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August Wilhelm Schlegel (1767-1845)
studierte von 1786-1791 Philologie an der Universität Göttingen, wo er
von dem dortigen Professor für Poesie und Beredtsamkeit »Gottfried
August Bürger (1747-1794) in die Übersetzungspraxis aus klassischen
sowie neueren Sprachen eingeführt wurde. Während seiner Studienzeit in
Göttingen machte er die Bekanntschaft mit »Caroline
Böhmer (1763-1809), einer Tochter des Göttinger Professors »Johann
David Michaelis (1717-1791), die er 1796 nach dem Tod ihres
Ehemanns heiratete. Ihre Beziehung hat ihre ▪
eigene Geschichte und ihre Erzählung
wirft einen Blick auf die vielfältigen Bedingungen, unter denen sich
bürgerliche Geschlechterbeziehungen im 18. Jahrhundert entwickelten.
Nach seinem Studium
war Schlegel von 1791 bis 1795 als
Hauslehrer in Amsterdam tätig. Von dort aus verfasste er Rezensionen für
die »Göttingischen
Gelehrten Anzeigen und arbeitete auf Wunsch ▪
Friedrich Schillers (1759-1805) ab
1794 an dessen Zeitschrift »Horen
(1795-1797)" und dem »Musenalmanach
(1796-1800) mit.
Auf Schillers
Vermittlung hin fing er für die in Jena erscheinende »Allgemeine
Literatur-Zeitung«, der in dieser Zeit bedeutendsten literarischen
Zeitschrift in Deutschland, Kritiken zu literarischen,
literaturgeschichtlichen und kunsttheoretischen Themen zu verfassen.
Auf dessen Drängen hin zieht er 1795 nach Jena, wo Schiller schon seit 1789 als
Professor für Geschichte lehrte und bis 1799 wohnte.
Die Zusammenarbeit zwischen
beiden verläuft zunächst sehr gut und beide stehen offenbar in einem
Verhältnis "der Gleichberechtigung und gegenseitigen Anerkennung" (Alt,
Bd. II, 2004, S.313).
Doch schon ein Jahr später sieht es ganz
anders aus. Quasi über Nacht brach Schiller im Mai 1797 mit August
Wilhelm und stellte neben der geschäftlichen Verbindung auch jeden
gesellschaftlichen Kontakt mit ihm und seinem Bruder ein. Dem
vorausgegangen war eine in seinen Augen vernichtende und höhnische
Kritik des jüngeren Bruders von August Wilhelm, »Friedrich
Schlegel (1772-1829) an seinem ▪
Lied von der
Glocke und seinem Gedicht ▪ "Würde
der Frauen, die den Lob gewöhnten Schiller offensichtlich zutiefst
verletzt hat.
Schlegel hatte in
seinen Rezensionen das Spießertum Schillers und seine in diesen
Gedichten zum Ausdruck kommende "primitive Geschlechterphilosophie" (Hofmann
2005a, S.289) regelrecht gegeißelt und den Werken letztlich auch
▪ jede
ästhetische Qualität abgesprochen. Auch wenn sich August Wilhelm
von dem" Gestus kunstrichterlicher Herablassung" (Alt,
Bd. II, 2004,
S.318) seines Bruders gegenüber Schiller
distanzierte. (vgl.
ebd, S.319), wurde er dennoch unerbittlich von diesem "nach den
Gesetzen der Sippenhaft" (Roßbeck
2009, S. 151) behandelt und musste hinnehmen, dass dieser ihm damit
den Geldhahn zudrehte. (vgl.
ebd.) Erst als August Wilhelms Frau ▪
Caroline, die so überhaupt nicht,
in "Schillers konventionelles weibliches Rollenbild" (Alt,
Bd. II, 2004,
S.321) passte, Goethe um Vermittlung bat, darf ihr Mann zwar weiter beim
"Musenalmanach" (1796-1800) Schillers mitarbeiten, bleibt jedoch
"vom persönlichen Verkehr" mit ihm fortan ausgeschlossen (Safranski
2004, S.426)
Fortan wendeten sich die beiden
Schlegels von den beiden Weimarer Titanen nur noch ▪
Johann Wolfgang von
Goethe (1749-1832) zu, den sie geradezu kultisch als ihr "ldol" (Strobel
2017, S.13) und ihren "Abgott" (Willems
2013, S.213) verehrten und der im Rahmen des von ihnen
öffentlich und privat inszenierten "Goethe-Kults" (ebd.
