Hermann (kommt).
FRANZ. Ha! Willkommen mein Euryalus! meiner Künste
rüstiges Werkzeug!
HERMANN. (kurz und störig) Ihr ließet mich holen, Graf!
FRANZ. Daß du das Siegel drückest auf dein Meisterstück
-
HERMANN. (in den Bart) Wirklich?
FRANZ. Den letzten Pinselstrich an's Gemälde.
HERMANN. Potz!
FRANZ. (stutzt) Soll ich etwa den Wagen vorfahren
lassen? Wollen wir's auf der Spazierfahrt ins Reine bringen?
HERMANN. (trotzig) Ohne Umstände, wenn's euch gefällig
ist. - Zu dem, was wir heute miteinander ins Reine bringen werden, mag
wohl dieser Quadratschuh Raumes hinreichen. - Allenfalls könnt' ich ein
paar Worte voraussschicken, eurer Lunge für die Zukunft zu schonen.
FRANZ. (zurückgezogen) Hm! - und was wär' dieses?
HERMANN. (hämisch) "Du sollst Amalien haben - haben von
meiner Hand -
FRANZ. (erstaunt) Hermann!
HERMANN. (wie oben, immer den Rücken gegen Franz
gekehrt) Amalia ist ein Spiel meines Willens - da kannst du leicht
denken - kurz! alles geht nach Wunsch - (bricht in ein wüthendes Lachen
aus - darauf trotzig zu Franz) Was habt ihr mir zu sagen, Graf Moor?
FRANZ (ausweichend): Nichts Dir - ich schickte nach
Hermann.
HERMANN. Ohne Seitensprung - Warum ward ich hierher
gesprengt? Warum der Narr zu seyn, vor dem, und dem Diebe beym
Einbrechen die Leiter zu halten? Mich zu eurem Bärnhäuter zu verdingen
um einen Schilling? Oder war es nicht so?
FRANZ. (besonnen) Ja recht! aber daß wir die Hauptsache
nicht verplaudern - Mein Kammerdiener wird dir schon gesteckt haben -
Ich wollte dich nur über die Aussteuer hören.
HERMANN. Ich glaube, ihr foppt mich - oder schlimmer -
schlimmer, sage ich, wenn's nicht gefoppt ist. Moor! nehmt euch in Acht
- macht mich nicht rasend, Moor. Wir sind allein; hab' ich doch ohnehin
noch einen ehrlichen Namen mit euch wett zu spielen. Trauet dem Teufel
nicht, den ihr selbst warbet.
FRANZ. (mit Ehre) Gilt diese Begegniß deinem gnädigen
gebietenden Herrn? - Zittre, Sclave!
HERMANN. (mit Spott) Doch wohl nicht gar vor Eurer
Ungnade? Eure Ungnade dem, der mit sich selbst grollt! Pfui Moor! Schon
verabscheu' ich den Schurken in euch, macht nicht, daß ich auch noch den
Gecken belache. Ich kann Gräber sprengen und Todte auferstehen heißen -
Wer ist nun Sklave?
FRANZ. (sehr geschmeidig) Freund! sey vernünftig und
nicht treulos.
HERMANN. Schweigt. Hier ist Fluch die beste Vernunft,
und Aberwitz hieß hier die
Treue.
Treue! wem?
Treue dem ewigen Lügner? - O
meine Zähne werden klappern um diese Treue, wenn eine kleine Dosis von
Untreue
damals mich zum Heiligen
gemacht hätte - Doch! Geduld! Geduld! Die Rache ist pfiffig.
FRANZ. Ah gut! recht gut! daß ich mich erinnere. Du hast
neulich einen Beutel mit hundert Louis in diesem Zimmer verloren. Fast
wäre das vergessen worden. Nimm zurück, Kamerad, was dein ist. (dringt
ihm einen Beutel auf)
HERMANN. (wirft ihm solchen verächtlich vor die Füße)
Den Fluch über Ischariots Münze! Es ist das Handgeld der Hölle - Schon
einmal dachtet ihr, meine Armuth zur Kupplerinn meines Herzens zu machen
- aber gefehlt, Graf! unendlich gefehlt - Jener Beutel voll Gold kommt
mir trefflich zu statten - gewissen
Leute zu verkosten.
FRANZ. (erschrocken) Hermann! Hermann! laß mich
gewisse Dinge nicht träumen von
dir - wenn du mehr thätest, als du solltest - Du wärst entsetzlich,
Hermann!
HERMANN. (frohlockend) Wär' ich? Wär' ich wirklich? Nun
dann, zur Nachricht, Graf! (bedeutend) Ich mäste eure Schande, und
füttere euer Gericht. Einst will ich's auch auftischen zum Schmauß, und
die Völker der Erde zur Tafel laden. (höhnisch) Ihr versteht mich doch,
mein souverainer, gnädiger, gebietender Herr?
FRANZ. (springt auf außer Fassung) Ha! Teufel, falscher
Spieler! (die Faust wider die Stirn) Und mein Glück zu knüpfen an die
Launen des Schwindelkopfs! . das war
dumm! (wirft sich sprachlos in einen Sessel)
HERMANN. (pfeift durch die Finger) Ty! des verschmitzen
Künstlers! -
FRANZ. (beissend) So ist es doch wahr, und abermal wahr!
Kein Faden ist so fein gesponnen unter der Sonne, der so schnell risse,
als die Bande des Bubenstücks! -
HERMANN. Sachte! sachte! Sind dann die Engel aus der Art
geschlagen, daß die Teufel anfangen zu moralisiren?
FRANZ. (steht schnell auf, zu Hermann mit hämischem
Lächeln) Und bei dieser Entdeckung werden
gewisse Leute wohl auch viel
Ehre aufheben?
HERMANN. (klatscht in die Hände) Meisterlich!
Unvergleichlich! Ihr spielt eure Rolle zum Küssen! Erst den
leichtglaubigen Thoren in den Sumpf gezogen, und drauf fein das hämische
Weh über dir, Sünder! (mit Lächeln und Zähneknirschen) O wie fein die
Beelzebub raffiniren! - Doch, Graf (indem er ihn auf die Achsel klopft)
Ausgelernt haben wir noch nicht - bei Gott! du mußt erst hören, was der
Verlierer wagt. - Feuer ins Pulvermagazin, sagt der Kaper, und hinauf in
die Luft - Freund und Feind!
FRANZ, (geht schnell nach der Wand, und greift nach
einer Pistole) Hier ist Verrätherei, Entschlossenheit -
HERMANN. (zieht eben so schnell eine Terzerole aus der
Tasche, und schlägt an) Gebt euch keine Müh. Auf den Fall versteht man
sich bei euch.
FRANZ. (läßt die Pistole fallen, und wirft sich sinnlos
in den Sessel) Doch nur so lang reiner Mund, bis ich - mich näher
bedacht habe!
HERMANN. Bis ihr ein Dutzend Meuter gedungen, mir die
Zunge zu lähmen auf lange? Nicht wahr? (ihm ins Ohr) Das Geheimniß liegt
im Papiere, und meine Erben brechen es auf. (er geht ab)