Wie jemand seine Stellungnahme
schreibt, hängt von vielen Faktoren ab
Die
Art und Weise, wie jemand seine ▪
Stellungnahme
schreibt und die Arbeitsschritte, die er/sie dazu durchführt,
hängen von vielen Faktoren ab. Manche folgen einfach ihrem
"Gefühl", andere mühen sich von Satz zu Satz, schreiben Konzepte
und versuchen, das, was sich in ihren Augen bzw. ihrer
bisherigen Schreibpraxis als tauglich und mehr oder weniger gut
erwiesen hat, zur Bewältigung der Schreibaufgabe einzusetzen.
Manch einer macht sich schon einmal Gedanken über sein Schreiben
(metakognitive
Kompetenz), andere machen es "halt wie immer".
Kommt es zu Problemen mit der schriftlichen Stellungnahme, bleiben viele einigermaßen ratlos. In jedem Fall lohnt es
sich, möglichst zügig über deren Ursachen nachdenken, um die
"Lust am Schreiben" oder besser gesagt: die eigene
Schreibmotivation zu erhalten.
Schließlich muss man ja nicht
nur daran glauben, dass man auch in diesem Fall lernfähig ist
und sich verbessern kann, sondern auch wissen, wie man dies
erreichen kann. Gängige ▪
Alltagshypothesen über das
Schreiben, das dem einen angeblich liegt und der anderen
nicht, führen hier nämlich nicht weiter. Wer sich hingegen
angemessen selbst einschätzen kann, kann auch
Schreibhemmungen und ▪
Schreibstörungen und -blockaden, die einem ganz schön zu
schaffen machen können, leichter überwinden.
▪
Allgemeiner Fragebogen zur Selbsterkundung des eigenen
Schreibens
Schreiben ist immer ein vielschichtiger Prozess und keine
"Naturgewalt"
Wie man auch zur Bewältigung der Schreibaufgabe
vorgeht, immer spielen drei Prozesse beim
▪
Schreibprozess
eine Rolle, nämlich
▪
Planen,
▪
Formulieren und
▪
Überarbeiten (Hayes/Flower 1980).
Diese drei Prozesse werden bei der Bewältigung einer
Schreibaufgabe nicht in einem linearen phasenweisen Nacheinander
sukzessiv abgearbeitet oder müssen so abgearbeitet werden,
sondern können und werden auf vielfältige Art und Weise
aufeinander bezogen. (Rekursivität)
Sie können sich, z. B. miteinander vermischen, können nach
Belieben und beliebig oft wiederholt werden und finden oft auch
gleichzeitig statt. Dennoch sind es unterschiedliche Prozesse,
die auch Verschiedenes zum Schreiben beitragen.
Dementsprechend stehen sämtliche Arbeitsschrittmodelle stets
unter dem Vorbehalt der Rekursivität, d. h. sie bilden zwar ein
lineares Nacheinander von Arbeitsschritten ab, erheben aber
nicht den Anspruch, dass nur durch
ein
linear-sequenzielles Bearbeiten eines Schrittes nach dem
anderen, die Schreibaufgabe bewältigt werden kann.
Analog dazu gilt, dass bestimmte ▪
Schreibstrategien und solche Arbeitsschrittmodelle also
auch ▪
nie Patentrezepte für das Erstellen von Texten
sind. Wie jemand
die Schreibaufgabe zur Stellungnahme letzten Endes angeht und bewältigt, hängt
nämlich von zahlreichen Faktoren
ab, wie z. B. der Person,
ihren Schreiberfahrungen und -routinen (Schreibentwicklung), ihrer
Motivation beim
Schreiben, der Schreibaufgabe, dem
Setting, in dem diese angegangen wird, und schließlich dem Texttyp
selbst. (vgl.
Mrotzek/Böttcher
2011, S. 39)
Wer sich also dafür entscheidet, die vorgestellten Wege zu
gehen, entscheidet sich zunächst einmal dafür, einen solchen Weg
zu erproben. Am Ende muss der Schreiber bzw. die Schreiberin
selbst darüber entscheiden, ob er/sie damit klarkommt und die
gesetzten Schreibziele erreicht. Und natürlich kann man immer
auch nur einzelnen Arbeitsschritten folgen und sich sein eigenes
Arbeitsschrittemodell "zimmern".
Arbeitsschritte für das produktorientierte oder das
prozessorientierte Schreiben
Die
Arbeitsschritte für das Schreiben einer ▪
Stellungnahme
unterscheiden sich neben den Unterschieden bei der
Schreibaufgabe (Lern-,
Übungs-
oder Leistungsaufgaben)
im Allgemeinen dadurch, ob sie für ein Schreiben gedacht sind,
bei dem ▪ jede/r für sich allein
schreibt und es vor allem darauf ankommt, was am Ende dabei
für ein Text herauskommt (produktorientiertes Schreiben) oder ob
das Schreiben, zumindest ▪ teil- bzw.
schrittweise im Team erfolgt (prozessorientiertes
Schreiben).
▪
Produkt- und prozessorientiertes Schreiben
(Schreibdidaktik)
Arbeitsschritte hängen auch von der allgemeinen Schreibaufgabe
ab
Die Arbeitsschritte, die man zur Bewältigung
durchführen sollte, hängen auch von
der ▪ Art der Schreibaufgabe
ab, auf die das hier vorgestellte Arbeitsschrittemodell nicht in
jedem Fall angewendet werden kann. Dieses ist für
Schreibaufgaben gedacht, in denen die ▪
Stellungnahme
eine eigenständige ▪
schulische Schreibform
darstellt. Dabei werden
Aufgaben, die mit einer vorgegebenen Kommunikationssituation,
aber ohne bestimmtes
Textmuster,
verknüpft sind, im Rahmen des Modells berücksichtigt.
Stellungnahmen, die im Rahmen eines bestimmten
Textmusters
geschrieben werden sollen,
wie z. B. als ▪
Stellungnahme in einem privaten Geschäftsbrief
oder in Form
eines
kommentierenden Leserbriefs
werden in den jeweiligen Arbeitsbereichen behandelt. Ebenso
verhält es sich mit Schreibaufgaben zur Stellungnahme, die als
Zusatzaufgabe bei einer anderen Schreibform wie z. B. der
erweiterten Inhaltsangabe oder bei einer ▪
Schaubildanalyse vorkommen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
30.12.2023
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