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Traditionelle Parabel

Bildbereich und Sachbereich

Typen der Parabel

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
Literatur Autorinnen und Autoren Literarische Gattungen Erzählende Texte Strukturen erzählender Texte Formen erzählender Texte Überblick Traditionelle Epik und moderne Montageepik Fabel ▪  Gleichnis Kurzgeschichte Parabel ▪ Quickie: So interpretiert man eine Parabel Häufig gestellte Fragen Didaktische und methodische Aspekte Überblick Typen der ParabelÜberblickBild- und Sachbereich: Von der traditionellen zur modernen Parabel [ Traditionelle Parabel Überblick Allgemeine Merkmale Die didaktische Parabel in der Literaturgeschichte Idealistische Überhöhung der Parabel Themen Erzähler und Leser Explizite Transfersignale Bild- und Sachbereich Textauswahl Bausteine ] Moderne Parabel Abgrenzung von anderen Textsorten Sprachliche Gestaltungsmerkmale Schulische Interpretation von Parabeln Textauswahl Bausteine Dramatische Texte Lyrische Texte Literarische Zweckformen Grundlagen der Textanalyse und Interpretation Literaturunterricht Schreibformen  Operatoren im Fach Deutsch
 

Bausteine 

 Eine traditionelle Parabel interpretieren
Didaktische und methodische Aspekte
Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
Überblick
Aspekte der Schreibaufgabe
 Überblick
Den Bildbereich analysieren
Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
Die Textinterpretation strukturieren
  Formulierungshilfen
Typische Schreibaufgaben
Arbeitsschritte
Musterbeispiele
Textauswahl

Bild- und Sachbereich in der traditionellen Parabel

Für die traditionelle Parabel ist die Doppelstruktur von Bild- und Sachbereich ein grundlegendes Merkmal. Mit ihr kann die Parabel unter bestimmten textseitigen und leserseitigen Bedingungen ihre ▪ didaktische Funktion erfüllen.

Sie besteht darin, dem dafür empfänglichen Leser eine allgemeine, universell gültige Lehre über "Gott und die Welt" zu vermitteln, die das von Erzähler und Leser geteilte, gemeinsame Welt- und Menschenbild bestätigt. Das geschlossene Konzept traditioneller Parabeln unterstellt damit auch, dass es einen solchen Sinn in einem kohärenten Weltbild gibt.

Das war bei der traditionellen Parabel lange das ▪ christlich-religiöse, dann auch ▪ das am Vernunftdenken orientierte und schließlich auch das an ▪ marxistischen Theorien orientierte Weltbild, von denen jedes für sich den nötigen, in sich geschlossenen und in sich kohärenten, nie zu hinterfragenden Bezugsrahmen boten, innerhalb dessen sich die didaktischen Ziele erfüllen konnten und sollten.

Es ist allerdings immer erst der konstruktive, aber vom Text traditioneller Parabeln möglichst genau gelenkte mentale Akt der Übertragung, der das Sinnversprechen einlöst, mit dem der Erzähler in einer didaktischen Parabel dem Leser gegenübertritt. Allerdings liegt auch hier der Sinn nicht einfach auf der Hand.

Auch traditionelle Parabeln entziehen sich oft "einem spontanen Leserzugang" (Durzak 1986, S.348). Sie können "sperrig" und rätselhaft wirken, wenngleich gewöhnlich nicht so sehr, wie ▪ moderne Parabeln. Sie können aber einem heutigen Leser, insbesondere, wenn der Text aus länger zurückliegenden Zeiten stammt oder wenn er ihm Menschen- und Weltbild zugrunde liegt, die einer heutiger Leser aus verschiedenen Gründen nicht teilt, durchaus auch fremd bleiben. Dabei können auch traditionelle Parabeln Gefühle ▪ alltäglicher, ▪ struktureller und im Extremfall auch radikaler Fremdheit auslösen. Um diese zu überwinden, können aber geeignete Strategien helfen, die an ganz verschiedenen Punkten ansetzen.

Das, was traditionelle Parabeln darbieten oder erzählen, bedeuten sie "eigentlich" nicht, oder anders gesagt: Was erzählt wird, geht nicht im Erzählten selber auf, sondern ist anders gemeint. Dieser "Uneigentlichkeitscharakter" der Parabel macht auch darauf aufmerksam, dass bei ihr der "gleichnishafte Charakter als Gattungskern" immer noch spürbar ist. (Yun Mi Kim 2012, S.26)

Für die ▪ traditionelle Parabel gilt, dass ihr "Sinn nicht in der Geschichte selbst, sondern in dem, was ihr Inhalt bedeutet" (van Rinsum 1986b, S.14), liegt. Dabei ist "das Erzählte ... mehr als es selbst, es ist das in Anschauung gebrachte Gemeinte, wobei es gleichgültig ist, ob das Gemeinte eine Lehre oder auch nur eine Frage" darstellt. (Brettschneider 1971, S.74) Für die ▪ moderne Parabel gilt dies allerdings nur mit Einschränkungen.

