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Konspekt
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Arbeitstechnik Konspektieren
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Parallelkonspekt
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Arbeitstechnik Annotieren
Den Text annotieren und in einem Parallelkonspekt erfassen
Die ▪
Parabel ▪ »Das
Fliegenpapier« von Robert Musil wird nachfolgend in einem ▪
Parallelkonspekt
erfasst. Dabei fließen
textanalytische und interpretatorische Ideen und Ansätze in die ▪
Annotationen, die im
Text mit Markierungen und Hervorhebungen, außerhalb des Textes mit
Randnotizen vorgenommen werden, in den ▪
Konspekt ein, der die Grundlage der hier vorgenommenen ▪
Sinnkonstruktion
bzw. Deutung des Textes darstellt.
Dabei soll damit aber nicht unterstellt werden, dass des nur diese
Lesart des Textes gibt, die plausibel gemacht werden kann.
Das Fliegenpapier
Tangle‑foot ist ungefähr sechsunddreißig Zentimeter lang und
einundzwanzig Zentimeter breit; es ist mit einem gelben, vergifteten
Leim bestrichen und kommt aus Kanada. Wenn sich eine Fliege darauf
niederlässt — nicht besonders gierig, mehr aus Konvention,
weil schon so viele andere da sind —, klebt sie zuerst nur mit den
äußersten umgebogenen Gliedern aller ihrer Beinchen fest. Eine ganz
leise, befremdliche Empfindung, wie wenn
wir im Dunkel gingen und mit nackten Sohlen auf etwas
träten, das noch nichts als ein weicher, warmer, unübersichtlicher
Widerstand und schon etwas, in das allmählich das grauenhaft
Menschliche hineinflutet, das Erkanntwerden als eine Hand,
die da irgendwie liegt und uns mit fünf immer deutlicher werdenden
Fingern festhält. |
Beschreibung des Fliegenpapiers Tangle-foot
(Größe, toxische Wirkung, Herkunftsland)
Wirkung des
Fliegenpapiers:
Reflexion des Erzähler-Ichs über die Gefühle beim
Festkleben: Rollenwechsel
|
Dann stehen sie alle
forciert aufrecht, wie Tabiker,
die sich nichts anmerken lassen wollen, oder wie klapprige alte
Militärs (und ein wenig o‑beinig, wie wenn man auf einem
scharfen Grat steht). Sie geben sich Haltung und sammeln Kraft und
Überlegung. Nach wenigen Sekunden sind sie entschlossen und
beginnen, was sie vermögen, zu schwirren und sich abzuheben. Sie
führen diese wütende Haltung so lange durch, bis die
Erschöpfung sie zum Einhalten zwingt. Es folgt eine Atempause und ein
neuer Versuch. Aber die Intervalle werden immer länger. Sie stehen
da, und ich fühle,
wie ratlos sie sind. Von unten steigen verwirrende Düfte auf.
Wie ein kleiner Hammer tastet ihre Zunge heraus.
Ihr Kopf ist braun und haarig, wie aus einer
Kokosnuss gemacht; wie menschenähnliche Negeridole.
Sie biegen sich vor und zurück auf ihren festgeschlungenen Beinchen,
beugen sich in den Knien und stemmen sich empor, wie
Menschen es machen, die auf alle Weise versuchen, eine schwere Last zu
bewegen; tragischer als Arbeiter es tun, wahrer im sportlichen
Ausdruck der äußersten Anstrengung als Laokoon.
Und dann kommt der immer gleich seltsame Augenblick, wo das
Bedürfnis einer gegenwärtigen Sekunde über alle mächtigen Dauergefühle
des Daseins siegt. Es ist der Augenblick, wo ein Kletterer wegen
des Schmerzes in den Fingern freiwillig den Griff der Hand öffnet, wo
ein Verirrter im Schnee sich hinlegt wie ein Kind, wo ein Verfolgter
mit brennenden Flanken stehen bleibt. Sie halten sich nicht mehr
mit aller Kraft ab von unten, sie sinken ein wenig ein und sind in
diesem Augenblick ganz menschlich. Sofort werden sie an einer neuen
Stelle gefasst, höher oben am Bein oder hinten am Leib oder am Ende
eines Flügels. |
1. Reaktion der Fliegen auf das Festkleben: Verleugnen
der Realität
2.
