teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

Textauswahl zu den verschiedenen Fassungen

IV,8 - Trauerspielfassung (1782)

Friedrich Schiller (1759-1805): Die Räuber

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren Friedrich Schiller Biographie
Werke Dramatische Werke Die Räuber Didaktische und methodische Aspekte Überblick Gesamttext /Recherche/Leseversion) Entstehungsgeschichte des Dramas Stoffgeschichte [ Verschiedene Fassungen Überblick Die Schauspielfassung (Erstausgabe 1781) Der unterdrückte Bogen B (1781) Das Mannheimer Soufflierbuch (1781/82) Die Trauerspielfassung (1782) Textauswahl ] Schiller zu den "Räubern" Komposition des Dramas Handlungsverlauf Figurenkonstellation Einzelne Figuren Weitere Aspekte der Analyse Sprachliche Form Rezeptionsgeschichte Textauswahl • Bausteine Links ins Internet Maria Stuart Lyrische Werke Sonstige Werke Bausteine Links ins Internet  Schreibformen Rhetorik Operatoren im Fach Deutsch
 

docx-Download - pdf-Download

Diese Textversion zu Friedrich Schillers Drama •"Die Räuber" folgt der Trauerspielfassung des Stücks, die Schiller im Anschluss an die Uraufführung der "Räuber" selbst gestaltet hat und die in in der Hofbuchhandlung von Christian Friedrich Schwan im Sommer 1782 als Bühnenfassung des Dramas veröffentlicht wird,

Achter Auftritt

Hermann (kommt).

FRANZ. Ha! Willkommen mein Euryalus! meiner Künste rüstiges Werkzeug!

HERMANN. (kurz und störig) Ihr ließet mich holen, Graf!

FRANZ. Daß du das Siegel drückest auf dein Meisterstück -

HERMANN. (in den Bart) Wirklich?

FRANZ. Den letzten Pinselstrich an's Gemälde.

HERMANN. Potz!

FRANZ. (stutzt) Soll ich etwa den Wagen vorfahren lassen? Wollen wir's auf der Spazierfahrt ins Reine bringen?

HERMANN. (trotzig) Ohne Umstände, wenn's euch gefällig ist. - Zu dem, was wir heute miteinander ins Reine bringen werden, mag wohl dieser Quadratschuh Raumes hinreichen. - Allenfalls könnt' ich ein paar Worte voraussschicken, eurer Lunge für die Zukunft zu schonen.

FRANZ. (zurückgezogen) Hm! - und was wär' dieses?

HERMANN. (hämisch) "Du sollst Amalien haben - haben von meiner Hand -

FRANZ. (erstaunt) Hermann!

HERMANN. (wie oben, immer den Rücken gegen Franz gekehrt) Amalia ist ein Spiel meines Willens -  da kannst du leicht denken - kurz! alles geht nach Wunsch - (bricht in ein wüthendes Lachen aus - darauf trotzig zu Franz) Was habt ihr mir zu sagen, Graf Moor?

FRANZ (ausweichend): Nichts Dir - ich schickte nach Hermann.

HERMANN. Ohne Seitensprung - Warum ward ich hierher gesprengt? Warum der Narr zu seyn, vor dem, und dem Diebe beym Einbrechen die Leiter zu halten? Mich zu eurem Bärnhäuter zu verdingen um einen Schilling? Oder war es nicht so?

FRANZ. (besonnen) Ja recht! aber daß wir die Hauptsache nicht verplaudern - Mein Kammerdiener wird dir schon gesteckt haben - Ich wollte dich nur über die Aussteuer hören.

HERMANN. Ich glaube, ihr foppt mich - oder schlimmer - schlimmer, sage ich, wenn's nicht gefoppt ist. Moor! nehmt euch in Acht - macht mich nicht rasend, Moor. Wir sind allein; hab' ich doch ohnehin noch einen ehrlichen Namen mit euch wett zu spielen. Trauet dem Teufel nicht, den ihr selbst warbet.

FRANZ. (mit Ehre) Gilt diese Begegniß deinem gnädigen gebietenden Herrn? - Zittre, Sclave!

HERMANN. (mit Spott) Doch wohl nicht gar vor Eurer Ungnade? Eure Ungnade dem, der mit sich selbst grollt! Pfui Moor! Schon verabscheu' ich den Schurken in euch, macht nicht, daß ich auch noch den Gecken belache. Ich kann Gräber sprengen und Todte auferstehen heißen - Wer ist nun Sklave?

FRANZ. (sehr geschmeidig) Freund! sey vernünftig und nicht treulos.

HERMANN. Schweigt. Hier ist Fluch die beste Vernunft, und Aberwitz hieß hier die Treue. Treue! wem? Treue dem ewigen Lügner? - O meine Zähne werden klappern um diese Treue, wenn eine kleine Dosis von Untreue damals mich zum Heiligen gemacht hätte - Doch! Geduld! Geduld! Die Rache ist pfiffig.