S.212 ) bei den Schlegels zu einer Art "Goethe-Hörigkeit"
(Strobel
2017,
S.55) führte.
So war es auch
nicht weiter verwunderlich, dass die Ehe der "beiden Ehefreunde" (Appel
2013, S.241) Caroline und August Schlegel mit Unterstützung
Goethes, der sich beim Herzog von Sachsen-Weimar dafür einsetzte,
schon nach sechs Jahren im Jahr 1803 wieder geschieden und Caroline
im gleichen Jahr Schelling heiratete.
Gemeinsam mit
seinem Bruder gab August Wilhelm die Zeitschrift die romantische
Zeitschrift "»Athenaeum"
(1798-1800) heraus. Nach dem Bruch mit Schiller gründeten die beiden
Brüder 1999 die sogenannte »Jenaer
Romantiker-Wohngemeinschaft, in der August Wilhelm mit seiner
Ehefrau Caroline und sein Bruder »Friedrich
Schlegel (1772-1829), mit »Dorothea
Veit (1764-1869) (ab 1804 seine Ehefrau) in "wilder Ehe" für ein
halbes Jahr zusammenlebten.
In dem von vom Schlegelclan bewohnten Haus in der Jenaer Leutragasse gaben sich
alle, die zum Kreis der Romantiker zählten, die Klinke in die Hand.
»Novalis
(1772-1801) (= Georg Philipp Friedrich von Hardenberg), »Ludwig
Tieck (1773-1835), »Wilhelm
Heinrich Wackenroder (1773-1798), »August
Wilhelm Schlegel (1767-1845) und »Friedrich
Schlegel (1772-1829) sowie die Philosophen »Friedrich
Schleiermacher (1768-1834), »Johann
Gottlieb Fichte (1762-1814), »Friedrich
Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) und der Naturphilosoph »Johann
Wilhelm Ritter (1776-1810) waren dort regelmäßig zu Besuch, täglich
kamen bis zu 18 Mittagsgäste, um miteinander gesellig zu "»Symphilosophieren«
[...] um zu reden, zu scherzen und zu streiten, einheimische und
auswärtige Gäste kamen hinzu." (ebd.,
S.54) An den Abenden trugen sich die Anwesenden eigene und fremde Werke
vor, man fachsimpelte über die Calderón- und Shakespeare
Übersetzungen August Wilhelms, sprach über dies und jenes, was
literarische gerade angesagt war, auch allerlei Jenaer Klatsch kam
dabei wohl zur Sprache, beschäftigte sich aber auch ausgiebig mit
den Gegnern der eigenen Überzeugungen.
Dabei ging es der
Romantik zunächst um die Abgrenzung von der Klassik der Antike und
den daran orientierten »Klassizismus,
"nicht angedacht war hingegen eine Abgrenzung von den Vertretern der
‚Weimarer Klassik‘, jedenfalls nicht von Goethe." (ebd.,
S.59), zumal sie sich in ihrem Kampf gegen den Rationalismus an der
Seite Goethes sahen und die neue "Kunstreligion", mit ihren »pantheistischen
Grundlagen und ihrer "epochale(n) Tendenz zur
Verselbständigung und Verabsolutierung des Ästhetischen" (Willems
2013, S.221) eine hinreichende Schnittmenge gemeinsamer
Überzeugungen versprach. Ihr Programm einer alle Künste
(Literatur, Musik, bildende Kunst) und Wissenschaften (Philosophie,
Theologie, Medizin u. a.) umfassenden Universalpoesie im Sinne einer
Weiterführung der Weimarer Klassik und einer Synthese von Kunst,
Staat und Gesellschaft." (Loquai
2006, S.353) unterschied sich zwar grundlegend von der Klassik,
dennoch kann man die
Romantik aber "nicht nur als Antithese zur Klassik" verstehen, sondern
als Fortsetzung. (vgl.
ebd., S.354) Mit ihren äußerst vielfältigen Denkmodellen, die sich
zum Teil auch widersprechen und in Konkurrenz zu einander stehen, wie z.
