▪
Bausteine
▪ Eine traditionelle Parabel
interpretieren
•
Didaktische und methodische Aspekte
•
Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
▪
Überblick
▪
Aspekte der Schreibaufgabe
▪
Überblick
▪ Den
Bildbereich analysieren
▪
Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
▪
Die Textinterpretation
strukturieren
▪
Formulierungshilfen
▪
Typische Schreibaufgaben
▪
Arbeitsschritte
▪
Musterbeispiele
▪
Textauswahl
In ihrer langen Gattungsgeschichte sind sehr unterschiedliche
Erzählungen verfasst worden, denen entweder schon die Autoren selbst
den Titel ▪
Parabel gegeben haben oder die von anderen zur Gruppe der
Parabeln hinzugezählt worden sind.
Dementsprechend gibt es auch eine Vielzahl von unterschiedlichen
Ansätzen, wie man die in der ▪ Literaturgeschichte
über die Jahrhunderte hinweg entstandenen
Texte ordnen und ihre Vertreter zu einzelnen Gruppen zusammenfassen
kann.
Eine grundlegendes
Unterscheidungskriterium, mit dem man ▪ traditionelle und
▪ moderne
Parabeln voneinander unterscheiden kann, ist die didaktische
Funktion, die den traditionellen Parabeln zu eigen ist. Aus diesem
Grund werden traditionelle Parabeln auch immer wieder als
didaktische Parabeln bezeichnet.
Die Parabel war von
der Antike (Ȁsop
(ca. 600 v. Chr.) bis zur ▪
Aufklärung
(▪
Lessing (1729-1781)
eigentlich immer didaktisch: "Immer ging es ihr primär um Lehre,
während ästhetische Kategorien zurücktraten" (Brettschneider
1971,
S.71). Lehre bedeutet aber in diesem Zusammenhang nicht, dass das, was eine Parabel aussagt,
sich wie bei einer ▪ Fabel
auf eine kurze und prägnante, fast formelhafte Lehre bringen lässt. Wenn man im Zusammenhang mit Parabel von ihrer
Lehrhaftigkeit oder Lehren spricht, die sie vermitteln will, dann
handelt es sich meistens um komplexere Bedeutungszusammenhänge, die
in einem bestimmten Bezugsrahmen zu betrachten sind.
Die ästhetische
Gestaltung der Parabel diente eigentlich nur dazu, eine bestimmte
Lehre unterhaltsam und volkstümlich einzukleiden bzw. zu rahmen. Sie
war stets den didaktischen Zielen untergeordnet.
Die
Literatur der Aufklärung (1720-1785) machte indessen noch keinen
Unterschied zwischen ▪
Fabel und Parabel. Und die meisten
der zeitgenössischen regelpoetischen Abgrenzungsversuche der Genres
voneinander blieben umstritten.
Religiös ausgerichtete
Erbauungsparabeln
Bis zur geistesgeschichtlichen Epoche ▪
Aufklärung
und der gleich lautenden ▪
Literaturepoche
(1720-1785) orientierte sich die Lehre, die Parabeln verbreiten
sollten, an dem überlieferten christlichen Menschen- und
Weltbild, in dem alle Dinge in einer gottgewollten Ordnung ihren
festen Platz haben und der Sinn menschlichen Lebens sich nur in einem
»eschatologischen, auf das Jenseits gerichteten Daseinsbezug
verstehen ließ. Die Lebenswelt war bis in das 18. Jahrhundert hinein
ohne diesen Transzendenzbezug nicht denkbar.
Wohl nicht zuletzt aus diesem wurden Grund lange Zeit auch biblische
▪ Gleichnisse wegen ihrer
Ähnlichkeit als Parabeln bezeichnet. Das betraf z. B. so bekannte
biblische Gleichnisse im Neuen Testament wie z. B. das ▪
Gleichnis vom verlorenen
Sohn oder das ▪ Gleichnis vom Sämann).
