SO bleibt auf ewig nun das alte Jahr
zuruͤcke;
Wie theilt der Soñen-Lauf ſo ſchnell die Zeiten ab!
Wie ſchleppet uns ſo bald das Alter in das Grab!
Das heißt wol ſchlecht gelebt; Die wenig Augenblicke/
In welchẽ viel Verdruß vermiſcht mit
ſchlechtem Gluͤcke/
Und lauter Unbeſtand ſich zu erkennen gab;
Das heißt wol ſchlecht gewohnt/ wenn uns der Wander-Stab
Nie aus den Haͤnden koͤmmt; Wenn wir durch Liſt und Stricke
Hinſtraucheln in der Nacht/ da wenig
Licht zu ſehn/
Und Licht dem allemahl nicht ſicher nachzugehn.
Denn ſo der Hoͤchſte nicht ein eignes Licht wil weiſen/
Das/ wenn wir uns verwirrt/ uns Sinn
und Augeruͤhrt/
Iſt alles Licht ein Licht das zur Verdamniß fuͤhrt:
O gar zu kurtze Zeit! O gar zu ſchweres Reiſen!
(aus: [Canitz, Friedrich
Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg.
v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.)
Quelle: [Canitz,
Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener
Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700. In: Deutsches
Textarchiv <
https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700 >,
abgerufen am 10.07.2021. -
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