B. geschichtsphilosophisch fundierten Utopien, subjektivistischen
Rückzugsmodellen (Elfenbeinturm, Eremitenklause), rationalen Theorien
und ekstatischen Phantasien, ihrem System mit Chaos und ihrer Vernunft
und ihrem Irrationalismus bemüht sie sich doch "um eine ganzheitliche,
alle Bereiche des Lebens durchdringende, wechselseitige Erneuerung von
Kunst und Gesellschaft mit utopischen, an einem Kunstideal
ausgerichteten Ansprüchen." (ebd.)
Gerade in der
Auseinandersetzung mit ihren Gegnern, die sich gegen den Bruch der
Romantiker mit zahlreichen Konventionen stellten, zeigte sich, was
die Romantik eben auch ausmachte: "Streit, Polemik,
Selbstbehauptung" (Strobel
2017,
S.54). Dass dies auch ihre Gegner zu spüren bekamen, lag auch daran,
dass sie in ihrem Zeitschrift Athenäum, mit der neuen
literarische Form des Fragments, das Polemik und Spekulation
provokativ miteinander kombiniert, "mit an der Herausbildung eines
literarischen Betriebs, der die Auseinandersetzung bis zur heftigen
persönlichen Diffamierung pflegt. Man gab sich gedanklich
esoterisch, nach außen hin aber kriegerisch – und man wurde gelesen.
Auch wenn von den bis zu 1.500 Exemplaren des ersten Hefts nur 1.000
abgesetzt worden sein mögen, so war das doch für ein derart
anspruchsvolles Organ das Maximum." (ebd.,
S.59)
Die so
Angegriffenen jedenfalls, wie z. B. »Johann
Heinrich Voß (1751-1826), einem anerkannten Metrik-Experten und
erstem deutschen »Homer-Übersetzer
(»Odyssee
1781, »Ilias
1793), wehrten sich und schlugen mit ihren eigenen Publikationen
("»Das
Morgenblatt für gebildete Stände" 1807-1865) zum Teil
erfolgreich zurück.
Schon Ende des Jahres 1799 neigte sich die Zeit der Jenaer
Frühromantik mit ihrer typischen Gruppenbildung dem Ende zu und ihre
wichtigsten Vertreter verließen die Stadt. Friedrich Schlegel
pendelte ab dem Jahresende zwischen Berlin und Jena hin und her, ehe
er 1802 nach Paris zog. Und sein älterer Bruder August Wilhelm
verlegte seinen Wohnsitz nach seiner Entfremdung von seiner Frau
Caroline nach Berlin, wo er - Berlin hatte zu diesem Zeitpunkt
noch keine Universität – von 1801 bis 1804 öffentliche Vorlesungen -
es waren sogar Frauen zugelassen! – vor einem nichtakademischen,
bildungswilligen und zugleich zahlungskräftigen Hörerkreis hielt,
das sich für neues Wissen und aktuelle Themen interessierte.
Im Frühjahr 1802
machte August Wilhelm Schlegel in Berlin die Bekanntschaft
Anne-Louise-Germaine Baronin von Staël-Holstein, besser bekannt als »Madame
de Staël (1766-1817) und wird von ihr mit einem als Mentor für sich
selbst und als Hauslehrer für ihre Kinder an ihrem Wohnsitz in Coppet am Genfer See engagiert.
Die sehr wohlhabende Frau, Tochter von Jacques Necker, einem
Bankier und politischem Ratgeber und zeitweiligem Finanzminister
Ludwigs XVI., "lebte das seinerzeit skandalöse Dasein einer
hochintelligenten, sich autodidaktisch bildenden, intellektuell
unabhängigen Frau" (Strobel
2017, S.100). Sie wurde wegen ihrer Gegnerschaft zu Napoleon aus
Paris ausgewiesen und hatte sich 1802 endgültig auf den Familiensitz
in Coppet zurückgezogen, wo sie gerne im erlesenen Kreis über Kunst
und Literatur diskutierte. Ihre Vorliebe für die klassizistische
französische Literatur eines Corneille und Racine teilte Schlegel
indessen nicht (vgl.
ebd.,
S.104)
Für ein
Jahresgehalt von 12.000 Schweizer Franken Jahresgehalt sowie die
Zusicherung einer lebenslangen Rente war Schlegel, der bis dahin in
unsicheren finanziellen Verhältnissen gelebt hat, nun aber drei
Kinder zu ernähren und zu erziehen hatte, bereit, über manche
Unstimmigkeiten beim "Coppeter »Symphilosophieren« (ebd.)
