Ausbund
aller Menschen/So ein gemeiner Jude wäre, dass/Er Christenkinder
zu bekommen suche,/Um sie als Juden aufzuziehn […] Dies Mädchen
selbst ist seine Tochter . nicht;/Ist ein verzettelt
Christenkind.“ |
IV,5 |
Als der Tempelherr gegangen ist, sprechen
Saladin
und
Sittah
über die Ähnlichkeiten zwischen Assad und dem Tempelherrn. Beide
sind davon völlig beeindruckt und gehen fast von einer
Ebenbildlichkeit
der beiden aus. |
"Gelt, Sittah? Muss mein Assad
nicht ein braver,/Ein schöner Mann gewesen sein? Sittah: "Wenn er so war, und nicht zu diesem Bilde/Der
Tempelherr vielmehr gesessen." |
Indem
Sittah
Saladin vorhält, er
hätte sich nach den Eltern des
Tempelherrn erkundigen sollen, bringt sie ihn erstmals auf den
Gedanken, dass der Tempelherr wirklich von Assad abstammen
könnte. |
"Wie hast du doch vergessen können,
dich/Nach seinen Eltern zu erkundigen?" |
Saladin
signalisiert mit seiner Frage, ob er sich nach der
Mutter des Tempelherrn erkundigen hätte erkundigen sollen, dass
er verstanden hat, worauf seine Schwester Sittah
hinaus will. |
"Ob seine Mutter hier zu Lande
nie/Gewesen sei?" |
Saladin
hält die Tatsache, dass Assad tatsächlich der Vater des
Tempelherrn ist, angesichts der seinerzeit bekannten, aber
nicht
unbedingt gern gesehenen Vorlieben Assads für christliche Damen,
für gut möglich und zeigt sich letzten Endes davon überzeugt. |
"O, möglicher wär' nichts! Denn
Assad war/Bei hübschen Christendamen so willkommen,/Auf hübsche
Christendamen so erpicht,/Dass einmal gar die Rede ging. - Nun,
nun;/Man spricht nicht gern davon. - Genug: ich hab'/Ihn wieder!
- will mit all seinen Fehlern,/Mit all seinen Launen seines
weichen Herzens/Ihn wieder haben!" |
IV,6 |
Daja
droht Nathan, dass sie die Sünde, die Nathan begangen habe,
nicht länger verschweigen könne, wenn er Recha dem Tempelherrn
nicht zur Frau gebe. |
"So hat doch einmal Eure Sünde, die
/Ich länger nicht verschweigen kann, ein Ende." |
Nathan
weiß noch nicht recht, wie er den Tempelherrn weiter
hinhalten soll, ohne ihm reinen Wein bezüglich seines Verdachts
einzuschenken. |
"(Wüsst‘ ich nur/Dem Tempelherrn
erst beizukommen, ohne/Die Ursach’ meiner Neugier ihm zu
sagen!/Denn wenn ich sie ihm sag‘, und der Verdacht/Ist ohne
Grund: so hab‘ ich ganz umsonst/Den Vater auf das Spiel
gesetzt.)“ |
IV,7 |
Der
Klosterbruder, vom Patriarchen beauftragt,
einen Juden zu
finden, der ein Christenkind als seine Tochter erziehe,
berichtet Nathan, dass er es gewesen sei, der ihm als Reitknecht
im Auftrag seines Herrn, Wolf von Filnek,
vor 18 Jahren in
Darun
ein wenige Wochen altes Mädchen gebracht habe. |
"Hat Euch ein Reitknecht nicht vor
achtzehn Jahren/Ein Töchterchen gebracht von wenig Wochen? […]
Der Herr, von welchem ich Euch’s brachte/War – ist mir recht –
ein Herr von Filnek. – Wolf/Von Filnek.“ |
Der Grund dafür, so fährt der
Klosterbruder
fort, sei der damals
erst kurz zurückliegende Tod der Mutter des Babys gewesen und die
Tatsache, dass sein Vater in den Krieg nach Gazza habe ziehen
müssen und sich aus diesem Grund nicht um das Kind habe kümmern
können. Bei Askalon
sei Wolf von Filnek dann bald umgekommen. |
"Weil die Mutter kurz/Vorher
gestorben war; und sich der Vater/Nach - mein‘ ich – Gazza
plötzlich werfen musste,/Wohin das Würmchen ihm nicht folgen
konnte: /So sandt‘ er’s Euch. Und traf ich Euch damit/Nicht in
Darun? […]/Er blieb bald drauf bei Askalon […]“ |
Nachdem der Klosterbruder Nathans Vertrauen gewonnen hat,
erzählt ihm
Nathan
von den tragischen Umständen des
Massakers in Gath vor achtzehn Jahren,
bei dem seine Frau und seine sieben
Söhne von Christen umgebracht worden seien, und das unmittelbar,
bevor ihm Recha anvertraut worden sei. |
"Ihr traft mich mit dem Kinde zu
Darun,/Ihr wisst wohl aber nicht, dass wenig Tage/Zuvor, in Gath
die Christen alle Juden/Mit Weib und Kind ermordet hatten;
wisst/Wohl nicht, dass unter diesen meine Frau/Mit sieben
hoffnungsvollen Söhnen sich/Befunden, die in meines Bruders
Hause,/Zu dem sie sich geflüchtet, insgesamt/Verbrennen müssen.