Ihre didaktischen Ziele soll die traditionelle Parabel (auch oft, aber nicht völlig gleichbedeutend didaktische Parabel genannt) dadurch erreichen, dass sie eine Geschichte erzählt, die ihren eigentlichen Sinn erst nach der eindeutigen Übertragung auf einen außerhalb der erzählten Geschichte liegenden (Bedeutungs-)Bereich enthüllt.

Ob das Ziel erreicht wird, hängt dabei natürlich nicht nur vom Text, sondern vor allem auch vom Leser selbst ab, der aus dem Text herauslesen muss, dass etwas anderes gemeint ist, als das, was da erzählt wird, selbst wenn das Erzählte, für sich genommen, durchaus auch Sinn machen kann.

Um diesen Sinn der Parabel zu verstehen, muss der Leser in einem quasi zweistufigen Prozess zunächst einmal "erlesen", was im Text steht, und im Anschluss oder auch während des Lesens, das Gelesene auf einen außerhalb des Textes liegenden Bedeutungszusammenhang übertragen. Was dabei geschieht, verläuft aber nicht in einem schematischen Nacheinander, sondern beide Prozesse wirken ständig darauf ein, wie wir den Text verstehen.

Was dabei im Umgang mit dem Text passiert, hat man textseitig als so genannte Doppelstruktur der Parabel beschrieben. Als eine Art "Hilfskonstruktion"  (Dithmar 1970, S.15) verdeutlicht sie, in welchem strukturellen Verhältnis das Erzählte zu dem eigentlichen Gemeinten steht und wie man sich den Übertragungsprozess in einen neuen Bedeutungszusammenhang außerhalb des Textes vorstellen kann.

  • Der Bildbereich, auch Bildhälfte genannt, ist das, was in dem Text erzählt wird. Sie ist einer alltäglichen Sinngebung zugänglich, weil ihre Elemente und deren Beziehung zueinander der außertextlichen Welt entstammen, auf die sie verweisen. Dabei ordnet sich der Bildbereich dem Sachbereich unter, weil er funktional darauf festgelegt ist, das im Sachbereich liegende Allgemeine (Totalitätsbezug) in eine knappe Erzählung "zu verpacken".

  • Als Sachbereich, auch Sachhälfte oder Gedankenbereich genannt, wird das außerhalb des Textes selbst liegende Ganze (Totalität), man könnte es auch die außertextliche Welt nennen, bezeichnet. Auf diesen Sachbereich bzw. Elemente daraus, lässt sich das im Bildbereich Erzählte übertragen und dieser Brückenschlag vom Bildbereich in den Sachbereich gilt als der Schlüssel zu einem vertiefteren Verständnis einer Parabel.
    Im Idealfalle besitzen alle bedeutungstragenden Elemente des Bildbereichs auch eine analoge Entsprechung im Sachbereich, in dem Bereich also, auf den das Erzählte insgesamt verweist.

Wer den Verweisungszusammenhang von Bild- und Sachbereich in dieser Weise versteht, findet eine ▪ Vielzahl traditioneller Parabeln, welche die  literarische Kommunikation zwischen Autor / Erzähler und Leser / Hörer entsprechend der didaktischen Aufgabe der Parabel gestaltet:

  • Der Autor bzw. Erzähler kodiert seine Botschaft dabei quasi in doppelter Weise: Er erzählt die Geschichte und schreibt unter der "Oberfläche" des Textes eine eindeutige Lehre hinein. In der über den Text vermittelten Kommunikation zwischen Erzähler und Leser spiegelt sich die untergeordnete Rolle des erzählten Geschehens wieder: Der Parabelerzähler ist wegen seiner Rolle als Vermittler der "wahren" Lehre der ▪ wissende Lehrer eines in die Schülerrolle versetzten Lesers, der den Text nur dann verstanden hat, wenn er den Rezeptionsvorgaben des Erzählers folgt. Ein Musterbeispiel dafür ist ▪ Lessings (1729-1781) ▪ Ringparabel in seinem Drama ▪ Nathan der Weise (1779), bei der Nathan als Erzähler und Aufklärer des "unwissenden" Sultans Saladin agiert.

  • So bleibt dem Leser im Konzept traditioneller Parabeln nur wenig Spielraum für eigene Sichtweisen. Entweder er teilt eben die ihm vorgegebene konzeptuelle Basis, dann kann er ihren ▪ Sinn auch konstruieren, oder er tut dies nicht, und dringt damit auch nicht zu ihrem tieferen Verständnis vor.

  • und wenig Chancen für den Leser, der die konzeptuelle Basis der vermittelten Lehre nicht teilt.

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 Eine traditionelle Parabel interpretieren
Didaktische und methodische Aspekte
Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
Überblick
Aspekte der Schreibaufgabe
 Überblick
Den Bildbereich analysieren
Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
Die Textinterpretation strukturieren
  Formulierungshilfen
Typische Schreibaufgaben
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Textauswahl

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 31.03.2024

     
 
   Arbeitsanregungen:
  1. Arbeiten Sie heraus, wie die Interpretation einer traditionellen Parabel "funktioniert".

  2. Welche Bedeutung besitzt in diesem Zusammenhang, dass Erzähler und Leser über ein gemeinsam geteiltes kohärentes Weltbild verfügen sollten?

 
 
 

 
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