hinwegzusehen. In der dreizehn Jahren, in denen beide in Coppet und
auf zahlreichen Auslandsreisen bis zum Tode Germaine de Staël 1817
immer wieder zusammenlebten, drehte sich dennoch alles um
Philosophie und Literatur und ihre gemeinsame Gegnerschaft gegen
Napoleon, zeigte nach außen, "dass ein geistiges und politisches
Bündnis zwischen einem Deutschen und einer Französin auch während
der Koalitionskriege möglich war". (ebd.,
S.105) Madame de Staël bewunderte jedenfalls an Schlegel, dem
sie freundschaftlich verbunden war, vor allem seine universelle
Bildung. Zudem teilten sie "als frühe »Komparatisten«, (ebd.,
S.106), wenn sie die Kulturen und Literaturen miteinander
verglichen, die Überzeugung, dass jede Kultur ihre Eigenheiten besaß
und andere Kulturen deshalb nicht abgewertet werden durften.
Ende 1804 tritt er mit ihr eine
mehrmonatige Italienreise an und inspiriert sie zu ihrem ihrem
zweiten, sehr erfolgreichen Roman, Corinne ou l’Italie ("Corinna
oder Italien"), der 1805/1806 entstand und 1807 erschien. Andere
Reisen führten ihn an der Seite Madame de Staëls in die Schweiz und
nach Schweden. 1814 reiste Schlegel zu Madame de Staël nach London
und von dort aus gemeinsam mit ihr nach Paris, das inzwischen von
der Napoleonischen Herrschaft befreit war. Mit 51 Jahren bekam sie
im Alter von 51 Jahren in Paris im Februar 1817 einen Schlaganfall,
der zu halbseitigen Lähmungen führte und an dessen Folgen sie im
Juli des gleichen Jahres verstarb. Schlegel war dabei bis zuletzt an
ihrer Seite geblieben.
Nach ihrem Tod
heiratete Schlegel 1817 in Heidelberg die vierundzwanzig Jahre
jüngere
Sophie Paulus (1791-1847), Tochter des Theologen ▪
Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (1761-1851), die er bis dahin
allerdings kaum kannte. Doch als er nach Bonn zog, um dort eine
Professur für Literatur- und Kunstgeschichte an der neu gegründeten
Universität anzutreten, war Sophie aus nicht ganz geklärten Gründen
nicht bereit, ihm dahin zu folgen, so dass die Ehe schon nach
wenigen Wochen gescheitert war. Schlegels Hoffnung auf ein spätes
privates Glück war damit auch verflogen und in den nächsten
fünfundzwanzig Jahren, in denen beide verheiratet blieben (Sophie
lebte weiter im Kreise ihrer Familie) führt Schlegel eine geradezu
"mönchische Existenz" (ebd.,
S.174)
In seiner Bonner Zeit beschäftigte er sich vor allem mit
orientalischen und indischen Studien, derentwegen er mehrfach nach
Frankreich und 1823 nach England reiste und die ihn auch
veranlassten, in Bonn eine Druckerei mit Sanskrittypen zu gründen.
August Wilhelm
Schlegel machte den Religionswechsel etlicher romantischer
Weggefährten vom Protestantismus hin zum Katholizismus nicht mit,
die diesen viel Kritik, darunter auch die ihres ehemaligen Idols
Goethe, eingebracht hat. In seinen letzten Lebensjahren sagte man ihm
einen Hang zum Vornehmtum nach, was wahrscheinlich auch damit
zusammenhing, dass er seine adelige Herkunft wieder entdeckte, das
Wappen
der
"Schlegel von Gottleben" führte und als Bonner Professor "stets mit
"vSchlegel" (unterzeichnete), was ihn aus der staatlich examinierten
bürgerlichen Gelehrtenkaste im Kollegium noch einmal hervorhob."
(ebd.,
S.18f.) Gut möglich, dass zu diesem Eindruck auch seine schon seit
den Studientagen in Göttingen bekannte "hyperkorrekte Erscheinung"
beitrug, die "sich bis in die kleinsten Einzelheiten seiner
Erscheinung" zeigten. (Appel
2013, S.132) Schon damals aß und trank er gerne gut, war immer
nach der neuesten Mode gekleidet, liebte einen geregelten
Tagesablauf und gesicherte Verhältnisse" und zeigte "keine Neigung
zu Entgrenzungen jeglicher Art." (ebd.)
