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Gesamttext (Recherche-/Leseversion
FÜNFTER AUFZUG
VIERTER AUFTRITT
Nathan und der Klosterbruder.
NATHAN (im Näherkommen.)
Habt nochmals, guter Bruder, vielen Dank!
KLOSTERBRUDER. Und Ihr desgleichen!
NATHAN.
Ich? von Euch? wofür?
Für meinen Eigensinn, Euch aufzudringen,
Was Ihr nicht braucht? – Ja, wenn ihm Eurer nur
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Auch nachgegeben hätt';
Ihr mit Gewalt
Nicht wolltet reicher sein, als ich.1
KLOSTERBRUDER.
Das Buch2
Gehört ja ohnedem nicht mir; gehört
Ja ohnedem der Tochter; ist ja so
Der Tochter ganzes väterliches Erbe. –
Je nu, sie hat ja Euch. –
Gott gebe nur,
Daß Ihr es nie bereuen dürft, so viel
Für sie getan zu haben!
NATHAN.
Kann ich das?
Das kann ich nie. Seid unbesorgt!
KLOSTERBRUDER.
Nu, nu!
Die Patriarchen und die Tempelherren ...
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NATHAN. Vermögen mir des Bösen nie so viel
Zu tun, daß irgend was mich reuen könnte:
Geschweige, das! – Und seid Ihr denn so ganz
Versichert 3,
daß ein Tempelherr es ist,
Der Euern Patriarchen hetzt?4
KLOSTERBRUDER.
Es kann
Beinah kein andrer sein. Ein Tempelherr
Sprach kurz vorher mit ihm; und was ich hörte,
Das klang darnach.
NATHAN.
Es ist doch aber nur
Ein einziger itzt in Jerusalem.5
Und diesen kenn' ich. Dieser ist mein Freund.
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Ein junger, edler, offner
Mann!
KLOSTERBRUDER.
Ganz recht;
Der nämliche! – Doch was man ist, und was
Man sein muß in der Welt, das paßt ja wohl
Nicht immer.
NATHAN. Leider nicht. – So tue, wers
Auch immer ist, sein Schlimmstes oder Bestes!
Mit Euerm Buche, Bruder, trotz' ich allen;
Und gehe graden Wegs damit zum Sultan.
KLOSTERBRUDER. Viel Glücks! Ich will Euch denn nur hier verlassen.
NATHAN. Und habt sie nicht einmal gesehn? – Kommt ja
Doch bald, doch fleißig wieder. –
Wenn nur
heut
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Der Patriarch noch nichts erfährt! – Doch was?
Sagt ihm auch heute, was Ihr wollt.
KLOSTERBRUDER.
Ich nicht.
Lebt wohl!
(Geht ab.)
NATHAN.
Vergeßt uns ja nicht, Bruder! – Gott!6
Daß ich nicht gleich hier unter freiem Himmel
Auf meine Kniee sinken kann! Wie sich
Der Knoten, der so oft mir bange machte,
Nun von sich selber löset! – Gott!
wie leicht
Mir wird, daß ich nun weiter auf der Welt
Nichts zu verbergen habe! daß ich vor
Den Menschen nun so frei kann wandeln, als
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Vor dir,
der du allein den Menschen nicht
Nach seinen Taten brauchst zu richten, die
So selten seine Taten sind, o Gott! –7
Dieses Werk (Nathan der Weise, von
Gotthold Ephraim Lessing), das durch
Gert Egle gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.
Worterläuterungen/Hinweise/Kommentar
1
Nathan bezieht sich bei seinem Dank an den Klosterbruder hier auf dessen
Ablehnung, Geld von Nathan anzunehmen
IV,7 V
2922ff. 2 Das
Brevier, das der Klosterbruder nach dem Tod Wolf von Filneks (Assad) an
sich genommen hat und das handschriftliche Eintragungen von diesem in
arabischer Schrift enthält, welche die Verwandtschaftsverhältnisse
zwischen Recha, dem Tempelherrn, Saladins und Sittahs aufklären - vgl.
IV,7 V 3102
3 seid
ihr eurer Sache sicher
4
vgl. Szene
IV,2
- Der Tempelherr beim Patriarchen
5
vgl.
I,5 V 584ff. Bericht des Tempelherrn über seine Begnadigung durch
Saladin 6 V 3323
- Szenenende:
ad
spectatores:
monologisches Beiseite (a
parte)
7 Hinweis auf Nathans religiöses
Selbstverständnis: →Motiv der
Gottergebenheit und unbedingter Glaube an die Kraft der göttlichen
Vorsehung
Textauswahl
-
V,1 -
Saladin wird von seinen mameluckischen Reiter
über das Eintreffen der Tribute informiert
-
V,2
-
Nathan trägt dem Emir Manson auf, den
Großteil der Gelder in den Libanon zu seinem
Vater zu bringen
-
V,3
- Der Tempelherr besinnt sich neu
-
-
V,5
- Der Tempelherr entschuldigt sich bei Nathan
-
V,6
-
Recha, die die Wahrheit erfahren hat, bittet
Sittah um Hilfe
-
V,7
-
Saladin verspricht Recha, ihr den Vater nicht
zu nehmen
-
V,8
- Die Enthüllung der Familienverhältnisse
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Gesamttext (Recherche-/Leseversion
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
05.05.2021
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