▪
Bausteine
▪ Eine traditionelle Parabel
interpretieren
•
Didaktische und methodische Aspekte
•
Quicke: So interpretiert man eine traditionelle Parabel
▪
Überblick
▪
Aspekte der Schreibaufgabe
▪
Überblick
▪ Den
Bildbereich analysieren
▪
Elemente des Bildbereichs in einen Sachbereich übertragen
▪
Die Textinterpretation
strukturieren
▪
Formulierungshilfen
▪
Typische Schreibaufgaben
▪
Arbeitsschritte
▪
Musterbeispiele
▪
Textauswah
Es war eine Zeit, wo die
Menschen sich mit dem, was die Natur brachte, behelfen und von Eicheln
und anderer harter und schlechter Kost leben mussten. Da kam ein Mann,
mit Namen Osiris1, von Ferne her und sprach zu ihnen: "Es
gibt eine bessere Kost für den Menschen und eine Kunst, sie immer
reichlich zu schaffen; und ich komme, euch das Geheimnis zu lehren."
Und er lehrte sie das
Geheimnis und richtete einen Acker vor ihren Augen zu und sagte: "Seht,
das müsst ihr tun! Und das Übrige tun die Einflüsse des Himmels!"
Die Saat ging auf und
wuchs und brachte Frucht, und die Menschen waren des sehr verwundert und
erfreut und bauten den Acker fleißig und mit großem Nutzen. In der Folge
fanden einige von ihnen den Bau zu simpel, und sie mochten die
Beschwerlichkeit der freien Luft und Jahreszeiten nicht ertragen.
"Kommt", sprachen sie, "lasst uns den Acker regelrecht und nach der
Kunst mit Wand und Mauern einfassen und ein Gewölbe darüber machen und
denn2 darunter mit Anstand und mit aller Bequemlichkeit den
Ackerbau treiben; die Einflüsse des Himmels werden so nötig nicht sein,
und überdem sieht sie kein Mensch." "Aber", sagten andere, "Osiris ließ
den Himmel offen und sagte: 'Das müsst ihr tun, und das Übrige tun die
Einflüsse des Himmels!'" "Das tat er nur", antworteten sie, "den
Ackerbau in Gang zu bringen; auch kann man noch den Himmel an dem
Gewölbe malen." Sie fassten darauf den Acker regelrecht und nach der
Kunst mit Wand und Mauern ein, machten ein Gewölbe darüber und malten
den Himmel daran. - Und die Saat wollte nicht wachsen! Und sie bauten
und pflügten und düngten und ackerten hin und her. - Und die Saat wollte
nicht wachsen! Und sie ackerten hin und her.
Und viele von denen, die
umherstanden und ihnen zusahen, spotteten über sie! Und am Ende auch
über den Osiris und sein Geheimnis.
Dieses Werk (Eine Parabel, von
Matthias Claudius, das durch Gert Egle gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.
1 »Osiris:
»altägyptischer
»Gott
des »Jenseits
(Totengott),
der »Wiedergeburt
und des »Nils.
Der zugehörige »Osirismythos
gilt als übertragener Mythos auf die Natur, ohne dass der »Fruchtbarkeitsgott
Osiris aber auch selbst als »Vegetationsgott
wirkt, wie dies in dem Text von Claudius zum Ausdruck kommt; der
Osiriskult verbreitete sich später auch in der gesamten »hellenistischen
Welt
2 denn = dann