Vor allem
»Heinrich
Heine (1797-1856), der noch als Student in Bonn einmal sein
begeisterter Schüler gewesen war, ihn immer wieder verspottet. Aber
auch Schlegel präsentierte sich auch noch in alter romantischer
Streitlust, wenn man seine literarischen Spottgedichte liest, mit
denen er in
»Amadeus
Wendts (1783-1836)
»Musenalmanach
auf 1832« in seinem
»Wettgesang
dreier Poeten
die Dichter
»Friedrich
von Matthisson (1761-1831),
»Friedrich
Wilhelm August Schmidt (1764-1838) und
Heinrich Voß (1751-1826) regelrecht vorführt.
Dass ausgerechnet der von Friedrich Schiller und vielen Zeitgenossen
hochgeschätzte, aber heute weitgehend vergessene
»Friedrich
von Matthisson (1761-1831) mit seinen melancholischen
Landschaftsgedichten zum Liebling der "schwärmerischen Freundinnen
der empfindsamen Landschaftsmalerei" (Schelling 1800) avancierte,
ging ihm völlig gegen den Strich. Für die Gedichte von
»Friedrich
Wilhelm August Schmidt (1764-1838), die in seinen Augen in
naiver Weise von den Schönheiten des Landlebens handelten, hatte er
nur Spott und Hohn übrig und
»Johann
Heinrich Voß (1751-1826), der ein ebenso entschiedener wie
profilierter Gegner der Romantik war, hatte er wohl noch immer nicht
verziehen, dass seine Anhänger, die Vossianer, in Heidelberg
zeitweise so die Szene beherrschten, "dass die Romantiker dort das
Feld räumen mussten." (Harenbergs Lexikon der Weltliteratur, 1989,
Bd. 5, S.3009)
1844 wird er in den Ruhestand versetzt und verstirbt am 10. August
1845 in Heidelberg.
»August Wilhelm Schlegel (1767-1845)
machte sich vor allem als Literaturhistoriker und
Übersetzer einen Namen. Ihm vor allem ist es zu danken, dass die
Anhänger der romantischen Bewegung, aber auch »Johann Wolfgang von
Goethe (1749-1832), mit dem er lange Kontakt hatte und in einem regen Austausch
stand, "mit den großen Dichtern der »historischen Romantik« an der
Schwelle vom Mittelalter zum Barock bekannt" gemacht wurden, "indem
er aus der einmaligen Kombination von Studium, Übersetzung,
kritischer Reflexion und historischer Darlegung eine
Gesamtwürdigung" u. a. von Werken William Shakespeares und Calderón
de la Barcas lieferte." (Harenbergs Lexikon der Weltliteratur,
1989, Bd. 5, S.2594).
Als Dichter stand er eher im Schatten seines Bruders »Friedrich
Schlegel (1772-1829) und blieb wohl eher unbedeutend. Von »Gottfried
August Bürger (1747-1794) lernte er, wie man Sonette
schrieb. Dessen "konstruierte, kalkulierte und artifizielle
'Natürlichkeit' und Popularität, [...] galt ihm wie auch so manchen
Romantikern als erstrebenswert: Volkstümlichkeit aus höchster
intellektueller Anstrengung heraus." (Strobel
2017, S.27) Auch als Übersetzer von Sonetten des italienischen
Renaissancedichters
Francesco Petrarca
(1304-1374) u. a. machte er sich mit seiner Übersetzungsanthologie
»Blumensträuße italienischer, spanischer und portugiesischer Poesie«
(1804) einen Namen.
A. W. Schlegel stilisierte in der
deutschen Romantik (1790-1835) das Sonett zur idealen lyrischen Form,
indem er die formale Gliederung des Sonetts in Quartette und Terzette
dialektisch ausdeutete. (vgl.
Borgstedt
2007a, S.448) Das literarische Werk von August Schlegel selbst, der
neben Gedichten sich auch an Dramen versuchte, die aber selbst im
Weimarer Hoftheater unter Leitung Goethes durchfielen, wird heute
als eher unbedeutend eingeschätzt.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
30.12.2021