Es handelte sich um
Erbauungsparabeln, die vor allem die Funktion besaßen, "religiöse
Überzeugungen zu verdeutlichen oder diese einzuüben." (Zymner 2006a,
S. 307) Der eigentliche "Sinn" einer
Parabel liegt in der traditionellen Parabel also "nicht in der Geschichte selbst, sondern in
dem, was ihr Inhalt bedeutet" (van
Rinsum 1986b, S.14) und "das Erzählte ist mehr als es
selbst" und nur "das in Anschauung gebrachte Gemeinte" (Brettschneider
1971, S.74). Die traditionelle Parabel gibt dieses
Sinnversprechen und löst es
• unter
bestimmten Voraussetzungen ein.
Die traditionelle
Parabel seit der Aufklärung
Das Zeitalter der europäischen ▪ Aufklärung
sprengte mit seinen Grundsätzen "Berufung auf die Vernunft als
Maßstab des persönlichen und gesellschaftlichen Handelns, Hinwendung
zum Diesseits, positives Menschenbild, Gleichheit aller Menschen,
Einforderung der Menschenrechte für alle Menschen, Religionskritik,
Fortschrittsglauben" (Stephan
3. Aufl. 1989, S.122) den engen Rahmen dieses aus dem
Mittelalter stammenden Ordo-Denkens und bestimmte den Standpunkt des
Menschen in der Welt neu.
Der Mensch stand fortan nicht einfach an dem Platz, den ihm eine von
Gott geschaffene Ordnung zugewiesen hatte, sondern wurde mehr und
mehr Subjekt des eigenen Daseins, je mehr es ihm gelang, sich die
Welt mittels seiner autonomen Vernunft zu erschließen. Diese
"geschichtlich vermittelte Bewusstseins- und Wahrnehmungsstruktur"
stellte den neuzeitlich-modernen Menschen vor die Notwenigkeit ,
"ausschließlich aus der Kraft und den Möglichkeiten seiner
Subjektivität den der Wirklichkeit innewohnenden Sinn zu ermitteln."
(Billen
1982 /2001, S.267)
Die engere Geschichte der traditionellen Parabel steht in der
geistesgeschichtlichen Tradition der ▪
Aufklärung
und der gleichlautenden ▪
Literaturepoche
(1720-1785).
Vom Ende des 17. Jahrhunderts bis 1778 (sog. "Latenzphase"
der Gattung, (Zymner 2006a,
S. 307) werden solche Texte
eigentlich nicht als
besondere Gattung aufgefasst, sondern wie z. B. die
biblischen
Parabeln unter dem Begriff des
Gleichnisses zusammengefasst. Oft
wird die Parabel aber auch den
Fabeln zugeordnet, von deren Begriffsentwicklung sie "wenigstens
parasitär (profitiert)". (Reallexikon
der deutschen Literatur (2007), Bd. III, S.13)
Um 1778 wird mit Lessings Text "Eine
Parabel" die Gattung in der deutschen ▪
Literaturgeschichte etabliert. Diese schon zweite
Etablierungsphase der Parabel in Deutschland (eine erste gab es
schon ab 1646 in der sog. "Lehrgedichtsphase") dauert etwa bis 1823.
In diesem Zeitraum schufen Autoren wie »Johann
Gottfried Herder (1744-1803), »Matthias
Claudius (1740-1815) (z. B. ▪ "Die
Parabel"), »Johann
Wolfgang von Goethe (1749-1832) u. a.) Parabeln, die häufig wohl
als Zugeständnis an den modischen Zeitgeschmack mit seiner
"Orientliebe" (Reallexikon
der deutschen Literatur (2007), Bd. III, S.13) eine
"»morgenländische« Einkleidung" aufwiesen. Dies führte
nicht zuletzt dazu, dass der Begriff mehr und mehr "mit religiöser
und profaner Weisheitsdichtung" (ebd.)
konnotiert
wurde.
Das bekannteste Beispiel dieser "Morgenlandphase"
genannten Phase ist wohl
Gotthold
Ephraim Lessings (1729-1781) ▪
Ringparabel
in seinem Drama ▪
Nathan der Weise
(1779) (vgl.
Zymner 2006a, S. 307)
An die "Morgenlandphase" schließt sich bis zum Beginn des 20.