[…] Als/Ihr kamt, hatt‘ ich drei Tag‘ und Nächt‘ in Asch‘/Und
Staub vor Gott gelegen und geweint. -/[…] Der Christenheit den
unversöhnlichsten/Hass zugeschworen – […]Doch nun kam die
Vernunft allmählich wieder. […]/Indem stiegt Ihr/Vom Pferd und
überreichtet mir das Kind,/In Euern Mantel eingehüllt. – /[…]
ich nahm das Kind, trug’s auf mein Lager, küsst‘ es, warf/Mich
auf die Knie und schluchzte: Gott! Auf sieben/Doch nun schon e i
n e s wieder!“ |
Nathan
schildert daraufhin, wie das Mädchen ihm ans Herz
gewachsen sei, und dass er
nicht gewillt sei, Recha aufzugeben,
es sei denn ein echter Blutsverwandter erhebe Anspruch darauf. |
„Nur muss der erste beste mir sie
nicht/Entreißen wollen! […] Wer/Auf sie nicht größre Rechte hat
als ich/Muss frühere zum mind’sten haben - /[…] Die ihm Natur
und Blut erteilen.“ |
Nathan
will daraufhin vom Klosterbruder wissen, ob er
Anverwandte Rechas kenne. |
Drum nennt mir nur geschwind/Den
Mann, der ihr als Bruder oder Ohm, /Als Vetter oder sonst als
Sipp‘ verwandt:/[…] Ich hoff‘, Ihr wisst von diesem Euern
Herrn/Und dem Geschlechte dessen, mehr als ich.“ |
Als der Klosterbruder zunächst eine ausweichende Antwort gibt,
will
Nathan
wissen,
ob die Mutter des Kindes eine Stauffin
gewesen sei, deren Bruder namens Conrad von Stauffen Tempelherr
gewesen sei. |
"Wisst/Ihr denn nicht wenigstens,
was für Geschlechts/Die Mutter war? – War sie nicht eine
Stauffin?/[…] Hieß nicht ihr Bruder/Conrad von Stauffen? – und
war Tempelherr?“ |
Der
Klosterbruder
stimmt dem zögerlich zu, berichtet aber dann
von einem Brevier, das er dem toten Wolf von Filnek vor seiner
Bestattung abgenommen habe, in dem, wie man ihm, dem
Analphabeten, gesagt habe, die Verwandtschaftsverhältnisse von
jenem selbst niedergeschrieben worden seien. |
"Da fällt mir ein,/Dass ich vom
sel’gen Herrn ein Büchelein/Noch hab‘. Ich zogs ihm aus dem
Busen, als/Wir ihn bei Askalon verscharrten./[…] In diesem
Büchelchen stehn vorn und hinten,/Wie ich mir sagen lassen, mit
des Herrn/Selbeigner Hand die Angehörigen/Von ihm und ihr
geschrieben.“ |
IV,8 |
Daja
will Recha, die von Sittah in den Palast gerufen worden
ist, auf dem Weg dorthin die Wahrheit über ihre Herkunft sagen,
zumal sie fürchtet, Saladin selbst könnte Recha für sich
beanspruchen wollen. |
"Ist drum: wenn ich/Den zweiten
Schritt nicht auch noch wage; nicht/Auch ihr noch selbst
entdecke, wer sie ist! -/Getrost! Lass mich den ersten
Augenblick,/Den ich allein sie habe, dazu brauchen!/Und der wird
sein – vielleicht nun eben, wenn/Ich sie begleite. So ein erster
Wink/Kann unterwegs wenigstens nicht schaden.“ |
V,4 |
Nathan
erhält vom Klosterbruder das
Brevier Wolfs von Filnek
und
ist erleichtert über das, was darin steht. |
"Gott! Wie leicht/Mir wird, dass
ich nun weiter auf der Welt/Nichts zu verbergen habe!“ |
V,5 |
Der
Tempelherr
entschuldigt sich bei Nathan, dass er
dem
Patriarchen die Angelegenheit, ohne Namen zu nennen,
hinterbracht habe. |
„Ich tat nicht recht! – Ihr seid
wohl gar nicht schuldig. -/[…] Verzeiht mir, Nathan.“ |
Angesichts der eingetretenen Lage, die mögliche Aufdeckung durch
den Patriarchen, unterbreitet der
Tempelherr
Nathan den
Vorschlag, Recha einfach
weiterhin im Unklaren zu lassen und sie ihm zur Frau zu geben. |
