Friedrich Schiller
hat die Arbeit an seinem Lied von der
Glocke im Sommer 1797 begonnen, dann aber erst zwei Jahre später,
während er schon an seinem Drama "Maria
Stuart" arbeitete, fertig gestellt. Im »Musen-Almanach
für das Jahr 1800 ist 1800 zum ersten Mal gedruckt
erschienen.
vgl.
Wikipedia: Die Entstehung des Gedichts
Das Werk gehört zu den bekanntesten
Gedichten der deutschen Lyrik, ist aber von Anfang an, das zeigt die ▪
wechselvolle Rezeptionsgeschichte
"dieses berühmt-berüchtigten Gedichts" (Hofmann
2005a, S.287), heftig umstritten.
Das hat viele Gründe, aber einer davon liegt
an Schillers Lyrikkonzept der Ideenballade.
Es läuft darauf hinaus, die exemplarische Darstellungstendenz der
Balladen dafür zu nutzen, "um der erzählten Geschichte allgemeine Ideen
zu unterlegen, auf deren Realisierung oder Verfehlung die jeweilige
Handlung hinauszulaufen scheint." (Hofmann
2003, S.144) Wenn das Ganze dann am Ende "zur Apotheose eines
bornierten Biedersinns verwendet wird," ist das Gedicht selbst schuld,
weil es "Humanität in krasser Weise mit beschränkten Handlungen und
Denkweisen verbindet." (ebd.).
Das Lied von der Glocke lässt sich als
Beispiel für Schillers poetologisches und im engeren Sinne lyrisches
Konzept verstehen.
-
Dieses beruht auf der Vorstellung, dass sich
"die Beschreibung eines durch Anschauung vermittelten Vorgangs (die
Herstellung einer Glocke) mit allgemeinen Betrachtungen über den Gang
des menschlichen Lebens" verbinden lässt. (ebd.)
-
Inhaltlich spiegelt sich diese Konzeption im
Aufbau des Gedichtes wieder, das zwei "Stränge" (Enzensberger
1966) besitzt, die aufeinander, mehr oder weniger überzeugend und
gelungen, auf einander zu beziehen sind.
Da ist zum einen die mehr oder weniger
präzise, auf Fachwissen gestützte Beschreibung eines "frühindustriellen
Verfahrens" (Enzensberger
1966), die die sogenannten
Glocken-, Meister-
oder Arbeitsstrophen des Gedichts durchzieht. Zum anderen, als
quasi zweiter Strang, die allgemeinen Betrachtungen und Reflexionen in
den sogenannten Reflexions- oder Betrachtungsstrophen, die durch und durch
stilisierte und idealisierte Darstellungen menschlichen Lebens im
Allgemeinen und des Bürgerlebens bieten.
Die auf teachSam hier
dargebotene Textfassung
folgt im Satzspiegel und bei der Stropheneinteilung »Friedrich
Schiller »Musen-Almanach
für das Jahr 1800, S. 251–272, auch als »wikisource
verfügbar.
Satzspiegel und Stropheneinteilung wurden bei verschiedenen
Veröffentlichungen des Gedichts, so z. B. für die Jubiläumsausgabe von
Schillers Werken , die zu seinem 100. Geburtstag am 10. November 1859
erschienen ist, aber immer wieder leicht abgeändert. Daraus ergibt sich
auch eine andere Zählweise.
Für die Grundstruktur der Einteilung der Strophen in die Glockenstrophen
bzw. Meister- oder Arbeitsstrophen und in die Reflexions- oder
Betrachtungsstrophen, der beiden "Stränge" (Enzensberger
1966) des Gedichts, ist dies indessen ohne allzu große Bedeutung.