Jahrhunderts die so genannte "Konservierungsphase"
an, die u. a. von Autoren wie »Franz
Grillparzer (1791-1872), »Gottfried
Keller (1819-1890) oder »Agnes
Franz (1794-1843) geprägt wurde. Ihre Arbeiten bewahren das
morgendländisch-aufklärerische Gattungserbe, indem sie sich immer
wieder auf die Klassiker der Morgenlandphase beziehen und biblische
Parabeln zeitgemäß adaptieren. (vgl.
Zymner 2006a, S. 307)
Die Umkehrung des
Verweisungszusammenhangs: Die Kontrafaktur der traditionellen
didaktischen Parabel im 19. Jahrhundert
Schon im 19.
Jahrhundert verändert sich bei einigen Autoren der
Verweisungszusammenhang von Bildbereich und Sachbereich grundlegend.
Sie beginnen dessen Funktion umzukehren.
Der Bildbereich
bzw. das darin erzählte Geschehen verliert dabei mehr und mehr seine
Funktion als "Träger einer Bedeutung" (Billen
1982/2001, S.274). Stattdessen löst er nur noch eine
Suchbewegung nach ihrem Sinn aus, die den Leser oftmals irritiert.
(vgl.
ebd.)
Auf diese Weise
wird die Parabel, in dem sie zwar weiter auf einen Bereich des
Transzendenten verweist, diesen "jedoch in ironischer Umkehrung als
sinnleer, unwirklich, wesenlos oder absurd" (ebd.)
darstellt, zu einer Art "Kontrafaktur der traditionellen
Lehrparabel". (ebd.)
Ihre Erzählformen sollen den Leser zu einem Wirklichkeitsbild
bewegen, in dem Reales und Irreales bruchlos und unvermittelt
ineinander übergehen, so wie es die Romantiker sich mit ihrer
"Verschmelzung der alltäglichen Wirklichkeit mit dem
Übernatürlich-Wunderbaren" (ebd.)
zum Programm gemacht haben. So gelangen neuartige und befremdlich
wirkende Elemente in den Bildbereich der Darstellung, die mit den
Mitteln der herkömmlichen Übertragung in einen entsprechenden
Sachbereich nicht mehr aufgelöst werden können
Was sonst typisch
für die modernen Parabeln ist, die mit ihrer "kosmologischen
Obdachlosigkeit" (Yun
Mi Kim 2012, S.22) und ihrem Verzicht auf ein in sich
geschlossenes, konsistentes Weltbild aufwarten, zeigt sich schon im
19. Jahrhundert, in dem Parabeln auch zu einem "Instrument der
Erwartungstäuschung, der Desillusionierung, der Verunsicherung" (Billen
1982/2001, S.275) werden. Der Verweisungszusammenhang wird
brüchig und der Sachbereich auf den die Bildhälfte verweist, lieg
mehr und mehr "im Nebel."
Bourk 1959, S.216, zit. b.
Billen 1982/2001, S.275)
Als Prototyp für
diese Entwicklung gilt ▪
Friedrich Hebbels
Erzählung ▪
Die Kuh",
welche die Lehrhaftigkeit der traditionellen Parabel bzw. den
Strukturmechanismus der Übertragung vom Bildbereich in den
Sachbereich durchbrochen hat.
Didaktische Parabeln
in der ideologischen Perspektive des Marxismus bzw. historischen
Materialismus
Didaktische Ziele
verfolgen auch Parabeln, deren Autoren ideologisch dem Marxismus
bzw. historischen Materialismus folgen. Dazu zählen z.
B. Parabeln von
»Bertolt Brecht (1898-1956) oder
»Günter Kunert (geb. 1926)
Der Neuansatz ohne
didaktische Funktion: Moderne Parabeln
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden traditionelle Parabeln, die religiöse
Erbauungsparabel und die in der
Tradition der Aufklärung verankerte
vernunftorientierte Parabel von der
▪ modernen
Parabel und ihren Autoren, insbesondere von ▪
Franz Kafka
(1883-1924), "in quantitativer und qualitativer Hinsicht"
(ebd.) umgekrempelt.
▪
Bausteine
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Didaktische und methodische Aspekte
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Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
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Bildbereich analysieren
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Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
31.03.2024
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