"Gesetzt; er wüsst‘ auch Euern
Namen: was/Nun mehr, was mehr? – Er kann Euch ja das Mädchen/Nur
nehmen, wenn sie niemands ist, als Euer./Er kann sie doch aus E
u e r m Haus nur/Ins Kloster schleppen. – Also – gebt sie
mir!/Gebt sie nur mir; und lasst ihn kommen. Ha!/Er soll’s wohl
bleiben lassen, mit mein Weib/Zu nehmen.[…]/Sie sei/Nun Eure
Tochter, oder sei es nicht!/Sei Christin, oder Jüdin, oder
keines!/[…] Sei, wie’s sei!“ |
Das weitere Drängen des Tempelherrn, dass nur er sie für Nathan
retten könne, wehrt
Nathan
mit dem
Hinweis ab, dass dies nun
nicht mehr möglich sei, da ein Anverwandter, ein Bruder,
gefunden sei, der nun die Verantwortung für Recha übernehmen
müsse. |
"Es ist damit zu spät. […] Dass wir
nun wissen, wem/Sie anverwandt; nun wissen, wessen Händen/Sie
sicher ausgeliefert werden kann. […] Besonders hat ein Bruder
sich gefunden/Bei dem Ihr um sie werben müsst.“ |
Da der
Tempelherr
fürchtet, dass der
vermeintliche Bruder einen
ungünstigen Einfluss auf Recha nehmen und ihrer beider Liebe im
Wege stehen könne, will er Recha seine Liebe gestehen und sie
auffordern, mit ihm durchzubrennen, wenn es nicht anders geht. |
"sie soll – sie muss/ in beiden
Fällen, was ihr Schicksal droht,/Von mir zuerst erfahren. […] Zu
ihr!/Zu sehn, ob diese Mädchenseele Manns genug/Wohl ist den
einzigen Entschluss zu fassen,/Der ihrer würdig wäre! […] Nach
Euch und ihrem Bruder weiter nicht/Zu fragen- […] Und mir zu
folgen; - wenn/Sie drüber eines Muselmannes Frau/ auch werden
müsste.“ |
V,6 |
Recha
erbittet sich, nachdem sie offensichtlich von Daja auf dem
Weg in den Palast über ihre Herkunft informiert worden ist,
Hilfe dabei, keinen anderen Vater aufgezwungen zu bekommen. |
"Wir nahten, auf dem Weg hierher,
uns einem/Verfallnen Christentempel. Plötzlich stand/Sie still;
schien mit sich selbst zu kämpfen; […] mit Blicken/Des wahren
Mitleids mich beschwor, mich meiner/Doch zu erbarmen! –
Wenigstens, ihr zu/Vergeben, wenn sie mir entdecken müsse,/Was
ihre Kirch‘ auf mich für Anspruch habe. […] Ich sei/Aus
christlichem Geblüte; sei getauft;/Sei Nathans Tochter nicht; er
nicht mein Vater! –[…] Sittah! Sittah!/Sieh mich aufs neu‘ zu
deinen Füßen…“ |
V,7 |
Recha
teilt Saladin mit,
Daja habe ihr Wissen, dass Recha eine
Christin sei, angeblich von ihrer Amme. |
"Denn Daja will von meiner Amm‘/Es
haben. […] /Die es sterbend/Ihr zu vertrauen sich verbunden
fühlte.“ |
V,8 |
Als Recha von Saladin und Sittah aufgefordert wird, dem
Tempelherrn ihre Liebe zu bekennen, besteht
Nathan
darauf,
den Bruder
Rechas zu Wort kommen zu lassen, was alle Anwesenden
überrascht. |
"Halt Saladin! Halt Sittah!/[…]
Hier hat noch einer mitzusprechen …/[…] Ihr Bruder!“ |
Dann klärt
Nathan
den Tempelherrn über seinen richtigen Namen
Leu von Filnek auf. |
„Ihr seid kein Stauffen!/[…] Heißt
Curd von Stauffen nicht!/[…] Heißt Leu von Filnek.“ |
Danach erläutert
Nathan
dem Tempelherrn und den anderen Anwesenden, dass
der Tempelherr von seinem
Onkel Curd von Stauffen nach der Rückkehr seiner Eltern
nach Palästina aufgezogen worden sei. |
"Denn Eure Mutter – die war eine
Stauffin./Ihr Bruder, Euer Ohm, der Euch erzogen,/Dem Eure
Eltern Euch in Deutschland ließen,/Als von dem rauen Himmel dort
