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Bausteine
▪ Eine traditionelle Parabel
interpretieren
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Didaktische und methodische Aspekte
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Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
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Überblick
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Aspekte der Schreibaufgabe
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Überblick
▪ Den
Bildbereich analysieren
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Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
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Die Textinterpretation
strukturieren
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Formulierungshilfen
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Typische Schreibaufgaben
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Arbeitsschritte
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Musterbeispiele
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Textauswahl
Parabel
Nathanael, ein
treuherziger, aufrichtiger Mann, saß unter einem Feigenbaum, an welchem
sich eine Weinrebe hinaufschlang und, mit den Feigen- und Weinblättern
vereinigt, dichten Schatten breitete. Er aß von den Feigen und der
Rebenfrucht und gedachte mit Behagen der Fülle und Sicherheit, welche
durch den Baum und die Reben angedeutet wurden. Freudig redete er sein
Schattenzelt an: "Wie soll ich dir lohnen, milder, gastfreier
Feigenbaum, für die süßen Früchte, die du mir jährlich so reichlich
spendest, und was besitze ich, edler Weinstock, womit ich deine
Freudengaben erwidern könnte? Meine geringe Mühe, euch zu behacken, zu
düngen, zu reinigen und zu pflegen, vergeltet ihr mir mit überreichen
Geschenken; ja, wenn ihr mir auch gar keine Frucht vergönnet, wenn ihr
mir nur die Frische eures vollen, duftenden Schatten vergönnet, so wäre
dafür schon mehr als genug getan, und ich bliebe euer Schuldner; die
Menge eurer Wohltaten machten mich zu einem Undankbaren." Da erwiderte
der Feigenbaum mit frommem Rauschen über Nathanaels Haupt: "Nicht uns,
sondern deinem und unserm Gott gib Dank und Ehre für unsere Gaben!" Da
flüsterte das Rebenlaub heilig über Nathanaels Haupt: "Nicht mir,
sondern dem Anwalt Gottes sollst du deinen wirklichen dank erstatten;
schau um dich!" Nathanael sah um sich her, da trat die Armut vor ihn
hin, und die Zweige des Feigenbaums und des Weinstocks deuteten auf sie,
Und Nathanael teilte die Früchte mit ihr, ja selbst seinen Mantel, und
war selig und zufrieden, und sein Dach trug doppelte Früchte; denn so
zwei sich sättigen an einem Brot in Liebe, macht der Herr es doppelt so
groß.
Dieses Werk (Almosen, von
Clemens Brentano, das durch Gert Egle gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.