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▪ Gleichnis
▪
Die didaktische Parabel in der
Literaturgeschichte
Gleichnis vom verlorenen Sohn
In der Einheitsübersetzung von 1979 wird sie wie folgt
erzählt:
"Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der
jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da
teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles
zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und
verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große
Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des
Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte
gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand
gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben
mehr als genug zu essen und ich komme vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem
Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich
versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner
Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von
weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den
Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen
dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu
seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring
an die Hand und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen
essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist
wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern."
(Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Neues
Testament, Stuttgart 1979, Kath. Bibelanstalt/Deutsche Bibelstiftung)
In der Ebersdorfer Bibel aus dem Jahre 1905 liest sie sich wie
folgt:
Er sprach aber: Ein gewisser
Mensch hatte zwei Söhne; und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater:
Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen
die Habe. Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn
alles
zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und daselbst vergeudete er sein
Vermögen, indem er ausschweifend lebte. Als er aber alles verzehrt hatte,
kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel
zu leiden. Und er ging hin und hängte sich an einen der Bürger jenes Landes;
der schickte ihn auf seine Äcker, Schweine zu hüten. Und er begehrte, seinen
Bauch zu füllen mit den
Träbern1,
welche die Schweine fraßen; und niemand gab ihm. Als er aber zu sich selbst
kam, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot,
ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem
Vater gehen, und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den
Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen;
mache mich wie einen deiner Tagelöhner. Und er machte sich auf und ging zu
seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde
innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um seinen Hals und küsste ihn
sehr. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den
Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Der
Vater aber sprach zu seinen Knechten: Bringet das beste Kleid her und ziehet
es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße; und
bringet das gemästete Kalb her und schlachtet es, und lasset uns essen und
fröhlich sein; denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig
geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an fröhlich
zu sein. Es war aber sein älterer Sohn auf dem Felde; und als er kam und
sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Reigen. Und er rief einen der
Knechte herzu und erkundigte sich, was das wäre. Der aber sprach zu ihm:
Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb
geschlachtet, weil er ihn gesund wieder erhalten hat. Er aber wurde zornig
und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus und drang in ihn.
Er aber antwortete und sprach zu dem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich
dir, und niemals habe ich ein Gebot von dir übertreten; und mir hast du
niemals ein Böcklein gegeben, auf dass ich mit meinen Freunden fröhlich
wäre; da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe mit Huren
verschlungen hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet. Er aber
sprach zu ihm: Kind, du bist allezeit bei mir, und all das Meinige ist dein.
Es geziemte sich aber fröhlich zu sein und sich zu freuen; denn dieser dein
Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden und verloren und ist
gefunden worden.
(Übersetzung: Eberfelder Bibel 1905,
http://www.bibel-online.net/bibel_3/42.lukas/15.html)
1
Träber: (ohne Singular) die Hülsen von dem ausgebrautem Malz,
(auch Sei, Seihe, von seihen, Aut, oder Aat genannt); mitunter auch Reste
und Überbleibsel aller ausgepressten Dinge, z. B. den Weinhülsen, vom
ausgepressten Weine, den Überresten der ausgepressten Ölbeeren
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▪ Gleichnis
▪
Die didaktische Parabel in der
Literaturgeschichte
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
21.12.2023
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