vertrieben,/Sie wieder hier zu Lande kamen: - der/Hieß Curd von
Stauffen; mag an Kindesstatt/Vielleicht Euch angenommen haben!" |
Auf Nathans Frage,
wie lange der Tempelherr selbst schon in Palästina weile und
ob der Onkel des Tempelherrn, Curd von Stauffen noch lebe,
erhält er von dem
Tempelherrn
zur Antwort, dass
sein Onkel tot sei und er selbst erst mit der letzten
Verstärkung des Ordens ins Land gekommen sei. |
"Er selbst ist tot. Ich kam erst
mit der letzten/Verstärkung unsers Ordens.“ |
Auf die Frage des Tempelherrn hin, was das Ganze denn mit Recha
zu tun habe, beginnt
Nathan
die Anwesenden über seinen Freund, den leiblichen
Vater des Tempelherrn,
Wolf von Filnek, und dessen Geschichte zu unterrichten.
Dieser sei, obwohl er selbst kein Deutscher gewesen sei, mit
einer Deutschen verheiratet gewesen und seiner Frau für eine
Zeit lang nach Deutschland gefolgt. |
"Euer Vater … […) Er war mein
Freund./[…] Nannte/Sich Wolf von Filnek; aber war kein Deutscher
…/[…]War einer Deutschen nur/Vermählt; war Eurer Mutter nur nach
Deutschland/Auf kurze Zeit gefolgt …" |
Als der Tempelherr ungeduldig weiter wissen will, was das mit
Recha zu tun habe, teilt ihm
Nathan
mit, dass der
Tempelherr der Bruder
Rechas sei. |
Tempelherr:“ […] Aber Rechas
Bruder? Rechas Bruder …/“ Nathan:“Seid Ihr!“ |
Dann nennt
Nathan
auch Recha ihren wirklichen Namen; nämlich
Blanda von Filnek. |
|
Saladin
nimmt Nathan dann beiseite und will Genaueres von
ihm über den Vater von Recha und dem Tempelherrn wissen. Er
fragt nach seiner Herkunft und als Nathan ausschließt, dass Wolf
von Filnek Franke oder ein anderer Europäer gewesen
sei und zugleich berichtet, dass er am liebsten Persisch geredet
habe, ist Saladin überzeugt, dass dieser
Wolf
von Filnek sein verschollener Bruder Assad gewesen ist. |
"Aus Deutschland sei ihr Vater
nicht/Gewesen; ein geborner Deutscher nicht./Was war er denn? Wo
war er sonst denn her? […] Und war auch sonst kein Frank? Kein
Abendländer?/ […] Persisch? Persisch?/ Was will ich mehr? – Er
ist’s! Er war es!/ […] Mein Bruder! Ganz gewiss! Mein Assad!
Ganz/Gewiss!“ |
Als ihm Nathan schließlich das Brevier überreicht, das der
Klosterbruder ihm übergeben hat, erkennt
Saladin
die Handschrift seines Bruders in den Aufzeichnungen über
die Familienverhältnisse wieder. |
"Ah! Seine Hand! Auch die erkenn‘
ich wieder!“ |
Nathan
überlässt Saladin danach die
Entscheidung, ob er Recha und dem Tempelherrn die Identität
Wolfs von Filnek preisgeben wolle. |
"Noch wissen sie von nichts! Noch
steht’s bei dir/Allein, was sie davon erfahren sollen!“ |
Aber ohne jeden Anflug von Zweifel macht
Saladin
kund,
dass er die beiden als die Kinder seines Bruders Assad
anerkenne. |
"Ich meines Bruders Kinder nicht
erkennen?/[…] Sie sind’s! Sie sind es, Sittah, sind’s! Sie
sind’s!/Sind beide meines … deines Bruders Kinder.“ |
Der
Tempelherr
sieht in der Tatsache, dass er zur Familie Saladins
gehört, die Erfüllung
eines Schicksals, das ihm schon in seinen Kindheitsträumen
vor Augen gestanden habe. |
"Ich deines Bluts! – So waren jene
Träume,/Womit man meine Kindheit wiegte doch - /Doch mehr als
Träume!“ |
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
05.12.2020
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