WEr stets mag sitzen
neben dir
1.
WEr stets mag sitzen
neben dir, O Schöne, schawet dein Lachen, höret dein Gethöne, der kan
den Göttern gleich geschätzet werden, billich auf Erden.
2.
Diß macht mein Hertze
gantz und gar verzücket: Da ich nur einmahl dein Gesicht erblicket, bin
ich verstummet; vor der süssen Reden, muß ich erblöden.
3.
Es steht die Zunge, kan
auch nicht mehr so sprechen, weil mir die Stimme schon wil zerbrechen,
ich bin entzündet, die verliebten Flammen, schiessen zusammen.
4.
Das Ohr erklinget, beyde
Liechter weichen, der Schweiß durchdringet mein Gebeine ingleichen,
schauern und zittern fallen hin vnd wieder, über die Glieder.
5.
Ich bin verblasset wie
die dürren Kräuter, fast gantz entseelet, kan auch gar nicht weiter, der
Athem schwindet, daß ich nun muß werden, schleunig zur Erden.
(Quelle: Venus-Gärtlein.
Ein Liederbuch des XVII: Jahrhunderts. Nach dem Drucke von 1656,
herausgegeben von Max Freiherrn von
Waldberg, Halle a. S.: Max Niemeyer 1890, S. 127) - pd -
gemeinfrei)