Reaktion: Sich ‑Aufbäumen
-
wiederkehrendes,
wütendes Sich-Aufbäumen bis zur Erschöpfung
-
erschöpftes
Dastehen der Fliege
-
Erzähler-Ich
fühlt die Ratlosigkeit des Insekts
3. Reaktion im Zustand „seelischer Erschöpfung“:
Defaitismus
|
Wenn sie die
seelische Erschöpfung überwunden haben und nach einer kleinen
Weile den Kampf um ihr Leben wieder aufnehmen, sind sie
bereits in einer ungünstigen Lage fixiert, und ihre Bewegungen werden
unnatürlich. Dann liegen sie mit gestreckten Hinterbeinen auf den
Ellenbogen gestemmt und suchen sich zu heben. Oder sie sitzen
auf der Erde, aufgebäumt, mit ausgestreckten Armen, wie
Frauen, die vergeblich ihre Hände aus den Fäusten eines Mannes winden
wollen. Oder sie liegen auf dem Bauch, mit Kopf und Armen
voraus, wie im Lauf gefallen, und halten nur noch
das Gesicht hoch. Immer aber ist der Feind bloß passiv und
gewinnt bloß von ihren verzweifelten, verwirrten
Augenblicken. Ein Nichts, ein Es zieht sie hinein. So
langsam, dass man dem kaum zu folgen vermag, und meist mit einer jähen
Beschleunigung am Ende, wenn der letzte innere Zusammenbruch
über sie kommt. Sie lassen sich dann plötzlich fallen, flach
vorne aufs Gesicht, über die Beine weg; oder seitlich, alle Beine von
sich erstreckt; oft auch auf die Seite, mit den Beinen rückwärts
rudernd. So liegen sie da. Wie gestürzte Aeroplane,
die mit einem Flügel in die Luft ragen. Oder wie
krepierte Pferde. Oder mit unendlichen Gebärden der
Verzweiflung. Oder wie Schläfer. Noch
am nächsten Tag wacht manchmal eine auf, tastet eine Weile mit
einem Bein oder schwirrt mit dem Flügel. Manchmal geht solche eine
Bewegung über das ganze Feld, dann sinken sie alle noch ein wenig
tiefer in den Tod. Und nur an der Seite des Leibs, in der Gegend des
Beinansatzes, haben sie irgendein ganz kleines, flimmerndes Organ,
das lebt noch lange. Es geht auf und zu, man kann es ohne
Vergrößerungsglas nicht bezeichnen, es sieht wie ein
winziges Menschenauge aus, das sich unaufhörlich öffnet und
schließt. |
4. Reaktion: Wiederaufnahme des Überlebenskampfes
(Exkurs:) Der „Feind“ und seine Taktik:
-
passiv
-
profitiert von den
verwirrten Momenten
-
Feind ist nicht
identifizierbar, hat keinen Namen, besitzt kein Geschlecht: „ein
Nichts, ein Es“
-
langsame Entwicklung
mit Zunahme der Geschwindigkeit am Ende
5. Reaktion: Der letzte innere
Zusammenbruch
6. Der Übergang
in den Tod
-
kurzfristige,
fast reflexartige Wiederholung von „natürlichen“ Bewegungsmustern
-
längeres
Überleben eines „flimmernden Organs“ am Beinansatz: Vergleich mit
einem Menschenauge
|
Tabes: Auszehrung, Schwund; Tabiker: jemand, der an dieser
Krankheit leidet
Idol: h:
Gottes‑, Götzenbild [in Menschengestalt]
Laokoon: gr.
Sagengestalt; dargestellt in einer Skulptur des rhodischen Bildhauers
Hagesander und seiner Söhne (Laokoon im Kampf mit den Schlangen; Standort
heute: Vatikan;
Areoplane: Flugzeuge
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Arbeitstechnik Annotieren
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.10.2020
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