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Die multimediale Interpretation von Lyrik
ist eine Form des →gestaltenden
Erschließens literarischer Texte. Die Schreib- und Gestaltungsaufgabe
ist kein Bestandteil der schriftlichen Abiturprüfung, zumal sie unter den
normalen Prüfungsbedingungen nicht erstellt werden kann. Sie kann aber
durchaus Teil einer
Präsentationsprüfung werden und damit in die mündliche Abiturprüfung
eingehen, sofern die
rechtlichen Bestimmungen dafür, insbesondere das Fach Deutsch, nichts
anderes vorsehen.
Das multimedial-gestaltende Interpretieren ist eine Erschließungsmethode
für einen literarischer Text, die auf kreativen Ideen und Techniken beruht.
Es verlangt auch eine ganze Reihe der auch sonst für das gestaltende
Erschließen literarischer Texte nötigen Kompetenzen. Ohne Erfassung des
Textes, ohne die Herstellung eines Textverständnisses in Form des
untersuchenden Erschließens
können nämlich weder die multimedialen Gestaltungsmöglichkeiten eines Textes
erkannt, noch eine Gestaltung erreicht werden, die eigenständig,
einfallsreich, überzeugend strukturiert und sich nuancenreich
korrespondierend oder auch kontrastierend zu dem zu interpretierenden Text
verhält. Darüber hinaus ist →Medienkompetenz
erforderlich, um den unterschiedlichen Anforderungen in den Bereichen →Medienkritik,
→Medienkunde,
→Mediennutzung und
→Mediengestaltung
beim multimedialen Interpretieren gerecht werden zu können.
Analog zu dem in den
Einheitlichen Prüfungsanforderungen im Zusammenhang mit dem gestaltenden
Schreiben dargestellten Einschränkungen, darf die Textvorlage auch beim
multimedialen Interpretieren nicht einfach nur bloßer Auslöser eines subjektiven
oder imitativen Produktionsprozesses dienen. Das heißt, dass nicht jede
Idee, jede typografische
Gestaltung oder jedes Bild allein dadurch gerechtfertig werden kann,
dass es zur (vermeintlichen) Bewältigung der Schreib-/Gestaltungsaufgabe
herangezogen wird. Auch für die multimediale Interpretation gilt, wenn auch
in einem weiteren Sinne, dass der
Textbezug klar
erkennbar sein sollte.
Allerdings kann die multimediale Interpretation von Lyrik aber auch, sofern
dies didaktisch begründet ist, in einer Art freier Assoziation Text-, Bild-,
Film- und Tonelemente miteinander kombinieren, um den individuellen
Assoziationsprozess
zu dokumentieren oder
Konnotationen darstellen, die in der Gesellschaft ganz allgemein mit
bestimmten Aussagen, Motiven etc. eines Liebesgedichts in Verbindung
gebracht werden. In dieser Form ähnelt es dem
freien, assoziativen Schreiben,
allerdings mit der Einschränkung, dass das Schreiben bei der Notation von
Gedanken und Gefühlen meistens erheblich schneller vonstatten geht, als die
Auswahl von multimedialen Objekten. Ob man in diesem Zusammenhang dann
überhaupt noch von einem dem freien, assoziativen Schreiben vergleichbaren
Produktionsprozess sprechen kann, steht dabei natürlich prinzipiell in
Frage.
Zu den Arbeitsaufgaben, die beim multimedial-gestaltenden Interpretieren
bewältigt werden müssen, zählen u. a.:
-
Eine differenzierte Erfassung
des Gedichts
-
Die Verdeutlichung des
Textverständnisses mit multimedialen Gestaltungsmitteln und Codes
-
Erkennen der
Gestaltungsmöglichkeiten, die das Gedicht enthält
-
Sensible, und vor allem
(medienkompetente Nutzung der
Gestaltungsmöglichkeiten, die das Gedicht eröffnet (z. B.
-
Überzeugende Strukturierung
der eigenen multimedialen Gestaltung
-
Eine geeignete multimediale
Umsetzung bestimmter iterarischer Muster, Motive etc.
-
Die Herstellung nuancenreiche
Korrespondenz- oder Kontrastbezüge zu Stil und Strukturen der
Gedichtvoralge
-
Eigenständigkeit der
Gestaltung
-
Einfallsreichtum bei der
Gestaltung (Wagnis und Kreativität)
-
ggf. überzeugende Reflexion
der eigenen Gestaltung
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.09.2013 |
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