FRANZ. Ah gut! recht gut! daß ich mich erinnere. Du hast neulich einen Beutel mit hundert Louis in diesem Zimmer verloren. Fast wäre das vergessen worden. Nimm zurück, Kamerad, was dein ist. (dringt ihm einen Beutel auf)

HERMANN. (wirft ihm solchen verächtlich vor die Füße) Den Fluch über Ischariots Münze! Es ist das Handgeld der Hölle - Schon einmal dachtet ihr, meine Armuth zur Kupplerinn meines Herzens zu machen - aber gefehlt, Graf! unendlich gefehlt - Jener Beutel voll Gold kommt mir trefflich zu statten - gewissen Leute zu verkosten.

FRANZ. (erschrocken) Hermann! Hermann! laß mich gewisse Dinge nicht träumen von dir - wenn du mehr thätest, als du solltest - Du wärst entsetzlich, Hermann!

HERMANN. (frohlockend) Wär' ich? Wär' ich wirklich? Nun dann, zur Nachricht, Graf! (bedeutend) Ich mäste eure Schande, und füttere euer Gericht. Einst will ich's auch auftischen zum Schmauß, und die Völker der Erde zur Tafel laden. (höhnisch) Ihr versteht mich doch, mein souverainer, gnädiger, gebietender Herr?

FRANZ. (springt auf außer Fassung) Ha! Teufel, falscher Spieler! (die Faust wider die Stirn) Und mein Glück zu knüpfen an die Launen des Schwindelkopfs! . das war dumm! (wirft sich sprachlos in einen Sessel)

HERMANN. (pfeift durch die Finger) Ty! des verschmitzen Künstlers! -

FRANZ. (beissend) So ist es doch wahr, und abermal wahr! Kein Faden ist so fein gesponnen unter der Sonne, der so schnell risse, als die Bande des Bubenstücks! -

HERMANN. Sachte! sachte! Sind dann die Engel aus der Art geschlagen, daß die Teufel anfangen zu moralisiren?

FRANZ. (steht schnell auf, zu Hermann mit hämischem Lächeln) Und bei dieser Entdeckung werden gewisse Leute wohl auch viel Ehre aufheben?

HERMANN. (klatscht in die Hände) Meisterlich! Unvergleichlich! Ihr spielt eure Rolle zum Küssen! Erst den leichtglaubigen Thoren in den Sumpf gezogen, und drauf fein das hämische Weh über dir, Sünder! (mit Lächeln und Zähneknirschen) O wie fein die Beelzebub raffiniren! - Doch, Graf (indem er ihn auf die Achsel klopft) Ausgelernt haben wir noch nicht - bei Gott! du mußt erst hören, was der Verlierer wagt. - Feuer ins Pulvermagazin, sagt der Kaper, und hinauf in die Luft - Freund und Feind!

FRANZ, (geht schnell nach der Wand, und greift nach einer Pistole) Hier ist Verrätherei, Entschlossenheit -

HERMANN. (zieht eben so schnell eine Terzerole aus der Tasche, und schlägt an) Gebt euch keine Müh. Auf den Fall versteht man sich bei euch.

FRANZ. (läßt die Pistole fallen, und wirft sich sinnlos in den Sessel) Doch nur so lang reiner Mund, bis ich - mich näher bedacht habe!

HERMANN. Bis ihr ein Dutzend Meuter gedungen, mir die Zunge zu lähmen auf lange? Nicht wahr? (ihm ins Ohr) Das Geheimniß liegt im Papiere, und meine Erben brechen es auf. (er geht ab)

docx-Download - pdf-Download

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 30.10.2023

    
   Arbeitsanregungen:

Schiller hat bei seiner Bühnenbearbeitung der "Räuber" im Jahr 1782 (Trauerspielfassung) den im Mannheimer Soufflierbuch (1781/82) als Szene 6 der IV. Handlung eingefügten Dialog von Franz Moor und Hermann in seiner Trauerspielfassung erneut überarbeitet und die Entschlossenheit Hermanns im Gespräch nicht verstärkt.

  1. In seiner Selbstrezension der Trauerspielfassung im  "Wirtembergischen Repertorium"1782 notiert Schiller diesbezüglich: "In der neuen Auflage des Stücks hat sich der Dichter gebessert. Der Bösewicht hat seinen Helfershelfer verloren und ist gezwungen, seine eigenen Hände zu brauchen - »Wie? wenn ich selbst hinginge und ihm den Degen in den Leib bohrte hinterrücks? - Ein verwundeter Mann ist ein Knabe - frisch! ich wills wagen! (Er geht mit starken Schritten fort, bleibt aber plötzlich in schreckhafter Erschlaffung stehen.) Wer schleicht hinter mir? - Gesichter wie ich noch keine sah! - Schneidende Triller! (Er läßt den Dolch aus dem Kleide fallen.) durch meine Knochen Zermalmung! - Nein! ich wills nicht tun« u. s. f. "
    Welche Gründe haben den Autor nach eigenen Angaben zur Einfügung dieser Szene veranlasst?

  2. Welche Gründe weiteren dramaturgischen Gründe könnten Schiller weiter veranlasst haben, diese Szene einzufügen, während andere - wie der ganze Dialog mit Pastor Moser (V,1 der Schauspielfassung) - sowohl im Mannheimer Soufflierbuch als auch bei der Trauerspielfassung herausgefallen sind?

 
   
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und ZeitmanagementKreative ArbeitstechnikenTeamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche KommunikationVisualisierenPräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 
 

 
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz